Schönen Vormittag Euch Allen!
Nun hatte ich gedacht, dass ich, auch durch eure Hilfe, mit meiner Mutter in eine ruhige Phase komme, dann ist da wieder was.
Am Montag fuhr ich nichtsahnend in Heim. Ich hatte noch neue Kleidung besorgt, da meine Mutter ja so abgenommen hatte. Als ich ins Zimmer kam, war das Bett schräg an der Wand und eine Pflegerin saß am Bett. Mama reagierte nur beschränkt auf mein Kommen. Sie lag nur da mit röchelnder Kehle und offenem Mund. Mir wurde erzählt, dass sie am Sonntag fast im Sitzen zusammengeklappt war und dass sie seit dem schwächer und schwächer geworden war. Man hatte ihr mit Löffel Getränke und Essen (neuerdings gemischt mit Sondennahrung - zur besseren Kalorienzufuhr) eingegeben. Sie hatte auch warme Hände und Füße, wahrscheinlich durch die intensivere Nahrung. Die letzten Monate waren die Hände durchs Abnehmen immer kalt gewesen.
Ich habe halt wieder schwedische Kinderlieder gesungen und sie dabei beobachtet. Gleichzeitig wartete ich auf die Ärztin. Sie lag da mit offenen Augen, die Pupillen rutschten runter, wie beim Einschlafen, der Mund war offen und sie röchelte, eine Mischung aus Schnarchen und Luft holen. Ein bißchen kenne ich dies ja, da meine Mutter immer geschnarcht hat und dabei auch so komische Aussetzer hatte. Die Ärztin kam dann und verschrieb Antibiotika, sie vermutete einen Infekt.
Gestern war es nur beschränkt besser und die Schwestern-Chefin meinte, es sei eine Gratwanderung, ob Krankenhaus, oder nicht. Sie solle ja nicht gequält sein, andererseits will man die alten Herrschaften so lange wie möglich daheim lassen. Darum hatte ich dann auch gebeten, da mir die freundschaftliche Pflege wichtig erschien. Alles in allem meinen sie aber, dass der Infekt begleitet ist von einem Schub im Gehirn. Sie meinte, da sei zusätzlich noch was vor sich gegangen
, aber das wird sich zeigen.... Hauptsächlich wollte sie aber dem Antibiotikum auch Zeit geben zu wirken.
Am Abend war ich noch mal bei ihr, aber da hat sie mich gar nicht bemerkt. Sie schien gut und tief zu schlafen und heute ist sie, laut Telefonat, frischer. Gott sei Dank!
Ich war diesmal viel ruhiger. Vielleicht war dies auch die Heimatmosphäre im Gegensatz zum Krankenhaus vor 2 Monaten. Ich will nur nicht, dass sie leidet, aber sie wirkt selbst gar nicht berührt. Nur wenn sie hustet, dann tut sie mir unsagbar leid, es muss grauslich sein, zwischen Luft holen und husten zu pendeln. Da kamen auch Tränen, aber dann lag sie wieder da und atmete phasenweise ruhig und dann wieder lauter.
Was mich selbst beschäftigt: Ich hatte nicht das Bedürfnis, meine Schwester zu kontaktieren. Sie kommt ja eh so selten bis gar nicht - aufscheuchen wollte ich auch nichts. Vielleicht hatte ich auch eine innere Sicherheit, dass es eh wieder wird. Wäre es heute nicht besser, dann hätte ich sie gebeten zu kommen, aber so werde ich es einfach nun telefonisch erzählen - findet ihr das schlimm? Grübel, grübel,... Vorenthalte ich meiner Schwester was? Meiner Mutter?
Danke wieder mal, dass ich erzählen konnte, allein das Schreiben tut soooo gut!!!
Liebe Grüße,
Anita!