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| Diagnose Demenz - und niemand will helfen! | |
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Melli Neu im Forum
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| Thema: Diagnose Demenz - und niemand will helfen! Sa 01 Okt 2011, 20:04 © Melli | |
| Hallo zusammen,
ich fasse mal kurz zusammen:
Meine Oma (74 Jahre) leidet seit der Krebserkrankung meines Opas (Diagnose 2008) an Demenz. Seit seinem Tod (10/2010) wird es immer schlimmer. Im Juli diesen Jahres wurde sie untersucht und die Diagnose Demenz wurde schriftlich festgehalten. Die diagnostizierende Ärztin hat dem Hausarzt einen Bericht zukommen lassen, in welchem unter anderen angeordnet wurde, Medikamente zu verschreiben.
Aufgrund Urlaubszeiten etc. zögerte sich das Ganze in die Länge, so dass ein Gespräch mit dem Hausarzt erst letzte Woche stattfinden konnte. Er hat bereits mit meiner Oma gesprochen, doch sie verweigert jede Medikamentenaufnahme, da sie der festen Überzeugung ist, dass sie gesund ist. Sie verweigert eine Unterschrift unter einer Vorsorgevollmacht, also ist sie immernoch Herrin der Lage.
Es ist jedoch mittlerweile so schlimm, dass sie mit gepackten Koffern am Straßenrand steht oder mitten in der Nacht von Nachbarn "aufgegabelt" wird und der Meinung ist, sie hätte einen Katzenschwanz in der Hand (es war ein stinknormales Band) und sie müsse die dazugehörige Katze finden. Meine Mutter (die sich voll und ganz für sie aufopfert) wird schon von Nachbarn angesprochen, was mit meiner Oma nicht stimmt, weil ständig Kleidungsstücke oder Sofakissen im Treppenhaus liegen (meine Oma wohnt im Erdgeschoss, es kann also jeder sehen). Meine Mutter muss sich mittlerweile schon bis aufs übelste von ihr beschimpfen lassen, weil sie vor kurzem bei der Krankenkasse einen Antrag auf Pflegegeld beantragt hat. Nun hat meine Oma ja Post bekommen und meine Mutter ist wieder der Bumann. Sie schreit meine Mutter an und sagt, sie will sie nie wieder sehen und ein paar Stunden später ruft sie wieder an und weiß von nichts. Ich kann nicht mehr zusehen, wie meine Mutter von der Krankheit meiner Oma zerstört wird.
Sämtliche Ärzte/Behörden sagen, dass es noch nicht schlimm genug ist, um sie beispielsweise gerichtlich zu entmündigen. Wie schlimm muss es denn noch werden????
Vielen Dank für Ratschläge... Ich bin mit meinem Latein am Ende... |
| | | Marie Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Diagnose Demenz - und niemand will helfen! Sa 01 Okt 2011, 20:20 © Marie | |
| Liebe Melli, Die Behörden haben sicher Recht - aber um eine Entmündigung geht es ja auch gar nicht. Die ist heute kaum noch durchzusetzen und auch nicht nötig. Ihr müßtet lediglich durch das Gericht einen Betreuer festlegen lassen. Das kann (und sollte wenn möglich) jemand aus der Familie sein. Wenn die Situation aber so ist, daß die Oma besonders gegen Familienmitglieder aggressiv ist bzw. die Familie sich nicht einig ist, wer oder was unternommen werden soll, kann man auch einen externen Betreuer (es gibt haupt- und ehrenamtliche) einsetzen lassen. Niemand weiß, wie lange so eine aggressive Phase dauert - aber es steht fest, daß es sich um eine vorübergehende Phase handelt. Ich glaube, wir hier können alle ein Lied davon singen. Ich mußte vom Gericht nicht als Betreuerin meines Vaters eingesetzt werden, weil er bereits viele Jahre bevor seine Demenz offensichtlich wurde, mir und meinem Sohn eine Generalvollmacht erteilt hat. Das hat es mir z.B. ermöglicht zu vereinbaren, daß Post der Krankenkasse, des Pflegedienstes, Rechnungen usw. gar nicht mehr zu ihm kommt sondern gleich an mich geschickt wird. Den Antrag auf Pflegestufe konnte ich auch selbständig stellen. Den hätte er damals bestimmt nicht unterschrieben. Ich wünsche Dir und Deiner Mutter viel Kraft. Bitte denkt immer daran: Das Beschimpfen ist nicht persönlich gemeint. Es ist einfach Ausdruck der Krankheit. Lies' hier ein paar Beiträge und Du wirst sehen, daß Du mit Deinen Problemen nicht allein stehst. Manchmal hilft einem schon, einfach mal alles von der Seele zu schreiben. Kleiner Nachsatz: Sorry Melli. So neu bist Du ja gar nicht mehr hier. Alzheimer läßt grüßen - ich hab's nicht gleich gemerkt, lasse aber jetzt mal alles so stehen. |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Diagnose Demenz - und niemand will helfen! So 02 Okt 2011, 10:11 © sylvia | |
| liebe Melli, hat sie schon eine Pflegestufe? Wie wäre es mit Kurzzeitpflege im Stift? Dann könnte man überleiten. Viel Kraft. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Diagnose Demenz - und niemand will helfen! So 02 Okt 2011, 13:31 © Biggi | |
| Liebe Melli, eine Entmündigung gibt es heute nicht mehr. Es ist heute die Betreuung. Und ein Facharzt und auch ein Amtsrichter kann durch gezielte Fragen und Tests feststellen, ob deine Oma noch geschäftsfähig ist. So war es bei uns damals auch. Ein Amtsrichter hat einen Hausbesuch bei Mutter gemacht, bei dem wir auch anwesend waren. Danach hat mein Mann die Betreuung übernommen, als feststand, dass sie nicht mehr geschäftsfähig ist. Vielleicht könnt ihr ihr die Medikamte als was anderes verkaufen. Z.B. Vitamin- oder Blutdrucktabletten... Und, wie unsere Marie schon schrieb, darf deine Mutter das Beschimpfen nicht persönlich nehmen. Ich weiss, dass es schwer ist. Aber so hart es ist, da muss man durch. Alles Liebe wünscht Biggi
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen --- |
| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Diagnose Demenz - und niemand will helfen! So 02 Okt 2011, 15:06 © Rita | |
| Liebe Melli,
leider kann nicht sagen wie's in Deutschland ist, aber für hier, die Schweiz würd ich sagen : geh mit deinem Anliegen zum Friedensrichter, die kümmern sich um alles.
So habe ich es mit meinem Vater gemacht, wo er total ausrastete und nicht mehr zurechnungsfähig schien. Die Friedensrichterin hat den Fall behandelt, meine Eltern auch 2 x besucht 1 x musste er zu ihr. Sie sagten zu Beginn jedoch nicht sie wären Friedensrichter und ich hätte sie gebeten den Besuch zu machen, sondern einfach dass sie sich um ältere Leute kümmern. So klappte es prima und jetzt ist die Situation wesentlich besser als früher. Vater ist sogar einverstanden endlich sein Knie operieren zu lassen und in der Zeit Mama in "Urlaub" in ein Pflegeheim zu geben (sie hat Demenz und ist jedoch mittlerweilen auf 24h Pflege angewiesen, Vater hat keine Demenz, nur 'nen sturen Dickschädel, wobei man manchmal doch auch denkt der hat mehr als nur 'nen sturen Kopf, aber wissen tun wir's nicht), und sogar ist er einverstanden nach der OP den Rest der 2 Monate mit Mama im Heim zu verbringen, bis er wieder gesund ist und nach Hause kann!
Warum's bei ihm so lange geht? Weil er ja Mama pflegen muss, und es nicht geht wenn er selber an Krücken geht und sich kaum bewegen kann.
Informier dich, bei euch gibt's bestimmt auch sowas wie der Friedensrichter bei uns.
Wie jemand vor mir schon sagte, Amtsgericht?
Ich drück dir die Daumen.
Rita |
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