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| Oma braucht Hilfe... Verweigert aber alles =( | |
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Melli Neu im Forum
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| Thema: Oma braucht Hilfe... Verweigert aber alles =( Sa 09 Jul 2011, 11:00 © Melli | |
| Hallo zusammen, ich bin neu hier, weil ich einfach verzweifelt bin und nicht mehr weiß, was ich machen kann. Es ist so, dass meine Oma (74 Jahre) vor 3 Jahren anfing, hin und wieder Dinge zu vergessen und durcheinander zu bringen. Das war kurz nach der Diagnose, dass mein Opa an Darmkrebs erkrankt ist. Wir haben uns daher noch keine ernsthaften Sorgen gemacht, da es erstens ein harter Schlag für sie (und uns alle) war und sie ja nun auch nicht mehr die Jüngste ist. Im Oktober letzten Jahres ist mein Opa verstorben. Seitdem lebt sie alleine. Wir hatten gehofft, dass sie sich dann wieder aufrafft und im Kopf wieder einiges klarer wird. Leider wird es aber zunehmend schlechter. Sie hat immer öfters Momente, in denen man sie einfach nicht mehr wieder erkennt. Sie redet wirres Zeug, es sind Leute (Krankenschwester, Handwerker etc.) in ihrer Wohnung, mein Vater würde täglich bei ihr auf der Couch sitzen und die Fernsehsender verstellen, hin und wieder sitzt sie gemeinsam mit meinem Opa am Tisch und isst und vor Kurzem wurde sie nachts von der Polizei nach Hause gebracht, weil sie meinem Opa nach draußen gefolgt ist. Leider ist sie von Natur aus ein sehr sturer Mensch und möchte das nicht wahrhaben, wenn man versucht, ihr zu erklären, dass man sich Sorgen macht. Meine Mutter opfert sich für sie auf. Seit dem Tod meines Opas ist meine Mutter so gut wie jeden Tag bei ihr und macht Besorgungen oder hilft dabei, die selbst versteckten Schlüssel oder sonst welche Gegenstände zu suchen. Meine Oma ruft sie bis zu 20 mal am Tag an. Wenn sie sie nicht erreicht, meldet sie sich dann bei mir, um zu fragen, wo meine Mutter ist. Wenn ich sie allerdings frage, ob ich ihr irgendwie helfen kann, verneint sie das gleich. Sie sagt, sie will ausschließlich meine Mutter sprechen. Sie sagt auch, dass sie keine fremde Hilfe in Anspruch nehmen wird, solange sie noch ihre Tochter hat. Versteht mich nicht falsch, aber ich werde manchmal so sauer auf sie, weil meine Mutter mir so leidtut. Die Ehe meiner Eltern leidet auch schon bereits unter Omas "Terror", wie mein Vater es so schön nennt. Vor kurzem ist mir dann der Hut hochgegangen, weil ich nicht mehr mit ansehen kann, wie meine Mutter sich so kaputtmacht und kein eigenes Leben mehr hat. Ich war mit ihr bei einer Beratungsstelle für Demenz und dort sagte man uns, dass wir als allererstes eine Diagnose bräuchten. Wir hatten beide schon direkt die Verzweiflung im Gesicht, weil wir wissen, dass sich meine Oma NIEMALS freiwillig einer solchen Untersuchung unterziehen lassen würde. Da ich aber finde, dass es absolut unumgänglich ist, habe ich einen Termin bei einer Gedächtnisambulanz gemacht. Dieser ist übernächste Woche. Ich habe meiner Mutter versprochen, sie dabei zu unterstützen und mir irgendwas einfallen zu lassen, wie wir Oma da hinbekommen. Die einzige Idee, die ich hatte, war, ihr zu erzählen, dass es nun gesetzlich vorgeschrieben ist, dass Senioren ab 70 Jahren, die alleine leben, sich jährlich einer Gedächtnisuntersuchung unterziehen lassen müssen, da die Unfälle aufgrund "nicht ausgeschaltetem Herd" etc. zunehmen. Ich frage mich nun die ganze Zeit, ob dies überhaupt moralisch vertretbar ist. Ich will sie nicht anlügen, aber die Wahrheit sieht sie nicht ein... und eigentlich will ich ja nur helfen. =( Und was soll ich nur machen, wenn sie sich trotzdem weigert??? So kann es doch nicht weitergehen und wir wollen sie nicht zwingen... Sorry, der Text wurde nun doch ein wenig länger... Also schon mal Danke für Antworten oder Erfahrungsberichte, die ähnlich aussichtslos scheinen... |
| | | Marie Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Oma braucht Hilfe... Verweigert aber alles =( Sa 09 Jul 2011, 11:22 © Marie | |
| liebe Melli, Dein Problem ist ein großes aber es geht Dir wie Vielen in einer ähnlichen Situation. Ich denke, daß Deine Notlüge durchaus moralisch vertretbar ist. Auf die Idee muß man erst mal kommen. Vielleicht hilft sie sogar einigen anderen. Du solltest aber mit dem Arzt absprechen, unter welcher Voraussetzung Deine Oma zu ihm kommt. Ich meine, er wird "mitspielen". Ich habe zum Beispiel meinen Vater mit einer fingierten Einladung (schriftlich und per Post) zu einem Schnuppertag in einer Tagespflege des DRK bekommen. Was die Behauptungen Deiner Oma betrifft, jemand würde die Fernsehsender verstellen oder es wären Fremde in der Wohnung, so ist sie davon wirklich überzeugt. Es hilft ihr also nicht, wenn jemand widerspricht. Das ist ein Punkt, an dem ich mit meinem Vater auch oft nicht weiter weiß und ab und zu auch mal ärgerlich werde und auf "Heinzelmännchen" verweise. Er weiß dann zumindest, daß ich ihm nicht glaube und das ist eigentlich gar nicht gut für uns beide. Wenn Deine Mutter jetzt schon überfordert scheint, dann braucht Ihr die Diagnose für die Oma schnell und dann Hilfe von einem Pflegedienst. Das muß aber zuerst Deine Mutter verstehen. Es hilft Deiner Oma nicht, wenn Deine Mutter schlapp macht oder Ärger in ihrer Ehe bekommt. Dein Vater muß auch möglichst schnell verstehen, daß Deine Oma niemanden aus bösem Willen schikaniert sondern es Ausdruck ihrer Krankheit ist. Wenn Du ein wenig hier im Forum herumliest, findest Du noch den einen oder anderen Beitrag zu Deinem Problem. Wenn es Fragen gibt: Immer her damit. Irgendwer hier wird schon eine Antwort wissen oder einen Rat geben können. Scheue Dich auch nicht, Dir einfach den Frust von der Seele zu schreiben. Das hilft manchmal auch schon ein bißchen weiter. Ich denke, Du bist auf einem guten und praktikablen Weg. Wenn Du die volle Unterstützung Deiner Eltern erreichen kannst, geht es vorwärts. Schön, daß Du Dich selbst so in das Geschehen einbringst. |
| | | jellyamber Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Oma braucht Hilfe... Verweigert aber alles =( Sa 09 Jul 2011, 11:45 © jellyamber | |
| Liebe Melli, gut, dass du dich hier angemeldet hast. Du wirst hier viele viele Gleichbetroffene finden, deren Schilderungen gleich oder ähnlich sind wie deine. Und du wirst hoffentlich hier einige gute Tipps finden! Ich finde deine Idee mit dem 70-Jahre-Check grandios und jaaaa, Notlügen sind mehr als erlaubt - sie sind manchmal sogar zwingend notwendig. So ziemlich jeder von uns kennt diese Anfangsschwierigkeiten, den Betroffenen zum Arzt und zu einer Diagnose zu bringen. Aber da du schon eine Gedächtnisambulanz gefunden hast, bist du prima unterwegs. Du könntest dort auch anfragen, wie du das mit deiner Oma machen sollst - ich wette, die haben eine Menge Ideen auf Lager. Ich bin wie Marie der Meinung, dass ihr schnellstmöglich eine Diagnose braucht, denn die öffnet die Türen für den weiteren Weg. Ich habe meinen Eltern damals gesagt, lasst es uns untersuchen, vielleicht ist es "nur" eine Depression und die geht mit den richtigen Medikamenten schnell weg. Aber meine Eltern waren auch nur grenzbockig und nicht sooo ablehnend wie deine Oma. Dass deine Oma all das sieht und wahrnimmt, ist tatsächlich so. Durch Demenzen treten Halluzinationen auf. Das Beste ist, zu versuchen, sie davon abzulenken (schwierig, ich weiß) oder sie darin zu bestätigen und dann ein neues Thema anzuschneiden. Falls ihr noch keine Vorsorgevollmacht habt, ist es eventuell notwendig, dass ihr eine Betreuung über das Amtsgericht anregt. Dazu können euch aber auch die Ärzte und Sozialarbeiter in der Gedächtnisambulanz vieles sagen. Ein Schritt nach dem anderen! Wenn ihr es schafft - es lohnt sich, deine Oma stationär medikamentös einzustellen. Erstmal kann deine Mutter durchschnaufen für ca. 4-6 Wochen, und zum anderen ist deine Oma wegen der Nebenwirkungen unter ständiger Beobachtung und die richtige Medikation kann gefunden werden. Ich drücke dir die Daumen für deinen weiteren Weg und jetzt auch von mir ein , fühl dich wohl, lies viel und lass uns teilhaben. Liebe Grüße Jelly
"Und was die Jugend dalässt, ist ein Spiegel. Da guckt man rein und sieht: Man hat keine Eierschale mehr auf dem Kopf. Man hat jetzt eine Frisur."Martina Holzapfl |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Oma braucht Hilfe... Verweigert aber alles =( Sa 09 Jul 2011, 11:55 © sylvia | |
| liebe Melli, schließe mich den Worten von Marie an. Es ist eine coole Idee mit der "Vorsorge". Deine Eltern müssen die Krankheit verstehen lernen, dazu gibt es Gruppen die man mal besuchen sollte. Alles Gute. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Oma braucht Hilfe... Verweigert aber alles =( Sa 09 Jul 2011, 12:10 © Biggi | |
| Liebe Melli, herzlich Willkommen bei uns. Ich schliesse mich gerne an und drücke die Daumen, dass der Termin mit der Oma klappt. Dann könnt ihr auch weiterplanen. LG Biggi
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen --- |
| | | Melli Neu im Forum
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| Thema: Re: Oma braucht Hilfe... Verweigert aber alles =( Sa 09 Jul 2011, 12:46 © Melli | |
| Vielen, vielen Dank für eure Antworten und Willkommensgrüße!!! =) Marie, die Idee mit einem Schreiben per Post ist super. Das könnte ich vielleicht in meinen Plan mit einbauen. Ich hatte vor, ihr die Geschichte ca. 2 Tage vor dem Termin zu erzählen, dass sie zwar Zeit hat, es zu verdauen, aber nicht allzu viel Zeit, um darüber nachzudenken und über diese Geschichte beim Bäcker oder so zu plaudern, wo sie dann erfährt, dass das Quatsch ist. Ich fühle mich durch eure Antwort bestärkt, die Sache anzupacken. Habe mich hier auch schon ein bisschen eingelesen und mir wird klar, dass es zwar schwer, aber nicht unmöglich ist, Hilfe zu bekommen. Ich möchte ja auch einfach nur, dass alle um mich herum wieder ein wenig anfangen zu Leben. Nach dem Tod meines Opas scheint alles so schwierig und aussichtslos und so langsam drückt es einfach nur auf's Gemüt und keiner hat was davon. Ich bin absolut gespannt auf den Termin und werde natürlich berichten! =) LG Melli P.s.: kann mir jemand erklären, wie ich hier einen Absatz im Text einfüge??? Wenn ich schreibe, ist alles hübsch und nach dem Senden ist alles kaputt =( |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Oma braucht Hilfe... Verweigert aber alles =( Sa 09 Jul 2011, 13:33 © sylvia | |
| Liebe Melli,oben ist ein Papiersymbol in der Mitte durchgerissen - draufklicken. So hat es mir unser Admin erklärt auch mit Bild aber das bekomme ich nicht hin. Schlag doch mal Deiner Mutter vor in ein Trauercafe zu gehen, es kann helfen, mir hat es sehr geholfen und hilft es noch. Es ist Dir, als Tochter hoch anzurechnen, wie Du dir Gedanken machst. Ist nicht selbstverständlich. LG Sylvia
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| | | Martina Ist hier Zuhause
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| Thema: Oma braucht Hilfe... Verweigert aber alles =( Sa 09 Jul 2011, 19:16 © Martina | |
| liebe Melli, eigentlich haben Marie und Jelly schon alles geschrieben und ich kann mich dem nur anschliessen. Toll, dass Du Dich so kümmerst und den ersten Schritt schon mal gemacht hast. Auch ich drücke ganz fest die Daumen, dass es mit dem Termin klappt, dann könnt Ihr den nächsten Schritt planen. LG Martina |
| | | vargen Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Oma braucht Hilfe... Verweigert aber alles =( Sa 09 Jul 2011, 22:16 © vargen | |
| Tjena Melli, und fühle Dich hier wohl! Ich würde es auch so machen, wie Marie es geschrieben hat! Habe mit solchen "kleinen Notlügen" meine Mutter auch hier und da überzeugen können. Drücke Dir die Daumen, dass es klappt. Sei mir jetzt nicht bös, aber ich finde es einfach nur toll, dass auch die jüngere Generation sich solche Gedanken macht, hat man in unserer heutigen "Spaßgeneration" nicht so häufig ! LG Frederik
- att se är inte tro, att tro är att se -Att älska är ingenting. Att vara älskad är någonting. Att älska och att vara älskad är allting.
Zuletzt von vargen am Sa 09 Jul 2011, 22:20 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet |
| | | Admin Administrator
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| | | | Melli Neu im Forum
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| Thema: Re: Oma braucht Hilfe... Verweigert aber alles =( So 10 Jul 2011, 21:30 © Melli | |
| Vielen, lieben Dank für die "Daumen-Drücker" =) @ Frederik: Ich bin nicht böse.. Ich weiß, dass "meine Generation" überwiegend andere Dinge im Kopf hat. Ich bin teilweise genauso wie andere in meinem Alter auch. Aber meine Oma war immer für mich da. Egal, was für ein Problem ich hatte. Und meine Mutter natürlich genauso. Und jetzt ist meine Hilfe gefragt und ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn ich jetzt einfach die Augen schließen und abwarten würde, was passiert... Ich bin zwar relativ optimistisch, dass meine Oma mir die Geschichte abkaufen wird, aber ich mache trotzdem unendlich viele Kreuze, wenn sie tatsächlich in dieser Gedächtnisambulanz steht... heute war es wieder ganz schlimm... Mein Bruder wollte sie abholen, um mit ihr in den Garten unserer Eltern zu fahren. Sie wollte meinem Opa dann erst noch einen Zettel schreiben, wo sie hinfährt, hat dann aber doch gesagt, dass er ja sicherlich weiß, wo sie hinfährt und sie keinen Zettel schreiben muss. Nachdem mein Bruder sie später wieder nach Hause fuhr, klingelte dauernd das Handy von meiner Mutter. Oma machte sich Sorgen, weil Opa noch immer nicht zu Hause war. Meine Mutter sagte nur: "Mama, er kommt auch heute nicht nach Hause." Meine Oma hat dann den Hörer aufgeknallt. Ich mache mir wirklich Sorgen und habe Angst davor, wie es wohl wäre, ihr zu erklären, dass Opa vor 9 Monaten gestorben ist. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich auf den Termin bei der Gedächtnisambulanz freue... Manno Mann... und dabei denkt man immer, das würde nur anderen passieren... =( grober Denkfehler!!! Danke, für die Tipps bzgl. der Absätze... hat geklappt! LG Melli |
| | | Melli Neu im Forum
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| Thema: Re: Oma braucht Hilfe... Verweigert aber alles =( Mi 27 Jul 2011, 18:50 © Melli | |
| Hallo zusammen!
Also meine Oma hat mir die Geschichte tatsächlich abgenommen und ist auch wirklich mit zur Gedächtnisambulanz gekommen. Diagnose war (welch Überraschung) Demenz.
Da sie aber körperlich noch alles kann, hat die Ärztin gesagt, dass wir mit mehr als Pflegestufe 0 nicht rechnen brauchen.
Wir haben jetzt einen Antrag auf Pflegegeld bei der Krankenkasse gestellt, den meine Oma unterschreiben muss. Ich habe meiner Mutter gesagt, sie soll meiner Oma erzählen, dass das ein Antrag auf Erstattung der Benzinkosten ist, da meine Mutter ja jeden Tag zu ihr fährt. Mal gucken, ob's klappt.
Dennoch bin ich absolut enttäuscht. Man hört überall, dass sich die Angehörigen Luft machen sollen, aber wie soll das funktionieren??? Uns wurde gesagt, dass wir mit dem Pflegegeld bei Pflegestufe 0 die Möglichkeit hätten, Oma 4 mal im Monat (!) in eine kleine Gruppe demenzkranker Leute zu bringen, wo sie einen tollen Nachmittag hat. Ich frage mich aber, was mit den anderen Tagen im Monat ist?!?!?! 4 mal im Monat ist nun echt nicht viel. Müssen wir jetzt tatsächlich ihren körperlichen Zerfall abwarten, um wieder durchatmen zu können???? Sorry für die vielleicht unpassende Ausdrucksweise, aber ich war wohl ein wenig gutgläubig und habe mir mehr erhofft. =(
Seit der Untersuchung ist es schlimmer. Sie behauptet, meine Mutter will sie in eine Psychiatrie stecken, damit meine Eltern in ihre Wohnung ziehen können... Meine Mutter ist am Ende. Sowohl nervlich als auch körperlich. Sie ist bereits seit dem Tod meines Opas in psychologischer Behandlung. Mein Vater lebt mehr oder weniger alleine, bekommt seine Frau kaum zu Gesicht. Ich mache mir Sorgen, dass meine Familie kaputt geht und bitte versteht mich nicht falsch, aber das macht mich so dermaßen wütend auf meine Oma. Mir ist bewusst, dass sie da nichts für kann, aber ich kann es auch nicht abstellen...
Wir müssen einfach weiterkämpfen... |
| | | Ann Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Oma braucht Hilfe... Verweigert aber alles =( Mi 27 Jul 2011, 21:02 © Ann | |
| Hallo Melli, ich bin auch neu hier und stehe genau wie du noch ganz am Anfang. Deine Gefühlslage kann ich gut nachvollziehen - da meine sehr ähnlich ist. Ich schwanke zwischen Wut, Mitleid und schlechtem Gewissen. Helfen tuts dir nicht - aber vielleicht können wir zwei "Anfänger" ja gemeinsam von den Demenzerfahrenen dazu lernen. Bin genau wie du froh, dieses Forum gefunden zu haben. |
| | | jellyamber Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Oma braucht Hilfe... Verweigert aber alles =( Mi 27 Jul 2011, 21:21 © jellyamber | |
| - Melli schrieb:
- Da sie aber körperlich noch alles kann, hat die Ärztin gesagt, dass wir mit mehr als Pflegestufe 0 nicht rechnen brauchen.
Wir müssen einfach weiterkämpfen... Liebe Melli, am Anfang hat man immer das Gefühl, dass es nicht weitergeht. Versuch möglichst viel zu Pflegestufeneinstufung zu lesen und mach dir die Arbeit, ein Pflegetagebuch zu schreiben. D.h. z.B. aufschreiben: Oma 25 Mal am Tag angeregt, etwas zu trinken = 25 x 3 Sekunden = 1.15 Min. (ist jetzt nur ein Beispiel... bitte nicht 1:1 übernehmen). Ihr müsst alles aufschreiben, was ihr mit ihr macht, selbst wenn es nicht zum Erfolg geführt hat. Jeder Klogang, jeder Zahnputzversuch, jedes Anleiten zum Kämmen, zum essen. Dabei dürft ihr euch nicht zu blöd sein, die Zeit zu messen. Mit der Zeit bekommst du dann einen ziemlich guten Überblick, wie viel Minuten ihr am Tag zur Pflege benötigt. Was alles unter Pflege fällt, hat Ursula im Lexikon zusammengefasst: http://forum.demenzforum.ch/t2276-pflegestufen-deutschland In der Regel gibt es von den Krankenkassen sogar Pflegetagebücher als Vordruck zum ausfüllen. Schickt dieses Pflegetagebuch + eine Beschreibung eures persönlichen Erlebens mit eurer Oma an die Krankenkasse und DAS IST JETZT GANZ WICHTIG - besteht bei dem Besuch des Medizinischen Dienstes zur Einstufung auf einen Arzt, der Erfahrung mit Demenzkranken hat. Darauf hat deine Oma ein Recht. Denn sonst schicken sie auch beinhart mal einen Orthopäden o.ä. Alle Ärzte, die Erfahrung mit Demenz haben, werden deiner Oma sofort "ansehen", dass sie dementkrank ist. Denn solche Fragen wie "Können Sie die Arme heben?" zielen darauf ab, wenn sie es kann, kann sie auch sich selber die Haare kämmen. Dass sie nicht mehr daran denkt, wird nicht gefragt, aber ein demenzerfahrener Prüfer wird gezielter fragen. DENN ein demenzerkrankter Mensch kann punktuell und für einige Zeit seine gesamte Kraft bündeln und komplett klar sein - für den Moment. Und - das ist auch wirklich niemanden zu Verdenken -wird er das besonders im Moment der Prüfung tun, denn wer will schon hilfebedürftig erscheinen. Ihr könnt euch auch mit dem Pflegedienst eurer Wahl zusammentun, den ihr dann nach der Einstufung beauftragen werdet. In der Regel helfen die schon vor der Einstufung bei der Erstellung der Unterlagen, geben wertvolle Tipps für die Formulierung und bieten auch manchmal an, bei der Prüfung dabei zu sein. Jetzt der ultimative gemeine Tipp: Falls es wirklich auf der Kippe steht zur Einstufung I haben schon manche Angehörige "Tricks" angewendet, wie den Tag vorher lange feiern, wenig schlafen lassen, Tabletten weglassen, anstrengende verwirrende Gespräche führen. Das ist natürlich alles grenzwertig und darf nie und nimmer 1:1 umgesetzt werden, sondern nur so, wie ihr eure Oma kennt und was sie vielleicht so anstrengen würde, dass das Einstufungsgespräch dann von ihr vielleicht doch nicht "getäuscht" werden kann. Puuh, ich hoffe, das hilft dir ein bisschen. Wenn du dich schlau machst, ist alles nicht mehr so schlimm. Außerdem - wir sind ja da, irgendwie eh Tag und Nacht Du machst das schon alles richtig! LG JElly
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| | | Zugvogel Wohnt oft hier
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| Thema: Re: Oma braucht Hilfe... Verweigert aber alles =( Mi 27 Jul 2011, 21:53 © Zugvogel | |
| - Melli schrieb:
- Da sie aber körperlich noch alles kann, hat die Ärztin gesagt, dass wir mit mehr als Pflegestufe 0 nicht rechnen brauchen.
.. Hallo Melli, nur nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Nicht die Aerztin entscheidet die Pflegestufe, sondern ein Pruefer - wobei man da zugegebenermassen mehr oder weniger Glueck haben kann. Als meine Mutter den ersten Besuch vom Pruefer hatte, war ich dabei, um sicher zu gehen, dass sie ihm nicht irgendwelche Maerchen auftischt, von wegen "ich kann alles, ich brauche nichts". Lasst also deine Oma nicht alleine, wenn geprueft wird und sprecht ueber eure Sorgen auch mit dem Pruefer. Ihr konnte vielleicht auch "hinterlistig" ueber den Opa sprechen, wenn der Pruefer da ist und sehen, ob deine Oma darauf anspringt und mit ihrem verstorbenen Mann redet. Meine Mutter war damals stinkesauer, weil ich ihr morgens nicht beim Anziehen geholfen hatte und sie im Nachthemd und Bademantel sass, als der Pruefer kam. Sie hat sich auch gleich bei ihm entschuldigt und alles auf mich geschoben, weil ich ihr nicht geholfen haette - womit der Pruefer gleich wusste, dass sie das alleine nicht mehr konnte, auch wenn sie das abstritt. Ich kam mir ja schon ein bischen schlecht vor, aber im Endeffekt wollte ich ihr ja nur Gutes. Ich druecke euch alle Daumen LG Karin |
| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Oma braucht Hilfe... Verweigert aber alles =( Do 28 Jul 2011, 06:23 © Rita | |
| Liebe Melli, als erstes möchte ich dich sehr loben. Du kümmerst dich super um deine Oma und deine Mutter. Nicht jeder macht sich so viele Gedanken wie du. Und Einfallsreich bist du ausserdem auch noch (musste ja schmunzeln bei deiner Notlüge). Von da her denke ich, hast du die besten Voraussetzungen dass ihr das zusammen schafft. Deine Mutter muss wirklich dringend entlastet werden, das geht so gar nicht mehr. Am Ende ist sie Pflegebedürftig und das muss echt nicht sein. Ich kenne leider die Deutschen Gesetze und Möglichkeiten nicht, aber von da her wurde ja schon eigentlich alles gesagt was ihr im Moment tun könnt, und ich finde da kamen sehr viele gute Ideen von den andern rüber. Ich finde es auf jeden Fall wichtig eine Lösung zu finden dass die Oma Betreut wird. Sie braucht ganz klar Hilfe. In der Schweiz würde ich sagen : seht zu dass ihr irgendwo eine Tagesstätte findet wo die Oma dann zuerst 1 x die Woche dann mehr und mehr hin kann. Das wird zwar nicht von heute auf morgen machbar sein, und überzeugen muss man die Oma ja auch noch mit irgendwelchen Argumenten. Um meiner Mutter dies zu "Versüssen" habe ich ihr gesagt : guck mal, zu Hause immer nur vor dem TV hocken, das ist doch nichts für dich. Hier im Tagesheim (Am Anfang nannte ich es nicht Heim sondern Tagescenter), da könnt ihr so vieles machen und Ausflüge und Basteln und alles mögliche. Nun muss man auch sagen dass Mama eine ganz ganz tolle Mutter ist und ganz lieb und nie irgendwie Schwierigkeiten gemacht hat. Das mit den grossen Schwierigkeiten machen das ist mein Vater. Der ist auch absolut stur und kann total bösartig sein (Hat keine Demenz, zumindest wurde bei ihm noch keine Krankheit festgestellt ausser üble Arthrose in den Knien die er nicht behandeln lassen will, und Bluthochdruck). Ich kann euch gut verstehen und bin sicher ihr seid absolut auf dem Besten Weg. Die Diagnose habt ihr ja jetzt erstmal schon, jetzt müsst ihr nur noch einen Gscheiten Arzt finden der euch eine vernünftige Pflegestufe gibt. Kann's ja nicht sein dass sie Pflegestufe 0 hat. Das mit dem Pflegetagebuch finde ich Klasse hat meine Tante damals auch gemacht und sie riet mir auch dazu, doch hier sieht's etwas anders aus, sowas gibt's hier wohl nicht, aber ich führe seit vielen Jahren eh Tagebuch, so habe ich das halt miteinbezogen, schreibe jeden Tag wenn wieder irgendwas mit Eltern ist da rein. Das ist auf jeden Fall wichtig. Denke auch für den Arzt, so sieht er das Fortschreiten der Krankheit. Eine andere Möglichkeit wäre auch Pflegehilfe zu Hause. (Bei Mutter kommt die Pflegehilfe 2 x am Tag vorbei, bei einer Kollegin's Vater kamen die auch 2 x am Tag und er kriegte Mittags das Essen geliefert weil er nicht mehr selber kochen konnte). Versucht auch euch zu informieren was ihr für Möglichkeiten habt, z.B. über's Amtsgericht oder sowas. Bei uns geht das über den Friedensrichter. Hälst du uns auf dem Laufenden? Ich muss doch wissen wie's weiter geht bei euch. Rita |
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