Hallo Zusammen, ich möchte mich vorstellen. Ich bin 29jahre alt und meine Mutter ist an Demenz erkrankt. Jetzt bin ich im Internet auf diese Seite gestoßen und froh darüber zu lesen das ich nicht alleine auf der Welt bin mit den Problemen von Angehörigen von Demenzerkrankten.
Meine Mutter ist 64 Jahre alt und wir wissen eigentlich seit ca 4 jahren von der Problematik das sie "Gedächnisprobleme" hat, wollten uns das aber nie wirklich eingestehen. Jetzt ist sie vor vier Wochen aus dem Krankenhaus entlassen worden, wo sie wegen ihres Diabetes behandelt wurde und da wurde und die Verdachtsdiagnose Alzheimer mitgeteilt. Sie baut von Tag zu Tag mehr ab und ich weiß einfach nicht wie ich mit der Situation umgehen soll. Mir fällt es sehr schwer die Krankheit zu akzeptieren. Und ich suche verzweifelt nach Menschen die mich in dieser Situation verstehen können.
Vielleicht kann ich mich hier mit "Gleichgesinnten" austauschen.
LG Sandra

Hallo Sandra

Als erstes möchte ich dich ganz herzlich hier im Forum willkommen heissen.

Es tut mir leid, das du dich schon im Alter von 29 Jahren mit der Demenz deiner Mutter auseinander setzen musst. Ich hoffe jedoch sehr, das es auch noch andere Familienmitglieder gibt, so das du nicht so ganz alleine mit dem Problem dastehst.

Als erstes fände ich es sehr wichtig, die Demenz medizinisch abzuklären. Weil Medikamente zumindes den Verlauf verlangsamen könnten. Je langsamer der Verlauf, je mehr Zeit bleibt auch um sich auf die jeweilige Situation einzustellen.

Hier im Forum wirst du nur Gleichgesinnte finden. Alle hier haben, oder hatten mit Demenz aus nächster Nähe zu tun. Wenn du also mehr über deine Situation schreiben möchtest würde ich mich freuen.

Erstmal einfach liebe Willkommensgrüsse
Ursula

Herzlich willkommen Sandra und herzlichen Glückwunsch nachträglich.

Ich bin durch die Suchmaschine hier gelandet und bin froh, wie Du ein offenes Ohr zuhaben - es hilft etwas. Allein sind wir nicht. 2/3 der Frauen erkranken an Demenz hab ich einer Arztzeitung gelesen.

Versuch Dich mit dem Thema Demenz vertraut zumachen und lies drüber, dann versteht man besser, so war es bei mir. Ein guter Zuhörer war und ist auch mein Hausarzt.

Du bist in dem Alter meiner Söhne und das alles zu verarbeiten ist wohl grad auch in diesem Alter nicht leicht, es fehlt, denke ich eine Mutter mit der man alles bereden kann und die auch mal einen Rat gibt. Deine Mutter ist nun krank - meine wollte von ihrem Wunschkind und einzigem Kind nichts wissen, da war ich fast 10 Jahre jünger,wie Du.

Ich wünsche Dir Kraft, Stärke und mit der Liebe einer Tochter kann man einiges überstehen.

LG Sylvia

Danke für die lieben Begrüßungsworte. . .

das gibt mir echt Kraft hier zu lesen das es Leute gibt die mich verstehen.
Heute haben wir den entscheidenen Schritt getan und haben eine Betreuung für meine Mutter beim Amtsgericht angeregt. Wir haben schon ca. 4 jahre mit dieser Entscheidung gehardert. Aber meine Geschwister und ich mussten einsehen, das jetzt der Zeitpunkt ist wo wir sie vor sich selber schützen müssen. Trotzdem geht es mir sehr schlecht mit dieser Entscheidung. Ich hatte glaube ich heimlich immer gehofft das es nie soweit kommt.

Hier bei mir zuhause herscht einfach gedrückte Stimmung. Ich bin total überfordert mit der ganzen Situation. Meine Mutter hat ihren Geschwistern gegenüber geäußert das sie sich von uns Kinder belagert fühlt und das wir sie doch alle einfach in Ruhe lassen wollen. .....warum macht sie das ???? wir wollen ihr doch nur helfen und jetzt schiebt sie uns weg... das tut verdammt weh. Ich vernachlässige meinen Mann und mein Kind , ich kann meine Schwangerschaft jetzt gar nicht richtig genießen weil ich mit dem Kopf immer nur bei meiner Mutter bin und dann fällt sie mir so in den Rücken. Habe deswegen in den letzten Tagen viel geweint...

Ich würde am liebsten einfach zu ihr hinfahren und sie zusammen brüllen ... bin so wütend... warum reiss ich mir für sie den A.... auf und sie überhäuft mich nur mit Vorwürfen... mich ruft sie an und heult weil sie sich einsam fühlt und wirft mir vor ich würde mich nicht oft genug bei ihr melden und ich würde ihr das Enkelkind vorenthalten ... und wenn ich dann 2-3x /Woche mit meinem Sohn zu ihr fahre, dann beschwert sie sich wie gesagt bei anderen das ich sie nerve...

Manchmal denke ich einfach sie will mich schikanieren... bitte sagt mir das , das zu ihrem Krankheitsbild gehort. Das hilft mir dann zwar auch nicht diesen innerlichen Schmerz zu vergessen aber es würde mir einiges erklären und vielleicht kann ich dann mit der Situation irgentwann besser umgehen.

Danke für euer offenes Ohr!!!

Moin Sandra,
wie ich schon oben erwähnt hab, jetzt Dich mit der Krankheit auseinander. Es gehört zum Krankheitsbild. Versuch nicht alles so sehr an Dich ranzulassen und nimm Dir nicht alles zu sehr zu herzen. Ich weiß wovon ich schreibe. Du mußt an Dich und die Familie denken und vorallem an das werdende Leben in Dir.

Alles Liebe Sylvia:danke:

Liebe Sandra

Ich finde das du und deine Geschwister einen wichtigen, ersten Schritt gemacht haben, um wie du selber sagst deine Mutter auch zu schützen. Auch wenn solche Entscheidungen meistens am liebsten gar nicht getroffen werden möchten, weil man sich so in eine bervormundende Rolle versetzt fühlt. So kommt man früher oder später nicht drum rum, sich dort vermehrt stark zu machen wo es unsere Liebsten nicht mehr können. Das heisst das ihr in ihrem Namen versuchen werdet, ihre Bedürfnisse zu sehen und möglichst zu Wahren. Dadurch das eine Demenz leider bewirkt, das immer vermehrter nur noch aus reinen Emotionen und spontanen Gefühlen heraus gehandelt würde, braucht es Hilfe von aussen, für das planende und logische Denken = Sicherheit und Geborgenheit.

Ich glaube, wir können davon ausgehen, das deine Mutter immer noch recht genau spührt, was mit ihr selber los ist - sprich, ihrer Defizite. Gehen wir mal davon aus, das sie sich selber auch ihrer Demenz bewusst war, bevor ihr Kinder dies bemerken konntet......

Jetzt stell dir einfach mal vor, du stellst fest das du an einer Demenz leidest. Dies macht verständlicherweise furchtbare Angst, nur schon beim blossen Gedanken was dies für dich, an Konsequenzen bedeutet. Würdest du nicht auch versuchen diese Tatsache so lange wie möglich geheim zu halten? Nun, irgendwann geht dies nicht mehr und es fällt auf. Jetzt wirst du von deinen Nächsten darauf angesprochen. In dem Moment fühlst du dich durchschaut und es entsteht panische Angst deine Deckung fliege auf. So beginnt bei vielen Dementen die absolute Verteidigungstaktik, da jedoch das logische Denken sowieso nicht mehr so richtig funktioniert, geschieht dies rein emotional auf alle möglichen und unmöglichen arten. Diejenigen die einem dann immer noch glauben man sei gesund, werden zu den "Liebsten" erklärt, und diejenigen die einem helfen möchten, indem sie die Krankheit ernst nehmen, werden dann zu den "Bösen" abgestempelt. Es geht in dem Moment bei einem Dementen nicht darum, wer recht hat oder nicht, es geht nur um eine tief verankerte Angst das Demente nicht mehr für voll genommen werden.

Warum spricht also eure Mutter, vor ihren Geschwister so gegen euch Kinder? Nun bis vor noch nicht langer Zeit, war sie das Oberhaupt der Familie in einem Gefüge, sie als Mutter ihr als ihre Kinder. Dieses Gefüge ändert sich von dem Moment an, wo ihr Kinder euch für ihre wachsenden Defizite stark machen müsst.....Die Wahrnehmung der Veränderung löst bei Dementen meist auch Depressionen aus, da die Alltagsgeschehnisse für sie immer komplizierter und undurchschaubarer werden. So können gar Selbstverständlichkeiten immer verwirrender wirken und der Umgang damit genau so.

Ich hoffe ich konnte dir wenigstens ein bisschen dabei helfen, die Abwehrhaltung deiner Mutter nicht als direkten Angriff euch gegenüber zu sehen, sondern als persönliche Verzweiflung ihrer Krankheit gegenüber, wo ihr schrittweise das Zepter aus der Hand nehmen wird.

Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft

Sei lieb gegrüsst
Ursula

Danke ,danke für diese super lieben tröstenden Worte. Hier kann man sich echt aufgehoben und vorallem verstanden fühlen.

Ich glaube ich muss mir einfach die Zeit geben das ganze zu verarbeiten.

Für heute Abend habe ich entschieden das ich auch noch ein Leben habe. Mein Mann ist arbeiten , meine Sohn macht "Ferien" bei Oma und Opa und nun hat meine Freundin mich ins Kino eingeladen. Und ich habe jetzt beschlossen , ich werde diesen Abend genießen! Und einfach neue Kraft tanken. Schließlich könnte es der Vorerst letzte Abend zum Ausgehen werden bevor mein Baby zur Welt kommt.


Ich bin euch sehr dankbar für diese tolle Unterstützung hier und schicke euch ganz viele liebe Grüße.

Sandra

Hallo Sandra,

sorry aber diese Unmengen von Schnee habe es mir nicht eher erlaubt wieder hier zu sein.

Deine Gefühle sind okay und voll verständlich für uns hier alle. Ich bin auch Mama eines jetzt 4 Jahre jungen Marian. Dieser Zwiespalt wie Du jetzt für Deine Ma empfindest und was Du gerne tun würdest, kenne ich nur zu gut. Ich habe sie auch bei meiner Ma durchgemacht. Lass Dir gesagt sein, egal was Du sagt es ist verkehrt. Aber mache Dir bitte klar:

Es ist nicht DEINE MAMA sondern diese Sch... Krankhei!!!
Nur damit schaffst Du es zu trennen.

Muss wieder schüppen, daher bis später mal.

LG MOni