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beate58 Ist hier Zuhause
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| Thema: Wie passt das zusammen? Fr 19 Apr 2013, 16:02 © beate58 | |
| Hallo Ihr Lieben,
lange hab ich nur mitgelesen. Ich hatte ziemlich viel um die Ohren: Im Job immens viel zu tun, der älteste Sohn hat ein Haus umgebaut und zieht jetzt um, der "Kleinere",(der mit dem Spenderherzen lebt) will sich auch räumlich verändern, meine Tochter sucht ihren Weg ins Berufsleben, dazu dann meine beiden lieben Oldies. Da bleibt nicht sooo viel Zeit. Meistens sinke ich abends total kaputt in die Federn.
Nun haben wir bei der Ergotherapie in der letzten Woche so eine Art "Demenztest" gemacht, um mal wieder einen Status zu bekommen. Fragen nach Jahr, Monat, Tag, Jahreszeit, Land, Bundesland, Stadt, Straße, wo sie gerade ist, welche Etage (da hat sie 9 von 10 Punkten, das Jahr war etwas daneben). Dann musste sie in 7er Schritten rückwärts zählen, PREIS rückwärts buchstabieren, sich drei Worte merken und wiederholen, ein Blatt Papier mittig falten und auf den Boden legen, einen sinnvollen Satz schreiben, einen "Befehl" lesen und ausführen (stehe auf und gehe einmal im Zimmer auf und ab, dann dreh dich um die eigene Achse und setz dich wieder hin), dann die nochmal die gemerkten Worte wiederholen (hat nicht so gut geklappt). Die Aufgabe mit den beiden Fünfecken die sich überschneiden müssen haben wir zeitlich nicht geschafft. Alles andere hat gut funktioniert, so hatte sie auch ohne die letzte Aufgabe so viele Punkte, dass sie nur eine anfänglich leichte Demenz bescheinigt bekam. So weit so gut. Das passt aber nicht zu ihren stark reduzierten Alltagskompetenzen. Sie kann z.B. alleine kein Besteck in die Schublade räumen, das ist durcheinander, das gleiche gilt für Geschirr oder Lebensmittel im Kühlschrank. Die gebügelte Wäsche räume ich in den Schrank, son finden wir nix wieder. Auf der anderen Seite weiß sie sehr gut, dass sie z.B. nicht mehr gut Kartoffeln kann, weil sie sich nicht erinnern kann, ob schon Salz im Wasser ist, wenn die Kartoffeln im Topf sind. Entweder ist alles total überwürzt oder gar nicht. Ist es normal, wenn ein objektiver Test besser ausfällt als die realen Fähigkeiten tatsächlich noch sind?
Ich habe jetzt ( Mama ist einverstanden) noch mal einen Termin beim Neurologen gemacht, der will mal genauer schauen.
hat jemand von Euch auch Erfahrungen mit solchen Diskrepanzen?
Lieben Gruß Beate |
| | | Marie Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wie passt das zusammen? Fr 19 Apr 2013, 16:46 © Marie | |
| Liebe Beate, ich habe weder Erfahrung mit solchen Tests noch fachliche Ahnung - aber trotzdem eine Meinung und die zielt genau auf diese Diskrepanz: Ich finde diese Art von Tests total überflüssig. - Zitat :
- Fragen nach Jahr, Monat, Tag, Jahreszeit, Land, Bundesland, Stadt, Straße, wo sie gerade ist, welche Etage
- Zitat :
- einen sinnvollen Satz schreiben, einen "Befehl" lesen und ausführen
zugegeben, das sollte man im Alltag gebrauchen können. - Zitat :
- Dann musste sie in 7er Schritten rückwärts zählen, PREIS rückwärts buchstabieren
Wo im Alltag soll man das verwenden? Das muß man nicht mal in der Schule lernen - und da lernt man so Vieles, was man im Leben nie braucht. - Zitat :
- ein Blatt Papier mittig falten und auf den Boden legen
Muß man zu Hause sicher täglich oft machen und wer hebt das Blatt wieder auf und was macht man dann damit? - Zitat :
- Die Aufgabe mit den beiden Fünfecken die sich überschneiden müssen haben wir zeitlich nicht geschafft.
Das ist schon mal gaaaanz schlimm - auch wenn ich nicht weiß, was es damit auf sich hat. Gibt es nicht fünfeckige Untersetzer für Weingläser und legt man die dann übereinander? - Zitat :
- Alles andere hat gut funktioniert, so hatte sie auch ohne die letzte Aufgabe so viele Punkte, dass sie nur eine anfänglich leichte Demenz bescheinigt bekam
Das ist die Schlußfolgerung aus der Lösung obiger Aufgaben? Ganz schön selbstbewußt, so ein Fachmann. - Zitat :
- Das passt aber nicht zu ihren stark reduzierten Alltagskompetenzen.
Ich kann Dir nur zustimmen. Du beschreibst es ja , wie sie zu Hause zurecht - oder besser gesagt nicht zurecht kommt - . Da bin ich wirklich froh, daß ich meinen Vater nie solchen Dingen ausgesetzt habe. Hat auch nie jemand von uns verlangt. Wer weiß ob er überhaupt mitgemacht hätte. Ich habe ihm einfach geholfen, seinen Alltag zu bewältigen und das nicht erst als die Demenz offensichtlich war. So habe ich ihm z.B. das Obst gezeigt, das er lt. selbst geschriebenem Einkaufszettel kaufen wollte und er hat erkannt, daß da wohl ein falsches Wort stand (Ananas statt Mandarinen). Ich habe seine Belege übersichtlich abgeheftet und alle Ordner neu beschriftet (schön groß, daß er es lesen konnte) und ihn auch abgefragt - bis er heraus hatte, wohin er einen Beleg heften mußte. Solche Art Hilfe hat er glücklicherweise auch angenommen. Die Diskrepanzen wundern mich nicht, wenn man jemandem, wenn er leicht dement ist, Dinge abverlangt, die er in seinem Leben vorher nie gemacht hat. Ich selbst hätte wahrscheinlich nicht die Hälfte geschafft. Ich lerne ja auch nicht meine Einkaufsliste auswendig und buchstabiere sie dann rückwärts. Ich mache das auch in Zukunft nicht. Wenn ich dement werden sollte und solche Tests machen müßte, könnte ich es dann wenigstens nicht und kriegte schneller eine Pflegestufe? |
| | | beate58 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wie passt das zusammen? Fr 19 Apr 2013, 18:03 © beate58 | |
| Liebe Marie,
prinzipiell gebe ich Dir Recht. Das Ganze soll mit der Umsetzung von Aufgaben zu tun haben. Eine einfache Aufgabe lesen und umsetzen. Wie strukturiert kann der Patient denken und sich konzentrieren. das Gleiche gilt für das rückwärts buchstabieren. In 7er Schritten rückwärts zählen benötigt schon eine ziemliche Konzentration. Die Sache mit den Fünfecken ist wohl so etwas wie das Zeichnen der Uhr. In solchen Tests werden keine Dinge des Alltags abgefragt, sondern Planungsaufgaben etc. aus dieser Mischung und der erreichten Punktzahl soll dann der Neurologe oder Therapeut den Grad der Demenz ablesen können. Ich messe der Angelegenheit eigentlich keine Bedeutung bei. Ich wollte lediglich mal von Euch wissen, ob jemand auch schon so etwas erlebt hat. Es ändert nichts an der Hilfe, die ich meinen Eltern geben muss, damit sie mit ihrem Leben einigermaßen klar kommen. Der Test hat Mama Spaß gemacht. Sie war am Ende richtig stolz auf sich und das lief ja auch im Rahmen der Ergoeinheit ab. Sie musste sich nicht extra einem solchen Test unterziehen. Die Ergo ist für Mama ein Wochenhighlight.
Lieben Gruß Beate
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| | | Silvi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wie passt das zusammen? Fr 19 Apr 2013, 21:29 © Silvi | |
| Liebe Beate , den Test den deine Mama gemacht hat ist der MMST -Test und schon sehr wichtig um eine gute Diagnose zu stellen ! Hast du den Uhrentest auch schon mit Ihr gemacht ? Auch er ist sehr Aussage kräftig ! Das habe ich gerade in der Schule (87b)gehabt! Meine Dozentin sagt das diese beiden Tests wirklich sehr gut sind ! Denn es ist nicht ganz unwichtig (falls deine Mutter tatsächlich an Demenz leidet )welche Form es ist . Dann solltest du das mit Ihrer Zustimmung , von einem Arzt abklären lassen . Allerdings müssen die Schwierigkeiten der alltagskompetenzen mindestens 6Monate bestehen ,um tatsächlich von Demenz sprechen zu können !!! Es ist ja auch möglich das es an etwas anderem liegt ! Liebgemeinte Grüße Silvi |
| | | Silvi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wie passt das zusammen? Fr 19 Apr 2013, 21:40 © Silvi | |
| Hallo Beate habe vergessen (wollte ich noch dazu schreiben ) das solche Diskrepanzen durchaus vorkommen können ! Denn jeder kann mal einen schlechteren Tag aber auch einen sehr guten Tag haben !!! Wie wir ja auch !! Sagt meine Dozentin . Deshalb schwört sie auch so auf die beiden Tests . Vor allem der Uhrentest wäre wirklich sehr aufschlußreich und wichtig ! LG und noch einen schönen Abend ! Silvi |
| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Wie passt das zusammen? Fr 19 Apr 2013, 23:12 © Admin | |
| Liebe Beate Da ich beim MMST-Test mit unserem Erik jeweils dabei war, möchte ich dazu auch etwas sagen. Dieser Test ist so ausgelegt, das er einen Überblick über verschiedene Funktionen unseres Gehirns gibt, weil er verschiedene Bereiche unseres Gehirns anspricht. Zur Diagnosestellung also ein wichtiger Bestandteil. Erst recht in der Zeitspanne wo es sich noch durchaus um etwas anderes als eine Demenz handeln könnte. Dabei ist aber auch zu Bedenken, das diese Tests meist besser ausfallen als sich der Alltag zeigt. Vor allem weil unsere Lieben sich dabei besonders viel Mühe geben und sich zum Teil über die Zeitdauer des Tests auch noch erstaunlich gut Konzentrieren und Anstrengen können. Ein guter Arzt ist sich dessen jedoch bewusst und bezieht diese Tatsache in seine Beurteilung mit ein. Die grossen Differenzen entstehen vor allem dadurch, das unsere Lieben zu Hause sich selber sind und da grosse Hirngymnastik-Anstrengungen ohnehin nur noch begrenzt möglich sind erst recht. Kommt jedoch ein Fremder zu Besuch (z.B Gutachter), oder unsere Lieben sitzen im Behandlungszimmer ihres Arztes, dann ist es verständlich, das sie sich während der kurzen Zeit von ihrer besten, selbständigsten und fittesten Seite zeigen wollen. Denn wer will schon allen seine Defizite direkt Offenbaren. Ausser dort wo es ohnehin schon Offensichtlich ist = zu Hause. Selbst wenn sie dies nicht zugeben wollen und sich gegen jegliche Bemerkung mit Händen und Füssen wehren.
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | beate58 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wie passt das zusammen? Sa 20 Apr 2013, 19:38 © beate58 | |
| Liebe Ursula,
ja ich glaube da ist was dran. Ich denke aber auch, dass die Alltagskompetenz bei meiner Mutter durch das sehr angeschlagene Kurzzeitgedächtnis so eingeschränkt ist. So kann sie mit mir zusammen durchaus noch schmackhaft kochen, sagt mir auch, was ich tun muss oder aber lassen. Alleine bekommt sie es aber nicht mehr hin, weil sie sich schon nicht mehr erinnern kann, ob und wie sie den ersten Schritt gegangen ist, bevor sie den zweiten geht. Im Prinzip ist es ja auch egal, wir kümmern uns, wie auch immer die Diagnose lauten mag. Ich war halt nur erstaunt, dass der Test punktemäßig an der Grenze zur leichten Demenz lag und wir eben einen anderen Eindruck haben. Sicherlich ist auch die Tagesform und das innere Gleichgewicht ausschlaggebend für ihre aktuelle Merkfähigkeit. Hat sie, warum auch immer Stress, geht gar nichts. So hat sie auch weniger Probleme, wenn sie mit mir alleine ist, als wenn sie mein Vater dabei ist. Er meint immer, wenn er sie aufmerksam macht, wird es besser, das Gegenteil ist aber der Fall, weil sie dauernd unter Druck steht und krampfhaft versucht, nichts zu vergessen. Das geht dann gründlich schief. Mein Vater ist mit der Situation emotional überfordert (Mama funktioniert eben nicht mehr wie sie 60 Jahre funktioniert hat, diese Krankheit ist nicht wie Windpocken sichtbar und greifbar. Auch ist immer eine Ursache wichtig. Warum ist das so, warum hat sie das jetzt, ihre Freundin aber nicht. Alles was nicht fassbar ist, ist für ihn nicht existent. So, nun danke ich Euch für die Denkanstöße und wünsche ein schönes Wochenende.
Lieben Gruß Beate |
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