blueanky64 Erstellt: 16.10.08, 23:18

Guten Abend zusammen,
habe ja jetzt schon lange nicht mehr geschrieben. Na ja, gibt immer Zeiten , da komm ich besser mit der Demenz meiner Schwiegermutter klar - ja und nun gibt es wieder so einiges, was ich hoffe,mit eurer Hilfe besser regeln zu können. Hoffe also auf gute Tips.
Ja, es ist jede Woche anders und seit längerem bin ich auch nicht mehr die "böse Schwiegertochter". Jetzt hat sich alles auf meinen Mann abgewälzt. Er ist jetzt immer der Buh-Mann, aber ihm macht es auch nichts aus. Tja, sie sagt jetzt immer, wenn sie sich über irgendetwas aufregt, es wäre nichts gegen mich und ich könnte ja auch nichts dafür, ich wäre ja die einzige, die regelmäßig zu ihr kommt und die sich um sie kümmert. Manchmal glaube ich, sie ist gar nicht krank, dann ist alles wieder wie früher - da wir uns ja immer gut verstanden haben.

Aber trotzdem kommt täglich was Neues. In bestimmten Abständen fixiert sie sich auf irgendeine Sache, die ihr nicht gefällt und dann bleibt sie aber auch tagelang an diesem Thema zugange. Sie kommt dann mehrmals täglich zu uns runter und "belästigt" uns mit dieser Sache . Immer und immer wieder die gleiche Story, nach ein paar Stunden wieder das Gleiche. Soooo anstrengend. Mein Mann hat ihr jetzt vor 2 Wochen die Schaltknöpfe vom Herd abmontiert, da ich ihn damit genervt habe. Nach einem Gespräch mit einer ihrer Freundinnen, die selber ihre demenzkranke Schwiegermutter gepflegt hat, hat sie mich gefragt, ob meine Schwiegermutter denn noch alleine kocht und den Herd bedient. Na gut, Essen bekommt sie ja jetzt seit einem Jahr (auf ihren Wunsch) von einer Seniorenresidenz alle 2 Tage geliefert und es schmeckt ihr ja auch sehr gut. Ja sie hat sich dann immer noch Suppen warmgemacht, oder mal ein Spiegelei gebraten. Aber nach dem Gespräch hab ich dann doch Panik bekommen. Ich dachte mir, wenn sie auf einmal den Ofen vergisst - und das ist ja schon einige male vorgekommen, dass ich die glühende Herdplatte gesehen habe - und sie hat ja kein gutes Riechorgan - oh je, da hab ich dann meinen Mann verrückt gemacht - bevor unser Haus abbrennt. Und nun ist sie natürlich beleidigt und kommt halt mit dieser Sache ständig zu uns - mein Mann sollte sofort den Herd wieder bereit machen - mein Mann vertröstet sie dann immer auf den nächsten Tag, da keine Zeit wäre (hat er sich aber als Taktik ausgedacht - auf dass sie endlich irgendwann Ruhe damit gibt). Dann kommt sie natürlich immer zu mir, schimpft immer über ihren Sohn, sie könne ja wohl noch den Herd bedienen, wäre ja wohl nicht "doof", das könnte sie wohl noch. Ja - wie soll ich denn da reagieren, hab ihr am Anfang die immer die Wahrheit gesagt, dass ich Angst vor Brand habe u.s.w, aber ich denke damit komme ich nicht weiter, da sie dann auch bei mir böse wird. Klar, ich kann mir schon vorstellen, wenn sie in der Situation ist und sich was heiß machen will - wenn sie dann "normal" ist - dass sie dann total sauer und ärgerlich auf meinen Mann wird, sich vielleicht "entmündigt" fühlt, weil sie ja denkt, es klappt alles noch normal. Klar denke ich oft - sie könnte es ja noch - vielleicht ist es bei ihr ja doch noch nicht soweit - aber was, wenn doch???

Also wie können wir dieses Problem am Besten lösen???? Habt ihr eine Idee???
Erst einmal noch liebe Grüße-hoffe auf schnellstmögliche Antwort.
Anke

Sylvia Erstellt: 17.10.08, 07:41

Moin Anke,

hört sich gut an, wie Du es meisterst. Es sind halt so Phasen und der Demenzkranke ist immer anderst "drauf".

Das mit dem Herd habt Ihr schon richtig gemacht. Nur das viele erklären bringt nichts, sie kann es nicht verstehen. Einfach vom Thema ablenken. Einfache Sätze und viel Geduld.

Liebe Grüße Sylvia

maxmoritz Erstellt: 17.10.08, 08:02

Die Sache mit meinem herd und meiner Demenz-Mama habe ich anders gelöst. Herd so belassen aber die Sicherungen "umgelegt".( Meiner ist mit 3 seperat abgesichert und die Sicherungen hat Sie eh nicht mehr gesehen.) Da konnte Sie drehen wie wild und nix passierte. Und da mein Herd schon älter ist konnte er halt nicht mehr immer arbeiten und hat dann einfach Pause gemacht, ohne Erlaubnis.

Kam mir am Anfang ziemlich blöde dabei vor aber Mama fühlte sich nicht bevormundet und das war kein Streitpunkt zwischen uns.

LG Moni

Sylvia Erstellt: 17.10.08, 08:42

Hi Monika, tolle Lösung. Es ist doch schön, das uns immer wieder neue Ideen einfallen um das Leben lebenswerter zu gestalten.

LG Sylvia

LillNalle Erstellt: 17.10.08, 12:41

Liebe Anke

Wie ich sehe, hast du schon mutmachende Antworten von Sylvia und Moni bekommen, was mich sehr freut.

Da dein Mann es besser wegsteckt der Buh-Mann zu sein, bin ich froh das sich eure Rollen nun so ergeben haben. Weil irgendwer ist manchmal einfach der Schuldige für unsere lieben Dementen.

Eigentlich habt ihr alles recht gut im Griff, nach den gegebenen Möglichkeiten und das freut mich sehr.

Nun zu dem Herd. Unsere Moni hatte das mit den Sicherungen ganz gut gelöst, weil dann keine Knöpfe fehlen, kann man dieses, nicht funktioneren des Herdes anders, besser erklären. Finde ich eine tolle Lösung wenn der Herd so abgesichert ist. Würde auch ich vor dem Knöpfe abnehmen empfehlen, weil dann am Herd selber ja nichts fehlt und somit rein äusserlich nichts auffällt. Bei uns hätte dies leider nicht funktioniert, da wir dann auch kein Licht mehr in der Küche gehabt hätten.

Mit der heutigen Technik, gibt es zwar sicherlich "Zwischenlösungen". Wie z.B Abschaltautomatik. Aber es ist halt leider auch immer eine finazielle Frage und trotzdem bleibt es nur eine begrenzte Sicherheit. Habe hier mal einen Link dazu gefunden.

http://www.gradehand.de/cms/front_content.php?idcat=20

Die Gefahr, das z.B eine Zeitung oder etwas ähnliches auf den heissen Herd gelegt würde (weiss man ja nie) und diese Feuer fangen könnte, bleibt auch da bestehen. Also gäbe auch das nach meiner Meinung nur eine sehr begrenzte Sicherheit. Das sicherste wäre wohl da ein Induktionsherd, wo allerdings auch die teuerste Investition wäre. Dort würde die Hitze nur durch den Inhalt des Topf entsteht. Aber wer kann sich sowas schon leisten? Es ist ja nicht nur der Herd teuer, sondern man muss gleichzeitig noch spezielle Töpfe dazu kaufen - sonst funktioniert er nicht. Also wäre dies wahrscheinlich auch zuviel neues und somit nur überforderndes für einen Dementen.

Eigentlich habt ihr das einzige Richtige gemacht. Nämlich das sie den Herd gar nicht mehr benutzen kann. Eine einfachere und bessere Sicherheit gibt es nicht. Es wäre vermutlich nur besser wenn ihr es so machen könntet wie Moni vorgeschlagen hat.

Ob vorbeugende Massnahmen zu früh getroffen wurden, weiss man leider nie genau. Ausser man würde erst warten bis es zu spät ist. Aber wer will das riskieren mit allen konsepuenzen die entstehen könnten? Demente stellen eine Verantwortung an uns und da denke ich, ist es immer besser im Zweifelsfall auf der mehr sicheren Seite zu stehen. Genau so wie du/ihr es gemacht habt.

Auch das was Sylvia geschrieben hat: "Das viele erklären bringt nichts, sie kann es nicht verstehen. Einfach vom Thema ablenken. Einfache Sätze und viel Geduld.".....Ist ein ganz wichtiger Punkt.

Im schlimmsten Fall könntet ihr vielleicht auch sagen, das der Herd nicht mehr funktioniert, es einen Techniker braucht und dieser bis jetzt leider noch keine Zeit hatte? Ihr alle also nur abwarten könnt.

Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und Geduld. Aber auch viele schöne Begebenheiten mit deiner Schwiegermutter. Du hast das Herz am rechten Fleck und das freut mich sehr.

Sei ganz lieb gegrüsst

Ursula

blueanky64 Erstellt: 17.10.08, 12:44

Hallo,
erst einmal vielen Dank für eure schnelle Antworten, liebe Sylvia, liebe Moni. Ja, ich glaube ich rede noch immer viel zu viel und versuche es meiner Schwiegermutter zu erklären, wieso, warum..... Aber oftmals kommt sie mir auch so "klar" vor und ich vergesse oder will vergessen , dass sie krank ist. Und ich merke dann auch schon bald, wenn ich meine Erklärungen abgebe, dass es mal wieder falsch und total sinnlos ist und nur unsinnige Diskussionen folgen. Sie wird ja mittlerweile auch richtig böse.

Nun aber noch eine Frage: Wie kann man es eigentlich regeln, mit den Abschlüssen von Verträgen?
Und zwar bekam sie jetzt Post von der lieben Telekom, dass ihr gewünschter Anschluß zum 1.10. geändert wurde. Mein Mann war total wütend, Schwiegermutter wußte natürlich von nichts, hat sie niiiiiiiemals was mit zu tun.
Ich weiß ja aus eigener ERfahrung, dass die laufend anrufen und einem irgendwelche Verträge unterjubeln wollen, aber wie ist das denn rechtlich bei meiner Schwiegermutter. Man kommt ja da so einfach nicht mehr raus, zumal sie uns diese Auftragsbestätigung ja viel zu spät gezeigt hat und ja auch gar nicht wußte was das ist! Ok, dieses mal ist es nochmal gut gegangen, da sie mit diesem Vertrag ausnahmsweise mal einen kleinen Vorteil beim Telefonieren hat, aber was wenn mal anders???
Vielleicht weiß ja auch in dieser Sache jemand Bescheid.

Erst einmal Liebe Grüße
Anke

LillNalle Erstellt: 18.10.08, 08:01

Liebe Anke

Es ist unheimlich leicht in die "Falle" des vielen Erklären wollen zu geraten. Vorallem wenn uns die Betroffenen in dem Moment so klar, fast schon wie früher erscheinen. Mir ist dies auch oft passiert, gerade weil das Bedürfnis des gegenseitigen Verstehens, des gemeinsamen Lösungen zu finden u.s.w, bei uns ganz tief verankert ist. Ich glaube je tiefer die Gemeinschaft, je grösser ist auch diese Gefahr. Sobald dann aber von unseren Lieben, auf die eine oder andere Art eine überfordernde Reaktion kommt, holt uns die Realtiät schnell wieder ein. Ich weiss nicht wie oft ich es gerade an solchen Punkten dann bereut hatte und mir sagte, ich hätte es doch wissen müssen......Es ist ein schwieriger Lernprozess, bis man lernt auch in solchen klaren Momenten trotzdem nicht die Realität aus den Augen zu verlieren. Aber man wächst mit der Demenz mit, wenn auch immer ein bisschen verzögert

Ich wollte mich wegen deiner Frage zur Rechtsgültigkeit von Verträgen, im Internet etwas schlau machen. Naja, irgendwie war es so, das je mehr ich darüber gelesen hatte je schwammiger wurden für mich auch die Antworten. Selbst mit Vollmachten und Betreuerfunktionen. Trotzdem würde ich meinen, das wenn zum Vertragsabschluss, bei jemandem die Demenz medizinisch schon klar stand dieser auch angefochten werden könnte. Auch hier wäre es wichtig mal mit dem Arzt darüber zu reden, da vorallem dieser über die "Geschäftstüchtigkeit" entscheiden und eventuelle Schritte in die Wege leiten könnte.

Bei uns persönlich war dies nie ein Problem, da Erik mit uns zusammen wohnte und selbst nie einen Anruf entgegen nehmen wollte. Wir hatten andere rechtliche Probleme, wo sich mehr auf Verwandtschaft bezog und dies dazu in Schweden.

Falls du mit dem Arzt darüber redest, würde mich seine Antwort dazu sehr interessieren. Man lernt schliesslich nie aus.

Liebe Grüsse

Ursula

Sylvia Erstellt: 18.10.08, 09:22

Moin Anke, hab ich gestern vergessen zu schreiben, hier waren solang Wartungsarbeiten, hol Dir ein Schreiben vom Arzt, das bestätigt, das der Patient dement ist, somit ist er geschäftsunfähig - wie es schon Ursula vermutet hat.

Ich habe übrigens als ich wußte das mein Papa, wie es sein Hausarzt nannte - verwirrt ist durch einen Schlaganfall - ich dann aber im Krankenhaus aufgeklärt wurde, das es Demenz ist, viele Nächte mit lesen dieser Krankheit beschäftigt und gelesen, wie man am besten damit umgeht und ich muß sagen ich konnte es gut umsetzen. Hab darüber auch meine Jungs aufgeklärt und meinen Mann, bei den Jungs hat es gut geklappt, besonderst bei Marc, der sehr viel Zeit mit seinem Opa verbracht hat. Mein Mann viel immer wieder in die alte Schiene und erklärte alles und machte es mir dadurch sehr schwer und mein Papa wurde dann leicht wütend. Da Männer halt auch oft nicht einsichtig sind und denken man will sie bevormunden, hab ich es so mit meinem Mann gehalten, bestimmte Dinge selber zu erledigen. Denke, mein Mann kam mit dieser Situation nicht klar, er kannte seinen Schwiegervater gesund und sie haben sich, in der Zeit, wo wir dort wohnten super verstanden. Nun war die Situation anderst.

Gestern hat mich mein Großer aus BS besucht und wir waren auf dem Friedhof, ich hätte nie gedacht, das ich wöchtlich dort bin und sogar mit meinem Papa rede, aber es tut gut. Hab dann mit Sascha über Opa geredet, wie es schön war und wir viel gelacht haben, wie er aufgeblüht ist und sich an seiner Familie erfreute, die er solang nicht haben durfte. Es ist schön an diese Monate zudenken und mit meinem Sohn darüber reden zu können. Ich kann es leider mit meinem Mann nicht.

Habt ein schönes Wochenende.

LG Sylvia