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| Paranoia & evt. Kleptomanie? | |
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PetraG Ist hier Zuhause
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| Thema: Paranoia & evt. Kleptomanie? So 27 Feb 2011, 16:14 © PetraG | |
| Vor wenigen Wochen wurde bei Vater eine fortschreitende Paranoia festgestellt. Er behauptet Dinge welche nicht vorhanden sind , hat Angstzustände davor. Vor Geräuschen , Farben , Schatten etc.... Dazu kommt nun aber auch noch das er andauernd Dinge aus dem Heim mit nach Hause bringt. Grosse Mengen Servietten , Windeln , ganze Bündel Zahnstocher , Zucker , Toilettenpapier (sauberes ! ) . Letzte Woche sogar eine Gabel und kaffeelöffel und alles versteckt er dann in seinem Zimmer :-) Da ich davon bei Demenz und Parkinson noch nie etwas las oder auch unser Bekannter nicht solches aufwies , bin ich doch etwas perplex
herzliche Grüsse Petra |
| | | diana44 Ist hier Zuhause
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| Thema: Paranoia & evt. Kleptomanie? So 27 Feb 2011, 18:32 © diana44 | |
| Hallo Petra Mein Vater leidet auch seit einiger Zeit unter Angstattacken, er hat sich eine ja wie soll ich das nennen riesige Keule neben sein Bett gestellt, die hat er vor Jahren mal selber auf der Drechselbank gedreht, weil er irgendwas damit machen wollte, als ich ihn fragte warum er das tut, sagte er es wolle immer jemand in der Nacht ins Haus, er würde das hören, meine Mama die Nachts selber kaum schläft kann dieses nicht bestätigen, dann haben wir letztens Lebensmittel Vorräte unter seinem Bett entdeckt, darauf sagte er alle, würden ihm die Sachen wegessen deshalb bringe er sie in Sicherheit. Natürlich bringt man das nicht mit dem Wort Kleptomanie in Verbindung weil es ja im eigenen Haus passiert, aber das Verhalten ähnelt ja irgendwie schon dem deines Vaters. Aber ob das nun unmittelbar mit der Demenz zusammenhängt,weiß ich nicht? Ich habe mir gedacht, da mein Vater ein Kriegskind war,er war 1945 10 Jahre alt, liegt das vielleicht an unterbewussten Geschehnissen, die jetzt wieder erwachen, was halt dazu führt, das er den Drang oder das Gefühl hat, alles zu horten und für sich in Sicherheit zu bringen was geht. Interessante Frage muss ich echt sagen! |
| | | PetraG Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Paranoia & evt. Kleptomanie? Mo 28 Feb 2011, 14:48 © PetraG | |
| Das mit den Lebensmitteln in seinem Schrank horten hat unser Vater schon seit sehr vielen Jahren. Die letzten Jahre hier mussten wir stetig den Keller kontrollieren , da er dort Süssigkeiten und frisches obst (manchmal verschimmelt ) versteckte.
herzliche Grüsse Petra |
| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Paranoia & evt. Kleptomanie? Mo 28 Feb 2011, 21:53 © Admin | |
| Liebe Petra Nicht bei allen Dementen ist dies so ausgeprägt wie bei deinem Vater, aber es kann durchaus vorkommen. Ich glaube das mit dem Sammeln und Horten, hat viel mit Erlebnissen aus früheren Zeiten zu tun. Ich glaube viele aus der Kriegs- und Nachkriegsgeneration haben Mangel und überhaupt viel Entbehrung erlebt und durchgemacht. Ob dies nun Nahrungsmittel, oder Gegenstände waren die man zusammen suchte, um irgendwie über die Runden zu kommen. Dazu das Motto: Ja nichts wegwerfen man könnte ja alles noch brauchen u.s.w. Bei einer Demenz kann dieses ehemalige Verhalten wieder massiv Wach und Real werden. Wenn es schwierig wird Zeiten und Erlebnisse richtig einzuordnen, dann wird es auch schwieriger den Unterschied zwischen Früher und Heute richtig zu erkennen. Dies kann bis zu Vermischung zwischen Realität und alten Erinnerungsfetzen gehen.....Wenn das was gesehen wird, vom Verstand her nicht mehr zuverlässig eingeordnet werden kann, dann werden plötzlich Schatten zu Gestalten und eine Glühbirne z.B als Sonnenaufgang wahrgenommen. Das Hirn ist ein sehr komplexer "Computer", wenn das eine oder andere nicht mehr richtig funktioniert, dann kann dies mitunter ganze Kettenreaktionen an Fehleinschätzungen auslösen. Von dem her verwundert mich im Zusammenhang einer Demenz wirklich fast gar nichts mehr. Für uns Angehörige den jeweils richtigen Umgang zu finden, wird jedoch immer die grösste Herausvorderung bleiben und uns leider auch immer wieder an unsere Grenzen bringen. Ich fürchte du wirst vorläufig immer wieder gesammelte Gegenstände deines Vaters einsammeln und hinter seinem Rücken an das Heim zurückgeben müssen. Aber auch das ist nur eine Phase die sich bestimmt auch wieder ändern wird.....Im Heim sollten sie eigentlich solche Probleme kennen und dies mit einem lächeln annehmen können. Versuche so weit möglich, nicht deinem Vater das abzusprechen was er sieht und behauptet (für ihn ist es Realität), sondern möglichst ihn ab- und umzulenken. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und dich mal ganz lieb Ursula
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | knispels Neu im Forum
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| Thema: Re: Paranoia & evt. Kleptomanie? Mo 28 Feb 2011, 23:46 © knispels | |
| Hallo,
also dieses horten oder sammeln von Gegenständen (oft Lebensmittel) gibt es bei uns im Pflegeheim sehr häufig. Eine Dame sammelt z.B. die großen Stoffservietten und sagt immer die gehören ihrer Mutter. Wie lassen sie gewähren, räumen nur ab und an in ihrem Schrank auf und fertig.
Beim Sammeln von Lebensmitteln ist das natürlich schwieriger weil das ja nun irgendwann anfängt zu schimmeln. Aber auch dann lassen wir die Dementen gewähren, müssen halt nur öfters aufräumen. Leider nimmt diese Dame auch alle Süßigkeiten die sie in anderen Zimmern findet an sich. Wenn ich ihren Schrank aufräume dann verteile ich das immer an alle Bewohner, die meisten Angehörigen wissen davon und haben auch Verständniss.
Mach dir nicht zuviele Gedanken über dieses Verhalten Deinen Vaters und auch das Heim wird dafür Verständniss haben bzw. es schon kennen gelernt haben.
Was die Angstzustände angeht solltet ihr das auf jeden Fall weiter beobachten, wenn es schlimmer wird dann besser zu einem Psychater...
Bevor ich in einem Pflegeheim angefangen haben zu arbeiten war ich auch strikt dagegen "zuviele" Medikamente zu geben. Einhergehend mit der Demenz sind aber leider auch oft andere psychische Erkrankungen aber die lassen sich oft medikamentös behandeln, da sollte man nicht mit falscher Scheu rangehen. |
| | | PetraG Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Paranoia & evt. Kleptomanie? Di 01 März 2011, 12:57 © PetraG | |
| Danke euch vielmals @knispel Vater bekommt wegen Halluzinationen schon seit Jahren Medikamente . Was seine Paranoia angeht , so hilft bei starker Demenz vermutlich auch kein Psychiater mehr . Sprach gestern wegen einer Formularsache nochmals mit dem Neurologen und er sagte mir eigenltich das was Ursula erklärte. Hat er Angst so solle man ihn beruhigen und evt. mit ihm Lösungen finden , ihn einbeziehen. Ich solle überlegen wie ich früher mit meinem Sohn umging wenn er Angst hatte :-) Seit 2 Wochen darf er ja auch nicht mehr alleine raus (ist eigentlich grausam ) , aber er läuft immer schlechter (parkinson). ich bringe ihm immer mal Schokolade mit worüber er sich im moment richtig freut.
herzliche Grüsse Petra |
| | | knispels Neu im Forum
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| Thema: Re: Paranoia & evt. Kleptomanie? Di 01 März 2011, 14:05 © knispels | |
| Hallo,
ich bewundere wirklich alle Angehörigen die ihre kranken Angehörigen pflegen. Das fordert doch wirklich sehr, vor allem wenn noch andere psychische Erkrankungen hinzu kommen. Ich kann mir immer sagen, wenn ich Feierabend habe dann mach ich die Tür hinter mir zu und gut ist (wenn das immer so einfach wäre). Wichtig denke ich, ist der austausch mit anderen Betroffenen, denn niemand kann wirklich nachfühlen wie es ist, höre ich doch auch oft Sätze wie:"Dann mach das und das und alles wird gut..." Aber gerade bei dementiell erkrankten funktionieren "allerwelts" Methoden nicht. Ich muss von jedem einezelnen meiner Schützlinge die Biografie kennen, dann weiß ich auch warum Frau X. sich wieder Sorgen macht das sie ihre Kinder nicht alleine lassen kann oder Frau Y. will zu ihrer Mutter. Vordergründig kann man das einfach weg wischen und sagen:"Eine 85-jährige will zu ihrer Mutter..." Aber das dahinter stehende Gefühl muss man erspüren, oft ist es einfach nur fehlende Geborgenheit, die Hand halten, zu hören das hilft in solchen Momenten. Denn eins darf man nicht vergessen, die Gefühlsebene bleibt nach wie vor erhalten bzw. tritt noch mehr in den Vordergrund. Ich habe mich auch schonmal mit einer Dame gemeinsam darüber "aufgeregt" das ihre Sachen alle verschwinden. Oder einer anderen Dame natürlich zugestimmt als sie sich darüber beschwerte das über ihrem Zimmer ein unheimlicher Lärm wäre, auch nachts... (in dem Zimmer über der Dame lebt eine bettlägrige Frau). Oft höre ich dann Sätze wie:"Endlich mal jemand der mir glaubt, alle anderen halten mich doch schon für verrückt..." Und dann kommt man ins Gespräch. Es ist dann zwar meistens so das es nicht nachhaltig ist, für einen Moment sind diese Menschen dann beruhigt, aber das heißt nicht das sie in 15 min. wieder schimpfend über die Flure laufen.
LG |
| | | PetraG Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Paranoia & evt. Kleptomanie? Di 01 März 2011, 19:19 © PetraG | |
| Ja die Gefühlswelt ist oftmals ziemlich unberechenbar. Vater ist mittlerweile so das er wie ein Kind sein kann , dann wieder aufmüpfig und stur , im nächsten moment bekommt er depressive Verstimmungen und entzieht sich unserer Welt . Sagt man oder handelt man dann was falsch kommt das andere Extrem , er wird böse und unberechenbar , schreit rum und mag niemanden , denn alle wollen nur böses von ihm und jedem misstraut er . Lange konnten wir über vieles lächeln und ich höre heute noch den Neurologen als er uns sagte :" lachen sie solange sie können , denn irgendwann können sie nicht mehr lachen". Leider ist dieses nun eingetreten.
herzliche Grüsse Petra |
| | | jowacht Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Paranoia & evt. Kleptomanie? Do 03 März 2011, 02:43 © jowacht | |
| Hallo PetraG, mein Vater litt auch an schwerer Demenz und hatte ständig den Drang, alles an sich zu nehmen. Aber auch im Verstecken, war er ein Profi. Wir haben die seltsamsten Dinge, an den verrücktesten Orten. Brot in der Schublade am Bett. Sein Kamm in der Spülmaschine. Was ich sagen will ist, dass es sehrwohl solche Eigentümlichkeiten gibt. Und was der neurologe gesagt hat, ist das Beste was man tun kann. Einfach auf das Niveau zurück gehen, wie er Dir begegnet, dann ist manchmal vieles etwas einfacher. Manchmal habe ich mich dumm gestellt, nur um ihm eine klitzekleine Aufgabe zu geben. Weil er dann stolz war, dass er mir was erklären konnte. Wie Du auch sagst, manchmal war er hellwach, manchmal zu Tode betrübt. Ich habe mich immer den Gegebenheiten untergeordnet. Dann war das tägliche Zusammensein einfach leichter.
Ganz lieben Gruß Josi |
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