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| Sylvia stellt sich vor und erzählt ihre Geschichte | |
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| Thema: Sylvia stellt sich vor und erzählt ihre Geschichte Mo 06 Okt 2008, 09:06 © Admin | |
| Sylvia Erstellt: 01.08.08, 11:06 Bin Sylvia und werde 51 Jahre. Juli bin ich 30 Jahre verheiratet, daher auch das Foto, welches ich dafür habe malen lassen. Mit einem Spruch von Loriot:eine glückliche Ehe ist eine, in der sie ein bißchen blind und er ein bißchen taub ist. Meine Söhne sind 28 Jahre (techn. Zeichner u. Dipl. Ing. Maschinenbau) sowie 26 Jahre Kfz-Mechaniker. Mein Mann 54 Jahre und Kfz-Mechaniker in der Forschung bei VW. Von Beruf bin ich Bürogehilfin. Später habe ich halbe Tage bei einem Busunternehmen gearbeitet - 10 Jahre. Die letzten 4 Jahre bin ich ehrenamtlich im Seniorenstift als Spielleiterin tätig. Seit 23 Jahren wohnen wir in einem 100 j. Fachwerkhaus, welches mein Mann wunderschön renoviert hat, man kann es auf meinen Seiten sehen. Nun zu meiner teils traurigen Geschichte. Mein Leben veränderte sich, als meine Mutter März 07 starb. Ich wurde darüber durch eine Behörde telefonisch informiert. Sie wurde 85 und fuhr bis zum Ende ihr Auto. Ich hatte 10 Jahre keinen Kontakt und mein Papa durfte weder mit mir telefonieren noch allein aus dem Haus. Warum sie so war, ich weiß es nicht. Bin ihr einziges Kind, Wunschkind, wie sie mal sagte. Während des Anrufes der Behörde klingelte es an der Haustür und mein "kleiner Sohn" kam. Er sagte, als ich noch den Hörer in der Hand hielt: ich habe geträumt, du machst mir die Tür auf und hast das Telefon in der Hand - Oma ist tot. Ich war total geschockt. Sonst kenn ich sowas aus dem Fernsehen und glaube nicht an diese Dinge. Ja, Marc - Du hast recht. Nun redete er mir gut zu Opa anzurufen. Es war für mich nicht leicht, wie würde er reagieren?! Beim zweiten Versuch klappte es und ich sagte: hallo Papa - und ich hörte die freudige Stimme: Sylvia hallo, wann kommst Du. Wir fuhren sofort los und es war, als wäre ich nie weg gewesen. Aber ich sah einen abgemagerten Mann. Seine blauen Augen leuchteten. Wir waren glücklich uns wieder zuhaben. Seine Zuckerpuppe, wie er mich immer nannte. Wir fuhren zum Hausarzt, den ich noch aus Kindertagen kannte und ließen uns berichten. Meinem Vater geht es soweit gut, etwas Herzprobleme. Die volle Wahrheit erfuhr ich später, als mein Vater bei meinem Hausarzt war. Die Tage meldete sich dann der Anwalt meiner Eltern, ich solle umgehend zu ihm kommen. Was ich da erfuhr, ließ mich fast den Atem stocken. Er sollte zur Testamenständerung ins Haus kommen. Mein Vater lag im Bett und war am austrocknen. Der Anwalt sagte nichts Testamensändern, er muß ins Krankenhaus. Somit hat mein Papa seinem Anwalt sein Leben zu verdanken. Meine Mutter hätte die Hosen an, meinte der Anwalt und mein Vater zu gehorchen. Wenn er das nicht tat, fuhr sie ihn gleich laut an. Es bestätigte sich auch bei den Nachbarn - meine Mutter sagte: der kann weg, der ist zu nix mehr nütze. Wie kann man so sein, nach 51 Jahren Ehe. Ich hab meiner Mutter viel zugetraut, aber das sie so schlecht ist nicht. Ich päppelte ihn wieder auf, er mag gern alles an Obst. Mittag kannte er gar nicht. Klar, meine Mutter fuhr zu dieser Zeit immer mit dem Wagen weg, kannte ich noch so. Er freute sich über einen Osterhasen, wie ein Kind. Mit seinen Enkeln versteht er sich super. Vorallem zu Marc hat er einen guten Draht, er kam fast täglich mit (da war er noch arbeitssuchend). Als der Herr vom Beerdigungsinstitut kam merkte er gleich die Wandlung, mein Vater konnte wieder lachen, machte seine Witzchen - er blühte auf. Wir gingen zum Friseur, frühstücken, neue Brille anfertigen, Zähne durchschecken. Wir genossen die Zeit. Aber im Aug. merkte ich dann, er konnte in dem gr. Haus mit 1000 qm Garten nicht allein bleiben. Das mit dem Pflegedienst klappte leider nicht, sie erkannten nicht mal, als mein Vater Wasser hatte. Ich entschloß mich dann für einen Seniorenstift. Den ich aufsuchte und anschaute, mir Meinungen von Bewohnern und Angehörigen einholte. Mein Papa fühlt sich dort wohl, hat seine Möbel und nach einer Woche schon ne Freundin. Leider mußte er dann ins Krankenhaus - wegen Wasser. Danach ging es ihm zwei Monate nicht so gut. Aber er erholte sich wieder und freute sich des Lebens. Vom Arzt erfuhr ich dann, was der Hausarzt meines Vaters alles so verschwieg oder nicht befolgt hat und daher hat er sich auch so sehr gewert, als ich die Unterlagen haben wollte. Er meinte: mein Vater solle nicht weg, er kann daheim sterben. Eigentlich hätte ich den Doc anzeigen können, wegen unterlassener Hilfeleistung, weil mein Vater nicht die richtigen Medikamente bekam und es ihm dadurch schlechter ging. Ich hatte viele Gänge zu machen und überall hörte ich nur: was meine Mutter für ein Mensch war. Es tat sehr weh. Ob es die Bank, die Tierärzte (4 Katzen und 1 Hund waren im Haus) oder Nachbarn waren. Unser Arzt erzählte mir dann den Krankheitszustand: mein Vater habe ein Herzleiden und hatte einen Herzinfarkt und Schlaganfall. Durch den Anfall war er etwas verwirrt manchmal. Da er wohl irgendwann auf sturr schaltete und meine Mutter einfach reden ließ zog er sich in seine Welt zurück. Das sind die Anfänge einer Demenz. Nun ist mein Papa kurz vor seinem 86 Geb. und es geht ihm schlecht. Mit dem Mittag stand er immer auf "Kriegsfuß" (da ja nicht gekocht wurde) aber nun ißt er auch nur schlecht seine Brötchen und das Abendbrot. Er ist auf unter 50 kg und seine Knochen stehen hervor. Ich saß gestern 4 Stunden auf seinem Bett und streichelte seine Hand. Ich habe Alpträume fast jede Nacht. Kann es nur schwer verarbeiten. Wenn dann so Geschichten passieren, wie vor einigen Monaten, wir frühstücken zusammen und er fragte mich: Sylvia darf ich noch ein Brötchen. Oh man, was hat sie aus diesem stattlichen Mann, der mal Zimmerer war gemacht. Anreichen läßt er sich von den Schwestern leider nichts, das darf nur ich. Als ich gestern mit dem Doc redete waren wir uns einig in ein Krankenhaus geht er nicht, dann bekommt er eine Magensonde. Das habe ich alles schon vor einem Jahr mit meinem Papa besprochen und der Anwalt hat eine Vollmacht aufgesetzt, wo alles drin steht, jeder staut, der das halbe Buch sieht und ließt. Wenn es soweit ist, soll er einschlafen, einen friedlichen Tod wünschen wir uns.Mein Großer - Sascha - rief gestern an, wie jeden Tag und merkte gleich, das was nicht stimmt. Er hatte eine traurige und später heulende Mama am Telefon. Er sprach mir Trost zu und telefonierte anschließend mit Marc, der 10 Minuten später bei mir war und wir mußten beide heulen. Ich habe klasse Jungs und wir mußten schon viel gemeinsam durchstehen. Damit will ich enden und danke fürs zuhören, es tut gut alles niederzuschreiben. |
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| Thema: Re: Sylvia stellt sich vor und erzählt ihre Geschichte Mo 06 Okt 2008, 09:07 © Admin | |
| frisbee Erstellt: 01.08.08, 11:53 Das ist eine sehr bewegende Geschichte und es ist sehr schön, dass Dir Deine Söhne so sehr zur Seite stehen und Dich stützen können. Verurteile Deine Mutter nicht zu sehr. Du hast sie 10 Jahre wohl nicht gesehen und weisst nicht, was in dieser Zeit alles vorgefallen ist. Es gehören immer zwei dazu: einer der es tut und einer, der es mit sich machen lässt. Vielleicht war Deine Mutter auch mit allem überfordert, vielleicht hätte sie einfach mal jemanden gebraucht, der ihr am Anfang gesagt hätte: Du, das ist nicht schön, wie Du mit den Leuten umgehst. Es ist, wie es ist. Jetzt ist Dein Vater da und er braucht Deine Liebe und es ist schön, dass er diese Fürsorge und Liebe während seiner letzten Zeit noch bekommt und geniessen darf. Das ist doch schön und das freut mich für ihn. Ich weiss, es ist schwer geliebte Menschen leiden zu sehen, wie sie immer mehr verfallen bis nichts mehr von ihnen übrig bleibt. Dies sind aber alles Abschnitte des Altwerdens, bei den einen dauert dieser Abschnitt länger, bei den anderen ist er kürzer. Es kommt darauf an, was wir daraus machen, wie wir als Angehörige damit umgehen und wie wir sie dabei begleiten. Wir können daraus eine Katastrophe machen und wir können es einfach akzeptieren und sie liebevoll begleiten, ihnen somit Kraft und Zuversicht geben, damit sie in Ruhe und Frieden gehen können.
LG Marion |
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| Thema: Re: Sylvia stellt sich vor und erzählt ihre Geschichte Mo 06 Okt 2008, 09:09 © Admin | |
| Sylvia Erstellt: 01.08.08, 13:56 Moin Marion, danke für Deine Zeilen. Aber das mit meiner Mutter, verstehst Du wohl nicht. Ich hatte keine richtige Kindheit. Als ich mit 22 mein erstes Kind bekam fand sie es nicht toll, sie wäre zu jung Oma zu werden. Wir wohnten mit im Haus, mein Mann und unser Sohn Sascha, es ging nicht gut. Sie drehte die Heizung ab, suchte immer wieder Streit. Sie war nicht überfordert, hatte das Zeppter in der Hand. Keiner durfte was sagen. Mein Mann hat als unsere Jungs 10 und 12 J. waren, wieder versucht den Kontakt aufzubauen, als erstes bekam er zu hören: guten Tag Herr Sch...... für mich sind sie sowieso gestorben. Meine Mutter war kalt. Sie hatten keine Freunde oder Bekannte. Ich find das einfach traurig. So ein Verhältnis möchte ich nie zu meinen Jungs haben. Sie können immer zu uns kommen und so sollte es sein. Vor 16 Jahren hatte mein Mann eine Gehirnblutung und sie sagte nur dazu: ich lag auch schon im Krankenhaus, interessiert mich nicht. So sollte man als Mutter nicht reagieren. Sie war eine arme Frau. LG Sylvia
Es ist nicht genug, zu wissen, man muß auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muß es auch tun. |
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| Thema: Re: Sylvia stellt sich vor und erzählt ihre Geschichte Mo 06 Okt 2008, 09:10 © Admin | |
| frisbee Erstellt: 01.08.08, 15:37 Das ist ja furchtbar. Ich frage mich manchmal, was die Leute so werden lässt. Wir werden es wohl nie so richtig erfahren. Umso schöner ist es, dass Du dieses Verhalten nicht übernommen (was ja oft der Fall ist, weil die Kinder nichts anderes kennen gelernt haben) und für Dich den Absprung geschafft hast. Dein Vater erhält jetzt von Dir die Behandlung, die er so lange vermisst hat. Wenn Du eine solch schwere Kindheit hattest und sie so gut "überstanden" hast, dann bist Du eine sehr starke Persönlichkeit. Von dieser Stärke profitiert jetzt Dein Vater.
LG Marion |
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| Thema: Re: Sylvia stellt sich vor und erzählt ihre Geschichte Mo 06 Okt 2008, 09:12 © Admin | |
| Sylvia Erstellt: 01.08.08, 17:35 Ja Marion, das kann schon sein. Aber sind wir Mütter und Ehefrauen nicht alle stark. Denken wir nur mal an die Geburt. Ich habe immer dagegen angekämpft so zu werden. Mag mich oft nicht in dem Spiegel anschauen, weil ich wie meine Mutter aussehe. Auch hab ich das Lachen verlernt gehabt. Langsam kommt es wieder. Ich schaue nicht mehr so ernst, wie es mir viele Leute sagten. Nur man kann die Zeit nicht zurück holen. Es gäbe noch soviel zu erzählen zwischen meinem Vater und mir. Wenn ich die Bilder anschaue, die Sascha als kleine Galerie für die Wand seines Zimmers gebastelt hat. Wo ich auf den Schultern meines Papas sitze. Er hätte damals den Absprung schaffen sollen, als wir uns wiedersahen und seine Frau ins Krankenhaus mußte wegen Zucker. Da faltete sie ihn jedesmal zusammen, wenn er sie besuchte. Was er denn da schon wieder anhabe, ob er sich nicht anziehen könne. Damit sah mein Papa immer schick aus und gepflegt. Dann legte sie sich mit den Mitbewohnern ihres Zimmers an und ich sollte für sie Partei ergreifen. Ach, es sind so viele Geschichten. Oder sie stellte mich als Frau Sch.... statt ihre Tochter vor. Das tut so weh. Ich denke jeder Mensch ist etwas besonderes und einzigartig und das Leben ist so kurz, da sollte man es genießen. LG Sylvia Morgen fahre ich wieder zu meinem Vater und werd bei ihm sitzen und seine Hand halten. |
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| Thema: Re: Sylvia stellt sich vor und erzählt ihre Geschichte Mo 06 Okt 2008, 09:12 © Admin | |
| LillNalle Erstellt: 03.08.08, 18:52
Hallo Sylvia
Möchte dich als erstes ganz herzlich im Forum willkommen heissen.
Auch mich hat deine Geschichte sehr bewegt. Deine Mutter scheint eine sehr dominante, herrscherische Person gewesen zu sein. Wobei alles nach ihrem Willen laufen musste. Dein Vater wiederum eine Person wo nicht die Kraft aufbringen konnte um ihr die Stirn zu bieten und seinen Willen durchzusetzen. An dem Punkt stimme ich Marion zu, wo ich finde, so passend schrieb: "Es braucht einen der es tut, und einen, der es mit sich machen lässt." Die Kälte deiner Mutter musste dich doch erschlagen haben. Aber ich denke auch, das die Passivität deines Vaters ihr gegenüber, bei dir zusätzlich eine art Ohnmacht auslösen musste. Irgendwie scheint es mir auch, das du, für deine Mutter weniger Tochter, sondern eher ihre Konkurentin warst. Was eine unheimlich schwere und unerträgliche Situation, für dich, wie auch für deinen Mann gewesen sein musste.
Nachdem du 10 Jahre lang keinen Kontakt mehr zu deinen Eltern hattest, kann ich mir vorstellen wie schwer es für dich war, nach dem Tod deiner Mutter, nun deinen Vater anzurufen. Wie sollte man auch wissen wie die Reaktion nach so langer Zeit sein würde? Das schöne ist aber, das du dich doch überwinden konntest, und die Freude von seiner Seite, hat die Brücke gebaut, die schon lange abgebrochen schien. Es ist sehr traurig das erst der Tod deiner Mutter fesselnde Ketten lösen konnte.
Dein Vater und ihr habt eine Zeit bekommen wo ihr euch wieder so richtig geniessen durftet. Ich würde es mir, für euch von Herzen wünschen wenn es noch eine Zeit so bleiben könnte. In einem anderen Beitrag von dir habe ich aber nun gelesen das dein Papa nicht mehr mag und im sterben liegt. Es ist sehr schmerzlich, wenn das Abschied nehmen in eine entgültige Phase hinein rückt. Vorallem weil ihr doch soviel, nach all den Jahren ohne Kontakt nun aufzuholen hättet..... Aber es ist trotzdem ein ganz wertvolles, unbezahlbares Geschenk, das ihr noch so eine intensive Zeit zusammen bekommen habt. Auch wenn du jetzt bei ihm an seinem Bett sitzt und seine Hand streichelst, so wird dies auch ohne Worte direkt von Herz zu Herz sprechen und zu spühren sein. Eine ganz wertvolle Hilfe für euch beide, im friedlichen loslassen dürfen, auch wenn es gleichzeitig sehr schwer ist.
Meine Gedanken werden dich begleiten.
Sei ganz lieb Gegrüsst
Ursula |
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| Thema: Re: Sylvia stellt sich vor und erzählt ihre Geschichte Mo 06 Okt 2008, 09:15 © Admin | |
| Sylvia Erstellt: 04.08.08, 06:56 Danke Ursula. Ich habe gott sei dank eine Familie, die hinter mir steht, vorallem halt die Jungs. Mein Mann ist etwas schwierig, weil auch er leicht laut wird (es liegt mit an seiner schlimmen Kindheit) Er konnte sich nicht ganz davon befreien, wie ich. Eine Löwin ist stark und kämpft. Mein Papa ist gestern nachmittag friedlich eingeschlafen. Die Schwester war immer lang bei ihm. Er hat nichts gespürt. Allerdings meine Nähe, als ich Samstag so lang bei ihm war. Seine blauen Augen gingen wieder auf und die Gesichtsfarbe wurde besser, sagte sie mir. Ich denke, er konnte schwer loslassen, wo wir uns ja grad knapp 1 1/2 Jahre wieder hatten. Ich sagte ihm: er möge gehen - ich liebe ihn. Sonntag ist er dann 17 Uhr eingeschlafen. Meinen Großen rief ich in BS an und er benachrichtige seinen Bruder, der gleich vorbei kam und mich in den Arm nahm. Wir beide. Auch mein Mann drückte mich. Sascha wollte Urlaub nehmen, falls ich ihn brauche ist er sofort da. Es tut gut, aber gleichseitig ist auch eine Leere in mir. Es braucht viel Zeit. Hab viele Wege zu erlegen und das lenkt ab. Schlimm wird nochmal das Räumen des Zimmers und die Beerdigung. In diesen schweren Stunden haben sie eine Schwester, die mit ihrem golden Retrivier kommt. Er ist extra geschult und legt dann den Kopf auf das Bett. Es ist in dem Seniorenstift sowieso besonderst, da die Bewohner dort ein Tier halten dürfen. |
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| Thema: Re: Sylvia stellt sich vor und erzählt ihre Geschichte Mo 06 Okt 2008, 09:16 © Admin | |
| frisbee Erstellt: 04.08.08, 09:39 Liebe Sylvia, das tut mir sehr leid und andererseits ist es schön, dass er so friedlich eingeschlafen ist. Er ist jetzt dort, wo es ihm gut geht. Du hast ihm in den letzten Wochen und Monate das gegeben, was er so lange vermisst hatte: Liebe und Fürsorge. Ja, es ist schwer hinterher alles aufzuräumen. Sich um alles zu kümmern kann ablenken aber auch sehr emotional sein. Erinnere Dich an die vielen schönen Stunden, die ihr noch gemeinsam verbringen durftet. Und nimm Dir Zeit zu trauern. Meine Mutter starb im Jan. diesen Jahres und erst jetzt fange ich an das alles in meinen Träumen zu verarbeiten. Ich dachte eigentlich, ich sei damit durch, offensichtlich wohl doch noch nicht.... Schön dass Du in Deinen Söhnen auch jetzt so viel Halt und Trost findest. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Liebe, damit Du die nächsten Tage gut überstehst.
LG Marion |
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| Thema: Re: Sylvia stellt sich vor und erzählt ihre Geschichte Mo 06 Okt 2008, 09:19 © Admin | |
| Sylvia Erstellt: 04.08.08, 16:07 Danke Marion. Ich hab heut die Wege, wie Bestatter, Friedhof und die netten Nachbarn von gegenüber, die meinem Papa und mir sehr halfen aufgesucht. Es war keine schöne Nacht. Marc nimmt es so mit, er konnte nicht arbeiten gehen. Aber sein Meister versteht es und sagte ihm er solle sich soviel Zeit nehmen, wie er braucht. Das es das noch gibt in unserer Gesellschaft - schön. Marion, ich hab heute über 1 Jahr danach noch Alpträume, so verarbeiten wir. Frido, mein Mann macht morgen das Zimmer mit Marc leer. Ich kann das nicht. Hab mich heut nochmal bei den lieben Schwestern bedankt und ordentlich was für die Kaffeetasse gegeben. Sie werden oft vergessen und leisten soviel. Einen schönen Blumenstrauß mit danke hatte ich ihnen schon im vorigen Jahr zukommen lassen. LG Sylvia Wer sich übrigens mit dem Gedanken trägt, seinen Angehörigen in einen Seniorenstift zu bringen, der sollte genau die Farben für Bilder wählen, wenn der Angehörige Demenz hat. Ich hatte ein blaues Bild mit ner Insel im Meer - ein rotes mit Herzen und ner Rose - sowie ein grünes mit einem Welpen im grünen gewählt. Das sind die Farben von Demenzkranken. Dazu hat mein Sohn eine Bildergalerie von mir und meinem Papa erstellt und eine von uns, der Familie. Die Fenster wurden dekoriert und sein Schlafanzug auf sein Bett gelegt. Vorher ging ich mit ihm frühstücken. Hatte mir alles genau ausgedacht. Als er dann den Raum betrat, freute er sich über seinen Sessel mit Hocker, den Fernseher, CD Radio und seine Lieblingsdecke. |
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| Thema: Re: Sylvia stellt sich vor und erzählt ihre Geschichte Mo 06 Okt 2008, 09:20 © Admin | |
| LillNalle Erstellt: 05.08.08, 18:11 Liebe Sylvia Ich möchte dir an dieser Stelle ganz herzliche Anteilnahme aussprechen. Ich habe noch sehr stark in Erinnerung wie es sich bei mir in diesem, deinem Moment anfühlte. Einerseits eine grosse Erleichterung das unsere lieben nicht mehr leiden müssen und es jetzt gut haben dürfen. Andererseits ist eine tiefe Trauer da und vorallem eine Leere.....Alles braucht seine Zeit, das trauern, das verarbeiten und auch bis sich die entstandene Leere wieder mit etwas füllen darf. Aber es gäbe keine Trauer, wenn nicht erst etwas ganz besonderes und wertvolles voraus gegangen wäre. So werden unsere Lieben in unseren Herzen weiterleben, mit allem wo sie uns durch ihre Anwesenheit beschenkt haben. Fühle dich ganz lieb Umarmt Ursula |
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| Thema: Re: Sylvia stellt sich vor und erzählt ihre Geschichte Mo 06 Okt 2008, 09:22 © Admin | |
| Ginita Erstellt: 21.08.08, 20:45 Hallo Sylvia, eine bewegende Geschichte. An manchen Stellen mußte ich doch schlucken. Du kannst Dich glücklich schätzen, daß Du 2 so tolle Söhne hast. Muß jetzt erst mal alles "verdauen", was ich gelesen habe. |
| | | redzora66 Neu im Forum
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| Thema: Re: Sylvia stellt sich vor und erzählt ihre Geschichte Di 28 Apr 2009, 09:30 © redzora66 | |
| Liebe Sylvia, ich habe deine Geschichte aufgesogen aufgesogen. Es gibt so viel Ähnlichkeiten mit deinem Vater und meinem Opa und den dazugehörigen Frauen. Mein Großvater war auch Zimmerer, meine Oma hat alles was zu tun war an sich gerissen. Sie war schon immer sehr dominant. Mein Großvater konnte irgendwann noch nicht mal einen Nagel in dei Wand schlagen,geschweige denn das er Ahnung hatte von Bankangelegenheiten. Sie hat ihm Taschengeld gezahlt *seufz* Ich kann gut verstehen das er nicht wieder zu ihr wollte und lieber ins Heim gegangen ist. Nun, ich weiß nicht was meine Oma zu dem Menschen gemacht hat, der sie ist. Und natürlich kümmere ich mich auch um sie. Ich komme auch gut mir ihr klar, denn nur ich schimpfe mal ordentlich mit ihr wenn sie wieder mal unausstehlich über ihre Mitmenschen und meinen Opa redet. Sie nimmt mir es auch nciht übel... Ich wünsche mir , das mein Opi auch friedlich einschlafen kann, am liebsten wäre ich dabei, möchte ihn auf seinem letztem Weg begleiten und ihm sagen, das er keine Angst haben muß. Danke für deine Geschichte, es ist so hilfreich. |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Sylvia stellt sich vor und erzählt ihre Geschichte Di 28 Apr 2009, 10:32 © sylvia | |
| Liebe Sandra, ich denke sie haben keine Angst, es ist eine Erlösung und dort wo sie dann sind ist es bestimmt friedlich, schön, die Natur, die Tiere, keine Kriege und ich hoffe meinen Papa wiederzusehen. Ich hab ihn bis zum einschlafen begleitet und ihm gesagt er kann gehen - ich hab ihn lieb. Er schlief mit einem Lächeln ein. Allerdings waren die 5 Tage nicht einfach, nicht sein Anblick, nein es war der Geruch. Aber, wie ich hier auch schrieb, die Schwester war an meiner Seite und wir redeten viel und lang. Jeder saß an einer Bettseite und streichelte seine Hand. Am 3. Aug. ist es 1 Jahr her. Es wird ein nicht leichter Tag werden für mich, ich muß noch viel weinen. Aber ich stelle ihn mir auf seiner Wolke vor, wie er runterschaut zu mir und lächelt. Schön das Du auch mit der Oma klarkommst. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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