Autostimulation als Notruf
Wenn alte Menschen der Reizverarmung begegnen, stimulieren sie sich selbst. Um Informationen über den eigenen Körper und die Umwelt zu erhalten, schreiten sie gleichsam zur Selbsthilfe. Typische Beispiele sind
* Nestelbewegungen auf der Bettdecke,
* Reiben und Kratzen auf der eigenen Haut,
* Kratzen mit den Fingernägeln auf dem Tisch und
* Schaukeln mit dem Oberkörper.
Nach Ansicht von A. Hartwanger ist die meist monotone und häufig selbstschädigende Autostimulation ein Hilfeschrei von Menschen, die unter einem Mangel an sinnlichen Anregungen leiden. Dabei sind die Möglichkeiten der ursprünglich von A. Frölich entwickelten "basalen Stimulation" mannigfaltig und einfach zu verwirklichen.
Mittel basaler Stimulation
Körperstimulation:
* Deutlicher Druck bei der Körperpflege (Waschen, Abtrocknen, Einreiben, Massieren); Richtung: vom Körperstamm zur Peripherie
* Erweitertes Reizangebot durch Wechsel der Wassertemperatur, verschieden harte Waschlappen, Schwämme und Handtücher, diverse Waschzusätze
* Förderung der Körperwahrnehmung durch gut sitzende und vollständige Kleidung (einschließlich Unterwäsche)
Anregung des Gleichgewichtssinnes:
* Schaukeln im Schaukelstuhl
* gemeinsames Ausführen rhythmischer Bewegungen (z.B. Tanzschritte)
* Wiegen des Kranken im Arm des Betreuers
Haptische Stimulation (Tast- und Greifsinn):
* "Begreifen" unterschiedlicher Materialien"
* Hände unter fließendes Wasser halten
* Sich selbst eincremen
Vibratorische Anregung:
* Halten einer elektrischen Zahnbürste, eines Elektrorasierers oder ähnlich vibrierender Gegenstände mit der Hand
Orale Stimulation:
(Besonders wichtig für Patienten, die parenteral ernährt werden, aber auch für Personen mit Schluckstörungen, um deren Gefühl für den Mundbereich zu fördern und zu erhalten)
* Regelmäßiges Bestreichen von Lippen, Zähnen, Zunge und einem Teil des Gaumens mit den Fingern oder einem großen Wattetupfer (z.B. bei der Mundpflege)
* Fördern von Lutsch- und Schluckbewegungen durch harte Brotrinden, Bratenkruste oder Kaugummi
Olfaktorische Stimulation:
(Vertraute Gerüche fördern die Erinnerung!)
* Körperpflege mit Parfum, Deo oder Rasierwasser, das dem Kranken lieb und vertraut ist
* Anregung des Geruchssinnes durch Blumen, ätherische Öle und Essensdüfte. Sie überdecken den mitunter typischen Geruch der Betreuungseinrichtung und verbessern so die Atmosphäre.
Visuelle Stimulation:
* Mobiles, Poster und Bilder mit kräftigen Farben sowie leicht erkennbaren Motiven
* Fotos aus dem Privatleben des Patienten.
Schon ein einziger Gegenstand, der ins Blickfeld gerückt wird, kann den Tag des Kranken verändern!
Diese Anregungen sind nur Beispiele. Die Kreativität kennt letztlich keine Grenzen. Allerdings darf man den Kranken nicht überstimulieren.
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden."