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| Thema: Belastung für Angehörige Di 20 Nov 2007, 18:03 © Admin | |
| Tealc6 Erstellt: 09.07.07, 19:29 Hallo zusammen
zurerst möchte ich euch in diesem Forum als Neuer ganz herlich grüßen! Ich bin 45 Jahre alt, Verheiratet mit 2 Kindern (17+22 j.)
Jetzt zu unserem Problem
Meine Schwiegermutter ist 80 Jahre und hat Dementz (Kein Alzheimer) Sie kann sich nicht mehr orientieren, Sie vergisst im Minutentakt was gesagt wurde. Auserdem ist sie jetzt anhänglich wie ein Kind. Meine Frau (Tochter) hilft ihr beim Baden, kümmert sich immer um sie. Deshalb ist die Schwiegermutter sehr auf sie fixiert und akzeptiert keine andere Hilfskraft. Auf der anderen Seite muss alles nach den Kopf der Schwiegermutter gehen. Da gibt es deshalb sehr viel Streit. Als wir vor 2 Jahren mit Ihr zum Psychiater sind um Pflegeunterstützung zu beantragen hat sie auf einmal komischerweise Lichtblicke gehabt und der hat gemeint sie sei nur Altersdepresiv. Die Situation ist insbesonders für meine Frau psychisch sehr belastent. Sie bräuchte ab und zu ein paar Tage Abstand.
Vieleicht habt ihr auch Erfahrung damit
Herzliche Grüße Albin |
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| Thema: Re: Belastung für Angehörige Di 20 Nov 2007, 18:04 © Admin | |
| LillNalle Erstellt: 12.07.07, 07:55 Hallo Albin Als Erstes möchte ich dich im Forum ganz herzlich willkommen heissen. Freue mich das du zu uns gefunden hast und möchte versuchen dir so gut wie möglich zu antworten. Leider bin ich nicht vorher dazu gekommen, da mir die Ruhe dazu gefehlt hat. Eure Situation ist hauptsächlich für deine Frau sehr belastend, aber ein Stückweit auch für dich, weil die Demenz doch schrittweise immer mehr euren Alltag bestimmen wird. Die Untersuchung beim Psychiater ist 2 Jahre her und in der Zeit kann sich bei Demenz unheimlich viel verschlechtern. Von dem her würde heute die Untersuchung vermutlich schon etwas anders verlaufen und vorallem, es könnte mit dem Ergebnis vor 2 Jahren verglichen werden. Das sie gerade da einen Lichtblick hatte, ist ziemlich gewöhnlich und darum schneiden sehr oft Untersuchungen auch besser ab als wie die Dementen zu Hause wirklich erlebt werden. Welcher Mensch würde nicht versuchen in solchen Situationen ein möglichst gutes Bild von sich geben zu wollen? Auch Demenzkranke können sich kurze Zeit zusammen reissen und sich relativ gut auf Fragen konzentrieren - aber eben nur für kurze Zeit, was jedoch für ein positiveres Testergebnis durchaus reichen kann. Diese Lichtblicke sind für Demente jedoch absolute geistige Hochleistung, was kein Mensch lange durchhalten kann. Zum Vergleich: Wie lange könnten "gesunde", nicht Demente nonstop schwere Prüfungen ablegen? Darum können es auch, wie du so schön sagst leider nur "Lichtblicke" sein. Ich würde deiner Frau aus verschiedenen Gründen wärmstens empfehlen eine Hilfskraft dazu zu nehmen. Die kindliche Anhänglichkeit ihrer Mutter hat einerseits damit zu tun, das sie krankheitshalber immer mehr abhängig wird, aber auch weil zur Zeit deine Frau die einzige Sicherheit für sie darstellt und das hat leider auch viel mit Angst zu tun. Dazu kommt, das ein Kind Elternverhältnis unheimlich viel Prägung mit sich trägt, was die Pflege gerade desswegen zusätzlich erschwert. Hat einen doch die Mutter mal erzogen und geprägt und selbst im erwachsenen Alter ist sie für einen immer die Mutter gewesen. Nun plötzlich wird diese Schrittweise immer mehr zum Kind. Mit diesem Wechsel umzugehen ist alleine schon ein Kraftakt, wo leicht Streitereien auslöst. An dem Punkt hat es eine aussenstehende Person wesentlich einfacher weil sie die betreffende Person nur im aktuellen Jetzt erlebt. Das die Mutter deiner Frau keine Hilfskraft akzeptiert kann ich mir gut vorstellen. Für sie ist die Welt so in ordnung und vorallem es ist ihr so bekannt, wärend jede Veränderung nur beängstigend wirkt. Aber würden wir immer nur das machen was unsere lieben Demenzkranken wollten, dann würden wir leider statt für sie eine Hilfe zu sein mit ihnen gemeinsam untergehen. Ihr könntet versuchen eine Hilfskraft erst einfach mal nur als eine Bekannte von euch einzuladen. Um eine gewisse Vertrautheit zu schaffen. Ich wünsche Euch viel Kraft und freue mich über weiteren Gedankenaustausch Liebe Grüsse Ursula |
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| Thema: Re: Belastung für Angehörige Di 20 Nov 2007, 18:05 © Admin | |
| Tealc6 Erstellt: 12.07.07, 20:16 Liebe Ursula
erst einmal vieen Dank für deine Antwort. Wir sind schon in Planung das wir nochmal zum Psychiater mit Ihr gehen. Hast du vieleicht ein paar nützliche Tips wie wir sie vorbereiten sollten dass wir nicht nochmal eine solche Pleite erleben. Das andere Problem ist auch meine Frau ist auch noch selbst von Beruf Krankenschwester und arbeitet Teilzeit auf einer Intensivstation. Da ist es halt auch als Fachkraft sehr schwer externe Hilfe anzunehmen.
Herzliche Grüße
Albin |
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| Thema: Re: Belastung für Angehörige Di 20 Nov 2007, 18:07 © Admin | |
| LillNalle Erstellt: 16.07.07, 21:41 Lieber Albin Ich weiss, das vielfach gerade Krankenschwestern es sich schwer tun Hilfe anzunehmen. Aber auch sie sind keine Übermenschen, haben ihre eigenen Grenzen und sollten gerade desswegen wissen, wie anstrengend Pflege ist, vorallem wenn es nach dem Feierabend zu Hause gleich weiter geht. Ich würde sagen für jeden Pflegenden gilt: Je mehr Hilfe, je länger wird das selber pflegen möglich sein. Je länger man aber selber alles erledigen möchte, je grösser die Gefahr das plötzlich die erst beste Lösung gefunden werden muss und die eigene Kraft es nicht mehr zulassen kann wählerisch zu sein. Wie sollte sie auf den Psychiater vorbereitet werden. Nun da stellt sich schon mal die Frage, wieweit sie sich der Notwendigkeit der zusätzlichen Hilfe überhaupt bewusst sein kann und wieweit sie einsichtsfähig ist um zu sehen das ihre Tochter auch nur begrenzte Kräfte hat um sie langfristig pflegen zu können. Falls sie dies aber doch noch einschätzen kann, stellt sich die Frage wielange diese Einsicht dann auch jeweils hält. Je weiter die Demenz fortgeschritten ist, je mehr wird das aktuelle Empfinden für gerade diesen Moment gelebt werden - das heisst heute ist die Tochter vielleicht die Liebste, aber morgen vielleicht für sie das Gegenteil und übermorgen wieder die Liebst u.s.w. - je nachdem wie der aktuelle Tag verläuft und für wie erfüllend dieser empfunden wird. Zuviele zu sehr fordernde Gespräche irritieren und verwirren meist nur noch mehr. Gut, eine irritierte und noch mehr verwirrte Mutter würde beim Psychiater vielleicht eher zu eurem Ziel führen. Es müsste dann aber von ihr nur ein Satz fallen wie z.B. "Meine Tochter hat mir gesagt ich müsse es so sagen, sonst....." und dann würdet ihr widerum eher schlecht da stehen. Nach meinen Erfahrungen funktioniert vorbereiten nicht wirklich. Sitzt sie dann dem Psychiater gegenüber, wird sie sich vielleicht dem fremden Menschen gegenüber nur von ihrer besten Seite zeigen können, weil dieser sonst ja denken muss mit ihr stimme was nicht und das wäre für sie peinlich. Wie könnte sie sich auch in dem Moment an eure vorausgegangenen Gespräche erinnern, gleichzeit auf die Fragen des Psychiater antworten und das erst noch so wie es voraus besprochen wurde? Das sind zuviele Gedankengänge die zusammenfliessen müssten - und das mit Demenz? Den einzigen Tip wo ich geben kann ist: Jeder Demenzkranke hat verschiedene Tageformen. Meist funktionieren Vormittage besser als Nachmittage. Ihr könntet also diese Tagesform berücksichtigen wenn es darum geht einen Termin beim Psychiater fest zu legen. Es würde mich auch interressieren, ob die Mutter bei euch zu Hause lebt und ob deine Frau ihr einziges Kind ist. So könnte ich mich besser in eure Situation versetzen und vielleicht auch die einen oder anderen Tips besser geben. Liebe Grüsse Ursula |
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| Thema: Re: Belastung für Angehörige Di 20 Nov 2007, 18:09 © Admin | |
| Konny Erstellt: 29.07.07, 11:43 Hallo Albin, auf dem Gebiet Psychiater bin ich leider Spezialist. Jedesmal wenn wir mit der Schwiegermutter einen Termin hatten (in unserem Fall beim Neurologen) wußte sie wirklich alles, selbst Dinge die ihr schon seit Monaten entfallen waren, kamen raus, als ob es das normalste von der Welt sei. Zuhause weiß sie nichtmal das sie Kinder hat. Beim Neurologen kann sie problemlos die Namen und manchmal sogar die dazugehörigen Partner nennen. Ich habe irgendwo gelesen, das ein großer Punkt Adrenalinausschüttung ist. Und ein Besuch beim Arzt ist gerade für Frauen aus dieser Generation Streß (vielleicht auch positiver Streß) die Haare müssen in Ordnung sein, die Handtasche muß farblich zur Jacke passen usw. Aber ich bin der Meinung, das ein guter Arzt, der sich mit Demenz auskennt, weiß das die Leistungen beim ihm lange nicht dem entsprechen wie es Zuhause aussieht und viel Wert auf die Anamnese legen sollte (und vielleicht nach 5 Minuten nochmal die gleichen Fragen stellen. Ich glaube da würde mancher Arzt wirklich staunen. Viele Grüße Konny |
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