LillNalle Erstellt: 15.06.07, 09:03
Liebe Konny
Es gibt was Demenz betrifft keine banalen Probleme. Für dich sind deine Probleme genau so schlimm wie für mich meine - da gibt es gar keinen Unterschied. Vergiss bitte nicht das ich schrittweise hinein wachsen durfte, genau so wie du es in deiner Situation tun wirst/musst. Wäre ich von heute auf morgen mit all meinem Erlebten konfrontiert gewesen, wäre ich daran zerbrochen. Genau so ist es bei dir. Darum ist es so wichtig, das du deine Sorgen mitteilst und auch abladen kannst, genauso wie ich es schon lange getan habe und auch immer noch tue.
Nun zu deiner aktuellen Situation. Die Hartnäckigkeit deiner Oma, das sie das Geld nicht genommen habe und nun auf einmal im Gefängnis sei, lässt mich stark vermuten das etwas für sie einschneidendes emotionales geschehen sein muss. Weil alles was sich emotional abspielt sehr hartnäckig sein kann, auch wenn die Realität vielleicht eine ganz andere war, als die jeweilige Intepretation. Manchmal reichen dazu auch einfach nur Träume, wie du es in diesem Fall bei deiner Oma vermutest. Der Unterschied zwischen was sind Träume und was ist Realität wird immer schlechter wahrgenommen. Oft ist es so, das je mehr wir versuchen zu Argumentieren, je mehr verhindern wir dadurch noch zusätzlich dieses nicht vergessen von solchen Absurditäten. Für deine Oma ist es im jeweiligen Moment absolute Realität und diese lässt sich kaum weg reden. In solchen Situationen ist es oft besser einfach zu sagen, gut das du mir dies erzählt hast, ich werde tun was ich machen kann um dir zu Helfen. Das kann ihr das Gefühl geben ernstgenommen zu werden und ein Stückweit ihre Probleme an dich weiter geben zu dürfen.
Mich haben gerade auch solche und ähnliche Dinge oft bedrückt und an meine Grenzen gebracht. Es gibt eigentlich auch keine Patentlösungen dazu, aber Dinge zu sagen wie: "Ach du hast doch sicher nur geträumt", oder "du verdrehst da irgend was", oder "du hast es sicher falsch verstanden" u.s.w. verstärken die Hartnäckigkeit der Behauptungen und sind zusätzlich verletzend. Ich glaube den Dementen geht es gar nicht immer darum das wir für alles eine Lösung haben, sondern hauptsächlich darum das wir sie ernst nehmen und sie und ihre Auffassung nicht dauernd in Frage stellen.
Darum bewirken Antworten wie, "gut das du mir das erzählst, ich werde schauen was ich machen kann", "gut das du mich daran erinnerst ich bin in letzter Zeit leider etwas vergesslich", "ich leide ebenfalls mit, weil ich in dem Fall so machtlos bin" - manchmal für den Moment kleine Wunder.
Es ist alles andere als einfach liebe Konny, ich kann deine Verzweiflung sehr gut nachvollziehen und es bleibt für mich nur zu hoffen, das ich dir wenigstens ein paar nützliche Denkanstösse geben kann.
Ich sende dir einen ganzen Korb voll Kraft und liebe Grüsse
Ursula