Hallo zusammen!

Ich habe mich gerade hier angemeldet, weil ich nicht mehr weiter weiß!
Seit fast 9 Jahren putze ich jetzt schon bei einem älteren Herren (Mitte 70). Seine Frau verstarb vor 8 Jahren und seither lebt er mit seinem Hund allein in einem Einfamilienhaus.
Anfang des Jahres bin ich hellhörig geworden, weil er mich mehrfach anrief, ich müsse vorbeikommen, ihm wären 400 Euro gestohlen worden bzw. er wüsste nicht mehr, wo er sein Portemonaie bzw. seine Fahrzeugpapiere etc. hingelegt hat.

Auf Nachfrage bei der Nachbarin wurde ich dann in Kenntnis gesetzt, dass er an Demenz leidet. (und das schon seit 2 Jahren - aber niemand teilte mir dies netterweise mal mit!).

Seither wird es immer schlimmer mit ihm. Er fragt mich in den 3 Stunden, die ich bei ihm bin 10x das gleiche, redet wirres Zeug und wirkt so desorientiert. Hinzu kommt, dass er körperlich auch sehr angeschlagen ist (Hüfte, Magen und Diabetes).
Im Juni habe ich dann zusammen mit der Nachbarin den Sohn kontaktiert (kümmert sich nicht im geringsten um seinen Vater) und dieser hat auf unser Drängen dann die städt. Betreuungsstelle eingeschaltet. Es ist jetzt Ende September und noch immer ist kein Betreuer bestellt! Zwischenzeitlich liegt wohl ein Gutachten vor (habe ich zufällig beim Putzen gefunden - mir kommt ja sonst keine Info zu - unglaublich!). In diesem wird zusammenfassend festgestellt, dass er zwar ein wenig wirr ist, aber ansonsten doch alles gut läuft! Er hätte ne Putzfrau, morgens und abends kommt ein Pflegedienst zwecks Tabletteneinnahme und alles andere regeln ja die Nachbarn. Punkt aus Ende! Ist das zu fassen?
Wenn die vom Amt mal ne Stunde länger da blieben, würden sie sehen, wie fortgeschritten das ganze schon ist.

Durch Zufall habe ich jetzt von seiner Fußpflegerin erfahren, dass er vorgestern eingepinkelt (sorry) und in total verdreckten Klamotten (über seinem Schlafanzug, 2 verschiedene Socken, 2 verschiedene total ausgelatschte Schuhe) zum Termin erschienen ist (naja, weniger zum Termin, der war 3 Tage vorher, aber sie hatte wohl gerade Zeit). Er hat wohl einen offenen Fuß und seine Füße waren vom Urin verkrustet und sehr schmutzig. D. h. er befand sich in einem verwahrlosten Zustand! Hinzu kommt, dass er noch Auto fährt!

Das ist nur der grobe Rahmen...

Nun zu meiner Frage: Ist es normal, dass die Ämter so langsam arbeiten? Es kann doch nicht sein, dass sich auf Putzfrau und Nachbarn verlassen wird und eine Momentaufnahme reicht, um eine "Diagnose" zu stellen! Ein Anruf bei der Führerscheinstelle bzgl. Einziehung der Fahrerlaubnis brachte auch keine wirklich positive Nachricht. Auch das würde Wochen dauern!
Ich weiß wirklich nicht, was ich noch machen soll. Ich hab ihn sehr gerne und es tut mir so leid, ihn so zu sehen! Wenn er doch nur in ein betreutes Wohnen käme! Da hätte er Pflege und was ich besonders wichtig finde Gesellschaft! Er ist so einsam. Hat nur seinen blinden, tauben Hund, der eigentlich auch eingeschläfert werden müsste (macht auch unter sich etc.). Kann man denn nicht in Würde alt werden, wenn man so krank ist!? Ich finde das schrecklich!

Liebe Grüße aus dem sonnigen Köln

Putzfee

hallo putzfee


oh mein gott das hört sich ja schrecklich an.
ich würde sofort wenn du wieder bei ihm bist einen rettungswagen rufen ihn ins krankenhaus bringen lassen und schauen das ein eilantrag für die pflegestufe 1 beantragt wird, dass wurde uns heute auch geraten.
das ist ja furchtbar wie kann man einen menschen nur so verkommen lassen und sich um nichts kümmern?

für den anfang da alles andere etwas dauert, wie altenheim, pflegeheim oder betreutes wohnen würde ich ihn wirklich ins krankenhaus einweisen und denen dort sagen das sich der sozialdienst da schnell einschalten soll.

alles, alles gute

und toll das du dich darum kümmerst!

leila

Liebe Putzfee

Als erstes finde ich es ganz toll, das du dich so um das Wohl dieses Mannes kümmerst. Traurig stimmt es einen, das der Sohn kaum einen Finger rührt.

Aber wie du selber schreibst, darf es nicht sein, das sich nur auf Putzfrau, Nachbarn u.s.w verlassen wird. Leider reagiert oftmals eine Betreuungsstelle nur auf einen gewissen Druck hin. Damit möchte ich sagen, das wenn der Sohn nur Halbherzig sich dort einmal meldete. Für so eine Stelle, das Problem leicht als "nicht eilig" eingestuft werden kann.
Nun: Führerscheinstelle anrufen bringt nichts. Da auch ihnen die Hände gebunden sind, solange ihnen kein ärztliches Gutachten vorliegt, oder ein Unfall verursacht wurde. Das einzige was du eigentlich tun kannst, ist die Betreuungsstelle von neuem zu informieren. Wenn das zu wenig bewirkt, dann würde ich empfehlen zusammen mit den Nachbarn, Fusspflegerin und Pflegedienst wo morgens und abends kommen, ein Schreiben aufzusetzen und eure Beobachtungen schildern. Spätestestens dann müsste das Problem ernst genommen werden.

Ich wünsche dir alles Gute. Bitte halte uns weiter auf dem laufenden - und, toll das es Menschen wie dich gibt

Liebe Grüsse
Ursula

Liebe Putzfee,
Leila hat schon die wichtigsten Punkte geschrieben.

Für den Hund wird es eine Erlösung sein, denke ich. Man könnte ihn für die Zeit auch ins Tierheim geben.

Das der Sohn sich nicht kümmert, darüber können wir nicht richten, da man nicht weiß, was vorgefallen ist.

LG Sylvia

Liebe Putzfee,
herzlich Willkommen bei uns im Forum.

Ich finde es auch ganz klasse, wie du dich in die Sache einbringst als Aussenstehende. Hut ab.

Tipps hast du schon bekommen. Ich würde auch schnell handeln. Mit dem KH wäre eine gute Idee, da geht dann auch komischerweise alles schneller. Der Sozialdienst kann dann auch Tipps geben, ob ein zuhause noch möglich ist. Die Ärzte sind immer schnell mit dem Altenheim dabei.

LG Biggi

Hallo Ihr Lieben!

1000 Dank für Eure aufbauenden schnellen Antworten! Da fühlt man sich doch gleich viel besser!
Ich habe eben mit der Nachbarin telefoniert. Habe jetzt ein Schreiben aufgesetzt, was ich in der Nachbarschaft unterschreiben lassen werde und an die Stadtverwaltung und an das Amtsgericht schicken werde. Hierin haben wir die Zustände nochmals genauestens aufgelistet. Hoffentlich bringt das was!

Eine im Grunde zwar traurige, aber im Sinne des Wohlergehens sehr positive Nachricht habe ich auch erhalten: Er ist wohl vorgestern total desorientiert mit dem Auto in einem Nachbarort aufgefunden worden und von der Polizei nach Hause gebracht worden. Die konnten ihm zwar die Schlüssel und die Fahrerlaubnis nicht entziehen (Deutsche Bürokratie!!! - unglaublich), aber dennoch ist der Fall jetzt aktenkundig. Ich schreibe jetzt eine Email an das Straßenverkehrsamt und beziehe mich hierauf. Ich denke, das wird dann auch ganz schnell gehen, bevor noch jemand zu Schaden kommt! Gott sei Dank!

Die Fußpflegerin habe ich auch dazu bewegen können, ihre Beobachtungen bzgl. der Verwahrlosung dem Amt zu melden. Ich denke, all diese Hinweise werden das Verfahren jetzt doch beschleunigen. Wenn nicht, werde ich wirklich den Krankenwagen rufen, das habe ich eben mit der Nachbarin schon abgesprochen und wir würden das dann zusammen machen (auch wenn er mir schrecklich leid tun würde!!! das ist so hart, wenn man aus seinem Umfeld gerissen wird und nicht weiß, was mit einem geschieht!).

Ich hätte nie gedacht, dass mich das so mitnimmt! Aber ich bin ihm sehr zu Dank "verpflichtet" (blöde Redewendung!) und er liegt mir sehr am Herzen.

Naja, so toll ist das nun auch nicht von mir, ich könnte sicher viel mehr für ihn tun. Ich hab oft genug meinen Putztag verschoben, weil es mir echt an die Nerven geht, ihn so zu sehen und dann dieser Schmutz und Gestank. Aber dann packt mich mein Gewissen wieder und ich fahre zu ihm. Und dann freut er sich jedes Mal so! Da geht einem das Herz auf! Hab auch schon oft daran gedacht, den Job zu schmeißen, aber ich bringe es doch nicht übers Herz, gerade weil ich ihn so mag und er mir so leid tut. Ich hoffe, dass er noch ein paar Jahre in Würde und glücklich verleben kann!

Danke Euch allen!

Einen schönen Tag noch!

Nicole

Liebe Nicole,
dann drück ich mal die Daumen, dass ihr etwas bewirken könnt.

LG Biggi

Liebe Nicole,
Du hast ein gutes grossen Herz, mehr brauchen wir davon. Dann ist es einer weniger, der tot in der Wohnung gefunden wird.

LG Sylvia

Das ist sehr lieb von Dir, Sylvia. Aber ich glaub nicht, dass ich ein größeres Herz habe als andere.
Es ist einfach schwer, einen Menschen so leiden zu sehen, der einem nahe steht. Und die bürokratische Ungerechtigkeit macht es einem noch schwerer!

Ich wünsche allen Betroffenen, dass sie würdevoll die letzten Jahre erleben dürfen, denn das hat jeder einzelne verdammt nochmal - sorry - verdient.
Nie werde ich begreifen, warum einem da so viele Steine in den Weg gelegt werden.

Ach, liebe Nicole. Das haben wir schon so oft diskutiert. Das werden wir wohl nie begreifen. Doch jeder einzelne von uns kann schon was ändern. So wie du jetzt!

LG Biggi

Oh doch Nicole. Es gibt zuviele Menschen die einfach wegschauen. Sie sind so sehr mit sich selbst beschäftigt - traurig.

LG Sylvia

finde es wirklich toll was du da alles in die wege geleitet hast, ja in vielen bereichen des lebens schauen die menschen weg und sind nicht interessiert. warum sich sein sohn nicht kümmert hat garantiert gründe, ich bsp. versuche wirklich meiner schwiegermutter zu helfen würde dies aber niemals für meine eigene mutter tun.
ich würde sie zwar nicht verwahrlosen lassen aber schauen das sie in ein heim kommt und mehr würde mich nicht interessieren.
es ist egal was in der kindheit vorgefallen ist man ist zumindest in der verantwortung verantwortung abzugeben.

leila