Hallo an alle,

- ich bin neu hier -

ich habe hier schon einige Beiträge gelesen und es wurden auch schon viele meiner Fragen darin beantwortet. Ich habe bei vielen Beiträgen auch geweint und meine Mutter und mich in einigen Situationen wiedererkannt.

ich bin Andrea, 43 Jahre alt und wohnhaft in HH. Meine Mutter lebt 50 km entfertn in Lüneburg. Meine Mutter ist zu dem geworden, was das recht schlechte Leben aus ihr gemacht hat. Alkoholsucht und schläge von meinem Vater eingeschlossen. Ich liebe meine Mutter und sie ist ein wichtiger Mensch in meinem Leben. Was auch immer vorgefallen ist. Ich war und bin immer an ihrer Seite. Dies nur zur Einschätzung der Beziehung von meiner Mutter und mir. Sie ist nun seit 20 Jahren getrennt von meinem Vater und auch seit dieser Zeit trocken. Sie hat die Alkoholsucht überwunden, seit dem sie sich das letzte Mal von meinem Vater (für mich nur Erzeuger) getrennt hat. Die ersten 15 Jahre hat sie noch hier bei mir in HH gelebt und ist dann zur Enkelkindbetreuung nach Lüneburg gezogen. Die Enkelkinder sind nun groß und sie möchte wieder zurück nach HH in meine Nähe, was auch meinem Wunsch entspricht.

Das sie mir Dinge oft doppelt erzählt und manchmal etwas unkonzentriert ist, habe ich immer auf ihren wenigen kontakt zu anderen Menschen geschoben. Doch letzte Jahr war ich mit ihr auf Rügen. Ich hatte ihr dieses "verwöhn-wochenende" zum Geburtstag geschenkt und freute mich selbst sehr darauf, Zeit mit ihr zu verbringen und uns es richtig gut gehen zu lassen. Wir kamen Freitags an und nachdem wir unsere Sachen im Hotel abgeladen hatten ging es auch schon weiter. Strand, Promenade, Seebrücke usw. Irgendwann sind wir dann in einem Restaurant gelandet und nachdem meine Mutter einige Zeit mit mir am Tisch gesessen hat, wollte sie die Toilette aufsuchen, die direkt durch eine uns gegenüberliegende Treppen im Erdgeschoss zu finden war.
Der Weg runter - kein Problem für sie. Als sie die Treppe wieder raufkam und ich sie in dem Moment ansah, konnte ich sehen, dass sie nicht wusste, wo sie war, mit wem sie dort war und warum sie um Gottes Willen nicht zu Hause war.

Ich brauchte erstmal einen Moment um das Gesehene zu verdauen. Dann stand ich auf um meiner Mutter, die mittlerweile durch das Lokal irrte, entgegen zu gehen und sie an den Tisch zurück zu holen. Wir sind dann beide auf das gerade Geschehene gar nicht mehr eingegangen. Ich, weil ich einfach die Tragweite noch gar nicht erfassen konnte und eigentlich auch gar nicht wusste, was war das denn jetzt eigentlich mit deiner Mutter. So kannte ich sie nicht. Und warum sie die Situation nicht weiter oder wieder aufgegriffen hat, kann ich nicht sagen. Das weitere Wochenende war dann sehr schlimm, weil sie nicht mehr mit mir redete.

Seit dem habe ich viel gelesen, mich Beraten lassen und habe bis heute trotzdem noch nicht den Mut gefunden mit meiner Mutter darüber zu reden. Am Dienstag habe ich noch mal ein Beratungsgespräch und ich hoffe, dass mir dort der weitere Weg aufgezeigt wird.

Durch die Beiträge hier sehe ich, dass ich nicht alleine bin mit vielen Fragen und das hilft schon sehr.
Ich habe viel geschrieben und merke die Erleichterung, mal einiges losgeworden zu sein.

Einen schönen Sonntag wünscht
Andrea

Danke.

Liebe Andrea,
herzlich Willkommen bei uns im Forum. Schön, dass du uns gefunden hast und dich schon wohlfühlst.

Gut, dass deine Mutter damals den Absprung geschafft hat. Dass du sie sehr liebst, kann man deinen Zeilen entnehmen.

Dass es für dich ein Schlüsselerlebnis war im Restaurant kann ich mir gut vorstellen. Mal was vergessen, o.k., aber dann direkt so einen Sprung beobachten ist grausam. Sie hat es im Nachhinein mit Sicherheit selber realisiert, und aus Verunsicherung nicht mehr viel gesprochen.

Wichtig ist, dass es dir guttut, hier zu schreiben. Und das kannst du immer und so viel du möchtest. Wir hören gerne zu und versuchen so gut es geht zu helfen.

Alles Liebe weiterhin
Biggi

Liebe Andrea

Liebe Andrea,

auch von mir ein herzliches Willkommen hier bei uns. Und wie Biggi so schön formulierte:

Gut das Du uns gefunden hast.

Ja, diese ersten Anzeichen die wir so richtig bewußt wahrnehmen schmerzen uns richtig heftig. Daher: nutze uns und lade hier den ballast ab der auf Dir landet.

LG MOni

liebe Andrea

Biggi hat schon alles wesentliche gesagt.

Versuch mal in einer ruhigen Minute einen Weg zu finden mit ihr zu reden. So kann es nicht bleiben. Vielleicht über Umwege, durch die Hintertür. Du bist eine liebende Tochter und wirst es schaffen.

LG Sylvia

Herzlich Willkommen Andrea,schön das du zu deiner Mutter stehst.

LG Ulli

Auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum liebe Andrea

Unsere liebe Biggi hat schon das Wesentlichste geschrieben. Mich hat dein Erlebnis sehr an meine Damaligen erinnert. Diese ersten Erlebnisse sind in der Tat erstmals ein Schock. Aber nicht nur für dich, sondern erst recht auch für deine Mutter. Wie erschreckend muss es für sie gewesen sein, plötzlich nach dem besagten Toilettenbesuch wieder im Raum zu stehen und sich plötzlich fragen zu müssen - "wer bin ich, wo bin ich, was tue ich hier und wieso bin ich an diesem fremden Ort". Eigentlich lässt sich so auch verstehen, warum sie kaum noch gesprochen hatte - und erst recht nicht über dieses, erschreckende für sie selber nicht wirklich erklärbares Erlebnis.

Eigentlich hält euch beide dasselbe davor ab darüber zu reden. Nämlich, die Angst davor was die Konsequenz dieses Erlebnisses sein könnte.....Dennoch ist es unvermeidlich dies medizinisch untersuchen zu lassen. Es muss nicht unbedingt - aber es könnte durchaus der Beginn einer Demenz sein. So oder so kann ihr medizinisch geholfen werden, um Lebensqualität zu erhöhen und ihre Selbständigkeit zu verlängern. Eine genaue Abklärung hilft also auf jeden Fall. Da du zu deiner Mutter einen so guten Draht hast und wie ich durch jede deiner Zeilen hindurch spühre, ihr euch gegenseitig sehr Lieb habt, könnte ich mir vorstellen, das so ein Gespräch für euch beide eine Erleichterung bedeuten könnte. Nichts schlimmeres als in der Angst der Unwissenheit zu stecken - für euch beide. Wärend gegenseitige Offenheit, Liebe und Nähe, euch die jeweilige Kraft schenkt (was immer es nun sein mag) damit umzugehen und euch gegenseitig nach Möglichkeit zu Tragen vermag.

Ich wünsche dir viel Kraft und den Mut eines Gespräches, um euch gegenseitig die Angst vor dem Ungewissen zu nehmen.

Liebe Willkommensgrüsse - und schreibe soviel du möchtest. Mir hat das schreiben schon oft beim Gedankensortieren und Verarbeiten geholfen. Dasselbe wünsche ich mir auch für dich.

Fühle dich einfach wohl in unserer Mitte

Ursula

Herzlich willkommen bei uns, liebe Andrea! Auch wenn man im Grunde an dieser Mistkrankheit nichts ändern kann, hilft es, sich mit Menschen auszutauschen, die das Gleiche erleben.