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oceane Ist sich am Einleben
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| Thema: unruhe...tipps? Mo 07 Jun 2010, 13:43 © oceane | |
| liebes forum, mich beschäftigt im moment ganz stark das thema unruhige patienten. welche strategien habt ihr, die ihr eure lieben ja zuhause pflegt? ich habe drei sehr stark unruhige und desorientierte leutle, die man keine sekunde aus den augen lassen kann. manchmal habe ich das gefühl, dass hinter der unruhe ein starker wunsch nach körperkontakt steht??? danke im voraus, marion |
| | | Farina Wohnt oft hier
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| Thema: unruhe...tipps Mo 07 Jun 2010, 15:57 © Farina | |
| Hallo Marion,
mein Vater war zur Kurzzeitpflege in einer Einrichtung für Demenzkranke. Dort habe ich das gleiche bei vielen Bewohnern beobachtet. Ich habe meinen Vater dort täglich besucht, und durfte meinen Hund mitbringen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sich das auf sehr viele Patienten ausgewirkt hat: Motorisch Unruhige beruhigten sich, Menschen, die mit niemandem mehr sprachen, streichelten den Hund und fingen an ihm Geschichten zu erzählen usw.. Die Betreuer waren so begeistert, dass sie mich regelrecht baten den Hund bloß wieder mitzubringen. Selbstverständlich ist unser Hund bestens erzogen, absolut menschenfreundlich und nervenstark, sonst hätte ich das nicht gemacht. Ich habe mich ein wenig mit dem Thema Tiergestützte Therapie beschäftigt, ähnliches kann man wohl auch mit anderen Tieren bewirken, wie z.B. Katzen oder Kaninchen. Leider sind davon nicht alle Einrichtungen überzeugt, ich kann einen Versuch nur empfehlen.
Liebe Grüße, Farina |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: unruhe...tipps? Mo 07 Jun 2010, 17:20 © sylvia | |
| Liebe Farina, es ist eine gute Sache. Hier gibt es Katzen, Hasen im Stift und ein Golden Redriever kommt regelmäßig zu besuch ( er ist extra ausgebildet). LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: unruhe...tipps? Mo 07 Jun 2010, 18:08 © Admin | |
| Liebe Marion
Bei unserem Erik war es so, das wenn ich kurz verschwand, es keine 2 Minuten dauerte bis er mich fast schon panikartig suchte. Natürlich meist in 180° falscher Richtung. Ansonsten gab es bei ihm nur Unruhe, bei entweder Über- oder Unterforderung.
Anfänglich konnte er mir noch selber erklären das er Angst vor sich selber hat und dem was er vielleicht anstellen könnte. Auch wenn er es mit der Zeit nicht mehr in Worte fassen konnte, so war diese Tatsache geblieben. Nachdem meine einzige Privatsphäre nur noch gegeben war, wenn Erik schlief und wir ansonsten alles gemeinsam machten....Hier meine ganz persönlichen Tipps durch meine Erlebnisse.
- Demente sind (in einem gewissen Krankheitsstadium) nicht gerne allein. Durch ihre Defizite wächst das Bedürfnis nach Geborgenheit und Sicherheit. Selbst 2 Minuten des alleine seins können für Demente schon eine Ewigkeit des Verlassen sein, da ihr Zeitbegriff verloren geht. Es ist also hilfreich, wenn sie dort sein dürfen, wo auch Personal sichtbar ist.
- Eigentlich sollte alles rund um Demente in Zeitlupe geschehen. Ich habe einige male die Erfahrung gemacht, wenn ich schnell an Erik vorbei lief um etwas zu holen, dies ihn verwirrte. Als ich anfing alles in seiner Nähe, aber auch wirklich alles gaaanz langsam zu machen ihn dies beruhigte. War es aber doch mal eilig, so hatte ich ihm ganz ruhig meine Hände auf seine Achsel gelegt und ruhig gesagt ich muss schnell was holen. Danach durfte ich auch springen ohne das es ihn beunruhigte.....Das Zauberwort für Demenz ist wirklich Zeit und dementsprechend den Alltag zu Planen. Selbst das am Arm streicheln sollte ganz langsam gemacht werden. Auch beim sprechen sollte immer ein ruhiger Ton gefunden werden und die Worte eher ein bisschen langsamer ausgesprochen werden......Alles braucht länger Zeit um im Hirn anzukommen und um soweit möglich verarbeitet zu werden. Was mir auch noch aufgefallen ist. Viele Demente werden unheimlich sensibel auf Lärm, sowie laute oder hektische Stimmen. Es ist auch unglaublich wie stark Emotionen wahr genommen werden.
- Körperkontakt ist sehr wichtig. Ich hatte mit Erik eine Zeit am Tag wo ich ihn massierte. Eine entspannende Kommunikation ohne Worte. Oder ihm x-mal für das eine oder andere danke und schön das es dich gibt sagte. Dabei ihn umarmte oder einfach über seinen Arm streichelte.
- Beschäftigung: Auch dies ist ein wichtiger Punkt. Wenn Demente an ihren Kleidern rumzupfen und monotone Bewegungsabläufe tätigen, ist dies meist ein Zeichen von zuwenig Stimulanz. Jedoch ist Beschäftigung nicht gleich Beschäftigung. Es ist ein Vorteil wenn dies der Tagesform und den persönlichen Interressen angepasst werden kann. Da es auch immer schwieriger wird sich lange auf eine Aufgabe zu konzentrieren, sollte es immer mehrere Möglichkeiten an Beschäftigung geben. Mir scheint es auch wichtig wenn diese in einen festen, stabilen Tagesablauf eingebaut werden können.
Zusammenfassend würde ich sagen: Ein ruhiger liebevoller Umgang. Genügend Zeit um auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. Auch gemeinsam schweigen und nur die Hand halten ist dabei eine Form der Kommunikation. Nicht sparen mit Komplimenten und Körperkontakt. Einen festen Tagesablauf wo eine wichtige Tagesstruktur gibt. Beschäftigung den Bedürfnissen angepasst. Das sind die wichtigsten Voraussetzungen um Unruhe vorzubeugen. Dennoch kann Unruhe leider vorkommen, aber zum Teil hat dies auch damit zu tun, das auch Demente auf ihre Art die Krankheit verarbeiten. Selbst wir Gesunden haben manchmal eine Unruhe in uns, die uns in dem Moment auch niemand nehmen kann.....
Danke für die guten Denkanstösse wo du gibst
Liebe Farina und Sylvia
Auch ich bin der Meinung, das Tiere und Musik Herzen zu öffnen vermögen und somit für einen Augenblick kleine Wunder zu bewirken vermögen. Habt lieben Danke für eure Erfahrungen.
Liebe Grüsse Ursula
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | oceane Ist sich am Einleben
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| Thema: und nochmals danke Mi 09 Jun 2010, 20:44 © oceane | |
| für eure antworten, ursula, ich kann nur bejahen! wie du es beschreibst, so nehme ich es auch war. auch die gesteigerte lärmempfindlichkeit, schon ein lautes tellerklappern kann sie nachhaltig erschrecken. auch ich gehe ganz intuitiv ruhig mit meinen leutle um, habe viel körperkontakt und nähe zu ihnen.. der wunsch nach nähe ist bei den unruhigen noch viel stärker ausgeprägt und ich glaube auch (wie ursula das beschreibt), dass es die angst vorm dem alleinegelassen-werden ist. schwierig ist allerdings, wenn sich alle 3 unruhe-patienten kollektiv auf der flucht befinden (in entgegengesetzte richtungen) eine meiner 3 musketiere hat die gabe sich bei ihren spaziergängen auf alles zu setzen, was nur im entferntesten nach sitzmöglichkeit aussieht, also auch gerne mal falsch herum auf den rollator, ohne allerdings die bremse anzuziehen (ist ja auch so viel spannender). als ich leicht verzweifelt zu ihr sagte :" so, frau x, was machen wir denn, wenn sie hinfallen", kam die antwort.:"aufstehen" . was ich festgestellt habe, ist dass das beschäftigen (also auch das monotone abtrocknen) etwas erleichterung bringt, aber den durchschlagenden erfolg hatte ich unlängst beim vorlesen (ich habe bewusst märchen gewählt), da waren einfach ALLE total entspannt. an "unruhigen" tagen werde ich das beibehalten. einen abend und grüsse vom bodensee, marion |
| | | oceane Ist sich am Einleben
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| Thema: liebe sylvia und farina Mi 09 Jun 2010, 20:47 © oceane | |
| hatte ganz vergessen, die idee mit dem hund ist super.ich werde demnächst einmal fragen, ob ich meinen hund einmal mitbringen darf(labrador-mix, 10, entspannt), weiss allerdings nicht, ob es hygiene-vorschriften gibt? musik läuft bei uns oft, seitdem ertappe ich mich dabei, beim einkaufen "lilli marlen" zu summen... grüssle, marion |
| | | angel Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: unruhe...tipps? Di 27 Jul 2010, 08:32 © angel | |
| Bei unruhigen bewohner muss man spühren und ausprobieren was gut ist für sie eventuell einen Spaziergang unternehmen an der frischen luft mandala ausmalen ich habe eine kiste gemacht mit verschiedenen stoffen die kiste gebe ich der bewohnerin schaue mit ihr oder sie alleine die stoffe an Habe einen korb gemacht mit verschiedenen Dinge drin:Korkzapfen,Wolleknäuel,schlüssel,Dinge aus Holz ect gebe einer frau manchmal wolle zum aufwickeln Eine Frau hat gerne eine Puppe mit der sie spricht und sehr liebevoll mit ihr umgeht manchmal helfe ich ihr die puppe neu anzuziehen |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: unruhe...tipps? Di 27 Jul 2010, 09:00 © sylvia | |
| Das erinnert mich an die letzten Tage meines Papas, wenn er im Flur auf einem Sessel saß hatte er auch eine Puppe im Arm.
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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| | | Ricki Ist hier Zuhause
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| | | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: unruhe...tipps? Di 27 Jul 2010, 12:43 © sylvia | |
| Liebe Ricki, es ist doch schön, wenn es solche Möglichkeiten gibt. Ich denke mal, sie werden an ihre Kindheit erinnert und hatte da auch ein Stofftier, das für sie wie ein Freund war. Dem sie alles erzählten, sie es an sich drückten, wenn sie traurig waren, so als kleinen Beschützer. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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| | | angel Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: unruhe...tipps? Di 27 Jul 2010, 15:19 © angel | |
| ja Ricki du machst uch solche sachen habe noch nicht alles was ihr geschrieben habt gelesen |
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