Hallo Konny,
ich finde deine Einstellung richtig gut - abzugeben, wenn es selber nicht mehr machbar ist.
Zu deiner Frage, wie lange es braucht jemanden einzustellen: Antidepressiva und Neuroleptika brauchen in der Regel 21 Tage bis die Wirkung spürbar eintritt. Deswegen überbrückt man diese Zeit mit sedierenden (beruhigenden und müdemachenden) Medikamenten wie Diazepam (alles aus der Benzo-Gruppe... Lorazepam, Valium,etc.), die dann meistens wieder ausgeschlichen werden, weil a) sie ganz schön süchtig machen und b) keine tatsächliche Dauermedikation vor allem bei älteren Menschen darstellen, außer sie sind hochgradig "erregt" durch z.B. manische Schübe oder Wahnvorstellungen wie bei Schizophrenerkrankten. Haldol hilft unmittelbar bei Wahnvorstellungen, wird sogar in normalen Kliniken manchmal nach OPs gegeben, wenn der Betroffene erregt ist oder ein Durchgangssyndrom hat (zeitlich begrenzte Psychose).
Bei meiner Mutter (Alzheimer) waren es vier Wochen stationär auf einer speziellen Demenzstation (= kann ich nur empfehlen!!! Solche Stationen sind anders aufgebaut als reine geriatrische Stationen in der Psychiatrie, da sie sich schwerpunktmäßig mit den Demenzdiagnosen beschäftigen)(
Google mal Memory Clinic oder Gedächtsnissprechstunde). Ambulant würde ich wenn es irgendwie geht eine medikamentöse Einstellung vermeiden, da wir Angehörigen meiste Laien sind, was die Beobachtung der Nebenwirkung, aber auch der Wirkung sind und schlecht ein Blutbild machen können
. Für meine Mutter war es ein Segen, den sie zwar nicht täglich toll fand, aber für die ganze Familie beruhigend. Sie hat vor allem in der Zeit erlebt, dass es nicht schlimm ist, so zu sein und dass es andere gibt, die es auch haben. Dass dies natürlich keine Erfahrung von Dauer ist, eh klar
Mein Vater hatte die Chance, sich endlich zu erholen und für sich zu rekapitulieren, was eigentlich Sache ist. Das ganze hat bei uns ziemlich am Anfang der Krankheit stattgefunden, also wo meine Ma noch ein sehr gutes Bewußtsein hatte, was es nicht unbedingt leichter gemacht hat (am Telefon, bei Besuchen).
Noch ein Tipp: Wenn deine Mutter aus dem KHS kommt, kannst du die Medikamentengabe einem Pflegedienst übergeben. Der Hausarzt stellt dafür ein Rezept aus auch ohne Pflegestufe, da dies eine Krankenkassenleistung ist. Es erleichtert das Zusammenleben enorm, denn du musst nicht alle paar Stunden neu mit deiner Ma verhandeln, außerdem sind dies Pflegekräfte, die verstehen, sich in guter Art und Weise durchzusetzen und du bist nicht die Böse, sondern "Autoritätspersonen" übernehmen den Job. Du musst zu den Einnahmezeiten nicht da sein (Pflegedienst erhält Schlüssel) und kannst arbeiten etc.
Falls deine Mutter noch keine Pflegestufe hat (kann sein, dass ich das hier überlesen habe), dann rege über den KHS-Sozialdienst eine Voreinstufung im Krankenhaus an. Lass deine Mutter ruhig Zeter und Mordrio rufen und später auch vor dem Medizinischen Dienst (der die Überprüfung zuhause bei euch nachholt) 1a darstehen, du bist klar im Vorteil. Nutze ruhig gleich die Pflegestufe 0 (100,-€), sei es für dich oder begleitende Menschen, die deine Ma 1-2 x pro Woche beschäftigen, damit du Luft kriegst. Die Pflegestufe 1 kriegt sie in jedem Fall, die 2 wenn sie ansatzweise inkontinent ist, was leicht passiert...
So, ich hoffe, die Infos helfen ein bisserl. Ich war froh, als ich am Anfang einen Angehörigendemenzlehrgang (sic!) gemacht habe und vieles schon wußte, bevor es eintrat.
Schönes Wochenende an alle! Ich muss jetzt den Antrag auf Befreiung von Zuzahlungen für meine Eltern machen... wie ich daaaas liieebeee...
PS: ich habe total vergessen, dass du vom Fach bist.... also dir hoffentlich nicht zuviel erzählt, was du eh schon weisst....