Hallo Ihr Lieben!

Diese Frage gehört, so denke ich, eher hier her.

Meine Schwester und meine Mutter haben für ca. zehn Tage einen Urlaub auf Borkum geplant. Nun ist für uns die Frage, ob das noch geht oder nicht. Habt Ihr Erfahrungen in dem Bereich?

Am besten, ich erzähl mal kurz was zu meiner Mutter:
Sie ist noch nicht pflegebedürftig, kann noch selbst kalte Mahlzeiten zubereiten, bei Warmen haperts manchmal. Was sie allerdings manchmal durcheinanderbringt, sind zeitliche Dinge. Sie hat z. B. meiner Schwester morgens beim Frühstück erzählt, sie wäre enttäuscht, dass ich ihr nicht erzählt hätte, dass ich Konfirmation gehabt hätte. Dann hat sie mal meinen Hund gesucht, obwohl der gar nicht weg war. Gestern Nachmittag, lange nach dem Mittagessen, hat sie den Braten nochmal wieder aufgewärmt. Auf die Frage warum, habe ich keine brauchbare Antwort bekommen. Als ich dann mit meiner Schwester gesprochen habe, die gestern bei meiner Mutter gegessen hat, hat sie mir erzählt, die Soße und der Braten wären fast kalt gewesen.

Irgendwelche Suchaktionen kommen natürlich ständig vor und die Tabletten legt ihr meine Schwester immer hin.
Wißt ihr, ob ein Ortswechsel eher positiv oder eher negative Auswirkungen bei Demenz hat? Ich will morgen auch nochmal den Neurologen danach fragen.

Meine Mutter und meine Schwester fahren mit einer Reisegruppe, die von einem Pastor geleitet wird. Ich hab gesagt, den sollten sie auf jeden Fall über die Krankheit meiner Mutter informieren. Sonst sind wohl auch Leute dabei, die meine Mutter kennt.

So, nun hab ich ganz viel geschrieben. Sorry. Bin gespannt auf Eure Antworten.

Einen schönen Abend

Tina

Hi Tina,
es klingt, als wenn sich die Demenz deiner Mutter noch "in Grenzen" hält... ist für mich Aussenstehende trotzdem schwer zu beurteilen.
Ich kann dir nur die Erfahrungen mit meiner Mutter, einer richtigen Reisehummel, erzählen. Sie war oft mit ihren Freundinnen unterwegs und irgendwann kam der Punkt, wo es nicht mehr ging, weil es für sie und auch die anderen zu anstrengend wurde. D.h., sie hat in der Nacht keine Ruhe gegeben, Koffer und Schrank umgeräumt, ist vom Essenstisch einfach aufgestanden, um duschen zu gehen.
Grundsätzlich sollte ihr euch eher die Frage stellen, ob ihr das "aushalten" wollt. Denn durch die Ortsveränderung wird sich die Demenz ad hoc verstärken, alles inbegriffen: Durcheinander sein, örtlich nicht orientiert sein, suchen, kramen, räumen, fragen.
Es kann sein, dass sich das zuhause dann wieder einpegelt, aber eure kostbare Zeit wird eher anstrengender sein als zuhause.

Mittlerweile fährt meine Mutter nicht mehr weg, wir machen auch keine großen Feiern mehr, weil viele Leute auf einen Pulk einfach tierisch anstrengend für sie sind. Aber wohin mit ihr, wenn ihr wegfahrt? Ich weiß, jede Frage und jede Antwort zieht immer gleich einen Rattenschwanz an weiteren nach.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen mit der Schilderung.

Hallo Jellyamber!

(Ich hoffe, ich hab das jetzt richtig geschrieben. Mußte Deinen Namen auswendig lernen, da ich wregen meiner Sehbehinderung ohne Monitor arbeite).

Danke für Deine Antwort. Die Demenz meiner Mutter hält sich tatsächlich noch in Grenzen. Von daher bin ich fast der Meinung, lieber jetzt noch mal fahren, bevor es späterhin nicht mehr geht.

Das Problem, wohin mit meiner Mutter ergibt sich insofern nicht, als entweder meine Mutter und meine Schwester zusammen fahren oder gar keiner. Da bin ich schon mal heilfroh. Allein lassen kann man sie jetzt nicht mehr für mehrere Tage.
Lieben Gruß

Tina

Liebe Tina,
natürlich kann diese Reise deine Mutter zusätzlich verwirren. Wenn deine Schwester und die anderen das wissen, ist sie aber
nicht auf sich alleine gestellt.
Diese Krankheit schreitet manchmal so schnell voran, und solange sie noch reisefähig ist, würde ich das auf jeden Fall befürworten.
Wie du selber schreibst, bevor es später gar nicht mehr geht, gönne ihr noch mal die wunderschöne Insel und den Strand.
Man lebt nur einmal und ich denke, sie wird es auf ihre Art geniessen.
Weisst du, es kann so viel passieren, auch zuhause. Sie kann einen neuen Schub bekommen oder alles andere, was mit der Krankheit zusammenhängt. Was ich meine ist, dass bei der Krankheit eh nichts grossartig zu planen ist, weil man nie weiss, wie der nächste Tag wird.

Und ich denke 10 Tage sind überschaubar, also ran an die Koffer und packen....umarmung.

LG Biggi

Hallo Tina,
ich habe in letzter Zeit bei meiner Schwiegerma festgestellt, dass sie nicht mehr gern verreisen möchte, nicht mal mehr zur Familie nach Süddeutschland, wo sie eigentlich ihr 2. Zuhause hat. Ich denke, sie ist sich irgendwo ihrer Eingeschränktheit bewusst und will sich damit auch nicht auseinandersetzen, indem sie einem Ortswechsel zustimmt. Leider ist uns damit eine Möglichkeit genommen, sie zeitweise dort unterzubringen - z.B. wenn wir Urlaub machen möchten. Ich denke aber, wir werden das trotzdem zwischendurch machen (müssen), sonst kommen wir nicht mehr dazu, uns ein bisschen zu erholen. Und bei der Familie ist sie ja sicherlich immer noch besser aufgehoben als in einer Kurzzeitpflege...

In Deinem Fall denke ich: einfach versuchen. Wenn's gar nicht geht - abbrechen kann man immer. Vielleicht geht's besser als gedacht!

Hallo Ihr Beiden!

Vielen Dank für Eure aufmunternden Worte. Wir waren heute morgen beim Neurologen. Der meinte, wir könnten das ruhig machen. Er hat uns noch den Tipp gegeben, meiner Mutter ein Schildchen zu machen mit ihrem Namen und einer Telefonnummer drauf, falls sie sich mal verirrt. Eigentlich hat sie noch eine gute Orientierung, aber heute Morgen wollte sie vom Neurologen aus nach hause laufen. Ich hab dem zugestimmt, es war ja auch schönes Wetter. Plötzlich ging meine Mutter in eine Richtung, die nun so überhaupt nicht die Richtige sein konnte. Vorher hatte sie mir versichert, den Weg zu kennen. Als sie dann abgebogen ist, hab ich sie gefragt, welche Straße das sei und ob sie wisse, wo wir sind. Beide Fragen hat sie verneint. Daraufhin hab ich dann entschieden, wir gehen zur Bushaltestelle zurück und warten da. Nun dauerte es noch so zwanzig Minuten oder so bis der Bus kam. Meine Mutter wollte zweimal mich dazu überreden, doch zu laufen, aber ich hab das nicht zugelassen. Da bin ich lieber auf Nummer Sicher gegangen. War dann für meine Mutter auch okay. Als wir zu hause ausgestiegen sind, konnte ich sie ruhigen Gewissens allein nach hause gehen lassen, da kennt sie sich auf jeden Fall aus.

Liebe Grüße an Euch

Tina

Liebe Tina,
eine gute Idee.

Es ist nicht immer leicht.

LG Sylvia

Schön, dass ihr den Urlaub jetzt planen könnt.

Der Rat mit den Schildchen ist wichtig, würde ich dir später auch für zuhause anraten. Ist ja nix Schlimmes und besser ist besser.

LG Biggi

Hallo Biggi!

Daran hab ich auch schon gedacht, an so ein Schildchen auch für Zuhause. Das würde uns doch einige Unruhe ersparen, wir arbeiten ja beide und von daher sind wir ja nicht immer bei ihr. Meine Schwwester arbeitet sogar in Hannover. Die könnte dann noch schlechter eingreifen als ich.

Gibt es eigentlich sowas, dass jemand stundenweise bei einem Demenzkranken bleibt bzw. an vielleicht zwei Tagen die Woche? Da meine Schwester und ich ja beide arbeiten, wäre unsere Mutter dann noch weniger allein und hätte jemanden, mit dem sie einkaufen gehen könnte und der beim Kochen aufpaßt. Vielleicht ist das ja eine spinnerte Idee, aber manchmal gibt es ja irgendwelche Sachen, von denen man nicht ahnt, dass es sie gibt.

LG Tina

Liebe Tina,
wenn ihr eine Pflegestufe habt, dann kann z.B. ein Pflegedienst solche Aufgaben übernehmen. Die pflegen nicht nur, sondern sind auch für solche Belange zuständig. Geht natürlich auch ohne Pflegestufe, müsste aber bezahlt werden.

LG Biggi

Hallo Abigajil,
klar gibt es die Möglichkeit stundenweise jemand zum betreuen zu bekommen. Am Anfang haben die von der Diakonie-Pflegestation mir Ehrenamtliche vermittelt. Als es bei meiner Mutter schlimmer wurde, habe ich mir selbst jemanden gesucht. So ist immer dieselbe Person zur Betreuung im Haus und das ist viel besser. All das ist natürlich nicht kostenlos. Habt Ihr eine Pflegestufe? Dann kann man das als "Verhinderungspflege" mit der Pflegeversicherung abrechnen.
http://nullbarriere.de/verhinderungspflege.htm das ist ne gute informative Seite, da habe ich mir schon so manche Info besorgt, wenn die Pflegeversicherung behauptet, gibt's nicht oder geht nicht.
Hoffentlich hilft Dir das weiter.
Alles Gute und liebe Grüße,
Martina

Hallo Martina!

Vielen Dank für den Tipp. Werd ich mal mir ansehen, aber nicht mehr heute.

iebe Grüße

Tina

Wir haben für unsere Mutter eine junge Frau aus der Nachbarschaft angesprochen, die freitags betreut, wenn wir ab mittags bis abends spät unterwegs sind. Da wir auch noch keine Pflegestufe haben (nur diese Demenz-Pflegestufe), können wir diese Leistung nicht abrechnen. Es wird, wenn überhaupt, nur eine Organisation anerkannt, und man bekommt auch nur 100 Euro im Monat zu diesem Zweck. Da in der Betreuung ein Wochentag schon 60 Euro kostet, hilft das nicht wirklich viel. Darum geht auch nur ein Tag in der Woche, und selbst gegen diese Betreuung wehrt sich Mutter mit Händen und Füßen.