Hi.

Meine Mutter ist am Fretag Abend gestorben. Für sie freut es mich, daß ihre Qual ein Ende hat, für mich brach die Welt zusammen.

Und nochwas ...

Ich mache mir solche Vorwürfe.
Ich hätte am Wochenende jeden Tag hinfahren sollen.
Als der Anruf kam um 2200 Uhr, hätte ich sofort hinfahren sollen. Ich fuhr hin, da war ich kurz nach 2300 Uhr.
Es hieß „Ihrer Mutter geht es nicht so gut.“ Ich wartete auf den Anruf vom Bereitschaftsarzt, der nicht kam; um 2245 Uhr angerufen, ich käme jetzt, hieß es, man hätte sie leblos vorgefunden; ich hoffte auf einen Irrtum.
Sie war noch warm. Ich hatte so gehofft, daß ich noch was hätte sagen können.
Ich wollte NIE, daß sie alleine stirbt; ich dachte eigentlich, daß ich rechtzeitig Bescheid bekomme, aber so, wie sie einfach im Zimmer abgestellt wurde …

Ich schäme mich dermaßen … denn ich war fies zu ihr beim letzten Besuch.
Ich hatte gefragt, ob ich nächstes Mal ein Eis mitbringen soll, heftiges Nicken.
Am MI dann kam ich mit dem Eis, sie wollte es nicht; überhaupt reagierte sie nicht, nur hob sie den Kopf ab und zu und guckte mich groß an.
Ich konnte damit nicht umgehen, und zum Abschied sagte ich verärgert: Ich fahre jetzt und komme nicht mehr wieder – Leb wohl. Ihre Reaktion – keine, ich HOFFE, daß sie das nicht mitgekriegt hat, und wenn, daß sie es schnell vergessen hat.
Am FR wollte ich hin, aber Rückenschmerzen, Magen-Darm und der für mich neue Gedanke, daß sie morgens durch Waschen, Anziehen und Frühstück vielleicht mal wacher wäre, haben mich das ausgerechnet dann auf SA-morgen verlegen lassen – und das haben wir nicht mehr geschafft.

Ich schäme mich so.

Warum war ich nicht öfter da?
Ok, zum einen die Zeitpläne von mir und dem Heim mit dem Testen, die immer wieder kollidierten. Aber sonst? DI, DO, SA, SO – da hätte ich hingehen sollen, können – müssen.
Ok, ich brauchte auch mal 1 Tag, um mich zu erholen, die Besuche waren für mich anstrengend.
Aber; war ich nicht nur schlicht faul, daß ich mir sagte, 2x die Woche reicht?
Denn es reichte nicht. Ich habe sie alleine gelassen, ich habe sie im Stich gelassen – und das wurde mir erst jetzt klar – und ich werde mir das NIE verzeihen können – NIE!

Viele sehen das nicht so; meinen, daß andere garnicht oder selten besucht würden - ich dachte, als man eine Woche früher sagte, sie äße wieder gut, sie käme endlich über den Berg.
Und ich habe mich vor der Realität wieder verschlossen und so getan, als wäre alles normal.

Hallo shervane,

mein herzliches Beleid und viel Kraft für die nun folgende Zeit.

Auch von mir herzliches Beileid.
Und ich hege die Hoffnungen, dass erstens deine Mama diese letzte (wirklich kindische und unnötige - sorry!) Bemerkung von dir nicht mehr verstanden und wahr genommen hat und dass du dir diese irgendwann selbst verzeihen kannst.
Viel Kraft für die nächste Zeit!

Felixx

Herzliches Beileid zum Tod deiner Mutter. Möge sie in Frieden ruhen dürfen. 

Und ich wünsche dir die Kraft, deine Vorwürfe und dein Schamgefühl verarbeiten zu können.

auch von mir herzliches beileid zum tode deiner mutter.
für die kommende zeit wünsche ich dir viel kraft.

Danke an alle.

Ja, es war kindisch und blöd. Ich konnte nie wirklich mit der Demenz umgehen.
Während man mir sagte, da sein reicht, habe ich immer mehr gewollt, weil ich glaubte: nur da sein, das kanns doch net sein.


Mein Physio hat mir heute was gesagt, was ich eigentlich schon wusste, aber komplett ausgeblendet hatte; vielleicht kann das noch mal jemand beurteilen.

Also: vorletzte Woche hieß es, sie würde wieder ordentlich essen.
Letzte Woche, an besagtem MI, war sie völlig teilnahmslos, außer ab und zu mal groß gucken.
Physio meinte: das wäre eine ... ich habs vergessen, Phase gewesen vor dem Sterben; bei einer seiner langjährigen Patientin, um die er sich auch so gekmmert hatte, wäre es ganz genau so gewesen; erst ein Aufschwung, dann der Absturz, 2 Tage später das Ende.
Hatte ich früher schon mal gehört ... ist das so? Sind da wirklich definierte Phasen vor dem Ende?
Dann könnte ich die Hoffnung haben (auch wegen fehlendem Hörgerät), daß sie es nicht mitbekommen hat.

Hallo Shervane,

herzliches Beileid!

Zitat :

ist das so? Sind da wirklich definierte Phasen vor dem Ende?
Dann könnte ich die Hoffnung haben (auch wegen fehlendem Hörgerät), daß sie es nicht mitbekommen hat.

ja, das ist oft so, was aber nicht heisst, dass sterbende keine empfindungen mehr haben.
gerade in diesen phasen können sterbende schwingungen sehr deutlich wahrnehmen