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hajo63 Neu im Forum
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| Thema: Demenz und Suizid Di 25 Feb 2020, 19:09 © hajo63 | |
| Hallo, mein 86-jähriger Vater, seit ca. 6 Wochen bettlägerig und, wie wir jetzt wissen, dement, bat mich vor kurzem darum, ich möge doch "bei so einem Verein anrufen und die Blaue Pille bestellen" (O-Ton). Ich fragte nach, was er denn meinte, und er sagte, "na, die, auf die man beißt und in Sekunden ist alles vorbei". Diese Bitte trug er mehrfach vor.
Vorhin, ich war gerade mal 10 Minuten nicht bei ihm und konnte auch sein Rufen nicht hören, meinte er, als ich wieder im Zimmer war, er hätte sich jetzt am liebsten das Messer in die Brust gerammt. (Hatte aber kein Messer in Reichweite).
Meine Frage, gehören diese suizidalen Wünsche auch zu Dementen? Und wie geht ihr damit um? Ignorieren, vom Thema ablenken?
Danke im Voraus für die Antworten. |
| | | Belle Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz und Suizid Mi 26 Feb 2020, 09:05 © Belle | |
| Ich persönlich kenne es nicht, was aber an der Unfähigkeit meiner Mam, sich zu äußern liegt. Aufjedenfall sehr ernst nehmen! Unbedingt mit dem Neurologen sprechen. Ich bin sicher es gibt etwas um deinem Vater diesen sehr ernsten Leidensdruck zu erleichtern. Alles Gute! |
| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Demenz und Suizid So 01 März 2020, 07:56 © Admin | |
| Lieber Hajo Erst mal ein herzliches Willkommen im Forum - hajo63 schrieb:
- Meine Frage, gehören diese suizidalen Wünsche auch zu Dementen?
Ich denke das suizidale Äusserungen leider gar nicht so selten vorkommen . Es ist aber nicht gesagt, dass sich die betreffenden Personen wirklich ernsthaft das Leben nehmen möchten. Oft ist es auch nur ein Kraftausdruck um dadurch zu erfahren, ob und wieweit Der- oder Diejenige durch die wachsende Abhängigkeit bei Angehörigen eventuell als Last empfunden werden könnte. Ich glaube auch nicht das suizide Gedanken primär mit Demenz zu tun haben, sondern mit wachsender Abhängigkeit und dessen dadurch eigens empfundener "Nutzlosigkeit"..... - hajo63 schrieb:
- Und wie geht ihr damit um? Ignorieren, vom Thema ablenken?
Ich persönlich habe solche Situationen nie ignoriert und würde das auch heute nicht tun. Aber nur immer wieder zu sagen wie lieb man doch Den- oder Diejenige hat und wie wertvoll sie einem doch sind, reicht (selbst mit innerster Überzeugung) leider beiweitem nicht immer. So wie ich es persönlich erlebt hatte, half zusätzlich noch, indem wir immer wieder die Demenz als gemeinsamen, unseren Feind deklariert hatten, dem wir folgedessen auch nur gemeinsam und als Team den Kampf ansagen konnten. Immer wieder (phasenweise täglich) haben wir uns dann die Hand darauf gegeben, diesen gemeinsamen Kampf auch "morgen" wieder nur gemeinsam durchzustehen. Vielleicht braucht es bei dir/euch einen anderen Weg. Aber vielleicht konnte ich dir mit unserer Erfahrung wenigstens eine kleine Hilfe sein.
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | Marie Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz und Suizid So 01 März 2020, 10:45 © Marie | |
| Lieber Hajo,
was unsere Admine geschrieben hat, kann ich nur bestätigen.
Ich habe es bei meiner Grossmutter so erlebt als sie nach einem Treppensturz ihr Kurzzeitgedächtnis verloren hatte (den Begriff Demenz kannte man zu der Zeit noch gar nicht) und dadurch pflegebedürftig wurde. Pflegehilfe gab es auch noch nicht und so musste meine nicht berufstätige Mutter die Pflege übernehmen, was sie sehr widerwillig tat. Leider haben wir uns darauf verlassen, dass Oma körperlich gar nicht in der Lage war, sich das Leben zu nehmen. Weiter haben wir uns nicht darum gekümmert.
Also bitte genau hinschauen, wie es zu so einer Äusserung kommen könnte und gegensteuern. Du schaffst das. |
| | | hajo63 Neu im Forum
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| Thema: Re: Demenz und Suizid So 01 März 2020, 13:52 © hajo63 | |
| Lieber Admin, liebe Marie,
danke für die Tipps. Allerdings ist es bei meinem Vater so, dass er sich rigoros weigert auch nur im entferntetsten hinzunehmen, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Nein, nicht er wird/ist vergesslich, sondern ich bin schizophren...
Es stellt mich schon vor einer gewaltigen Aufgabe, hier klar zu kommen. Dank der sehr guten Tipps hier im Forum über den Umgang mit Dementen, sehe und agiere ich nun völlig anders. Im Endeffekt bringts viel.
Ich glaube nicht, dass mein Vater ernstlich suizidale Gedanken hegt, geschweige denn, umsetzen würde. Dafür kenne ich ihn zu genau und weiß auch, wie er grundsätzlich über Suizid gedacht hat.
Es wird wohl so sein, dass er sich nutzlos vorkommt oder den Eindruck hat, er würde mir zu sehr zur Last fallen. Denn immer wieder spricht er (richtigerweise) meinen sehr kranken Rücken an und er fragt auch immer wieder, ob ich auch die Orthese trage. Ich habe mich mit unserem Arzt besprochen, der meint, einfach ignorieren, denn als bettlägriger und völlig immobiler Mensch hätte er eh keine Möglichkeit für Suizid.
Waren die vergangenen Tage eher in einer weinerlichen Stimmung, so sind sie einer eher aggressiveren Form gewichen - was die Sache nicht leichter macht.
So, jetzt musste ich einfach mal alles etwas loswerden. Jetzt geht es mir wieder erheblich besser. Ich wünsche auf jeden Fall noch - soweit möglich - einen schönen Sonntag! |
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