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| Weigerung gegen neue Kleidung | |
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Lavendula Wohnt oft hier
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| Thema: Weigerung gegen neue Kleidung Di 31 Jul 2018, 14:06 © Lavendula | |
| Hallo ihr Lieben, seit Wochen schon geh ich wieder auf dem Zahnfleisch. Wir haben nun eine Zusage zum 01. September vom Pflegeheim, wo meine Mutter dann hingehen wird. Aber obwohl ein Ende abzusehen ist weiß ich grad nicht, wie ich die paar Wochen noch durchstehen soll. Das schlimmste ist, dass meine Mutter sich gegen alles sträubt was man ihr gutes tun will. Vor allem gegen neue Klamotten. Für hier zuhause war das alles ja gerade noch okay was sie trägt. Altes, verwaschenes Zeug teilweise, kaputte Hosen und vor allem ausgetretene Hausschuhe, in denen sie überhaupt keinen Halt hat. Entweder hängen die Füße total schief drin und die Fersen stehen zentimeterweit über der Sohle raus, oder sie rutscht nach vorne mit den Zehen durch und hat damit Bodenkontakt. Aber alles was man ihr mitbringt oder zum Geburtstag schenkt lehnt sie ab und zieht sie nicht an. Sie will nur das alte, abgetragene und abgelatschte Zeug anziehen. Ich hatte ihr nun zwei schöne Sommerkleider bestellt in dem Stil wie ihre alten Kleider sind (schwer zu finden, aber was anderes zieht sie schon gar nicht an). Aber das Anprobieren ging nur unter großem Gezeter und Gemotze, ebenso mit den Hausschuhen, und leider ist das alles auch zu eng und ich muss es sowieso zurück schicken. Ich kapituliere und weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll um sie zu überzeugen, mal was neues, schöneres anzuziehen. Selbst wenn man es einfach in den Schrank legt weigert sie sich und besteht auf den alten Plunder. Ich weiß ja, dass man sich nicht an anderen Leuten stören soll. Aber es ist ja leider oft so, dass „die Leute“ sich denken, wie man seine Mutter bloß so rumlaufen lassen kann. Mir ist das unangenehm, doch was soll ich denn tun? Aber davon und meinem eigenen Befinden mal abgesehen sind diese alten Latschen ein totales Sicherheitsrisiko, was sie aber überhaupt nicht begreifen kann. Wahrscheinlich ist es ja so, dass das irgendeinen speziellen Hintergrund hat bei Dementen. Also, dass ihnen zumindest diese Sachen vertraut sind, wenn sie schon den Zugang zu allem anderen immer mehr verlieren, und sie deshalb so dran hängen? Wirken neue Klamotten vielleicht sogar gewissermaßen „bedrohlich“? Zumindest würde ich mir das jetzt so ungefähr zusammenreimen. Also, was macht man denn da?! Einfach so laufen lassen, auch wenn die Sachen bald in Fetzen vom Leib fallen? Ich weiß mir keinen Rat mehr.
Liebe Grüße, Betty Ultra posse nemo obligatur - Jenseits des Könnens ist niemand verpflichtet |
| | | gisela Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Weigerung gegen neue Kleidung Di 31 Jul 2018, 16:49 © gisela | |
| liebe Betty - Zitat :
- Ich weiß ja, dass man sich nicht an anderen Leuten stören soll. Aber es ist ja leider oft so, dass „die Leute“ sich denken, wie man seine Mutter bloß so rumlaufen lassen kann. Mir ist das unangenehm
ich versteh, dass dir das unangenehm ist, aber dagegen machen kannst du warscheinlich nichts. und wenn sie ins Pflegeheim einzieht, einfach beim personal bescheid geben ,dass du versucht hast ihr neue bekleidung anzuschaffen, sie sich aber gesträubt hat, und sie dir bescheid geben sollen, wenn sie es vielleicht schaffen, damit du neue sachen besorgen kannst. die alten Sachen sind ihr vertraut, vielleicht verbindet sie auch Erinnerungen damit und sie fühlt sich sicher in der wäsche. es steht nirgendwo, dass man immer geschniegelt und gestriegelt aussehen muss, auch wenn es für das auge eines "normalen" gewöhnungsbedürftig ist.
lieben gruß gisela mein Vorbild ?....der Löwenzahn...wenn er es schafft durch Asphalt zu wachsen...kann auch ich scheinbar unmögliches schaffen |
| | | Lavendula Wohnt oft hier
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| Thema: Re: Weigerung gegen neue Kleidung Di 31 Jul 2018, 17:26 © Lavendula | |
| Dankeschön liebe Gisela, ja, ich denke Du hast Recht. In dem Alter und bei dieser Krankheit gelten wohl tatsächlich andere Maßstäbe. Was mich persönlich betrifft löse ich mich nach und nach von Konventionen und dem, was andere für "richtig" halten. Nur in dem Fall, wo ich mich für meine Mutter verantwortlich fühle (und es ja auch bin), habe ich irgendwie das Bedürfnis, alles richtig zu machen. Und ein Mantra meiner Eltern war u.a.: "was sollen die Leute sagen!". Aber in dem Fall ist "richtig" wohl nicht das, was ich oder andere Leute denken oder was gemeinhin "normal" ist .... Ich muss üben, über der Meinung anderer zu stehen. Es gibt noch viel zu lernen. Und zu akzeptieren. Zweites fällt mir sehr schwer, merke ich immer wieder ...
Liebe Grüße, Betty Ultra posse nemo obligatur - Jenseits des Könnens ist niemand verpflichtet |
| | | Belle Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Weigerung gegen neue Kleidung Di 31 Jul 2018, 20:44 © Belle | |
| Liebe Lavendula, es stimmt - man lernt nie aus. Auch ich erlebe das täglich. Auch meine Mama hat so ihre Lieblingssachen. Trägt eben nur die paar Sachen gerne. Daher rennt eben immer die Waschmaschine, damit das Lieblingsgewand auch immer frisch ist. Richtig ist in deinem Fall, was sie anzieht. Wenn sie im Heim irgendwie schräg gekleidet herumläuft müsste das doch ok sein, denke ich. Sind doch viele in einer ähnlichen Situation und die Pflegekräfte kennen sich aus. Mach dir keine Sorgen darüber, wenn deine Mutter das so will, dann ist sie glücklich damit und das passt. Alles Liebe, Belle |
| | | Lavendula Wohnt oft hier
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| Thema: Re: Weigerung gegen neue Kleidung Mi 01 Aug 2018, 08:28 © Lavendula | |
| Liebe Belle, Danke Dir für deinen Zuspruch. Inzwischen bin ich auch bei der Meinung angekommen, dass es eigentlich egal ist. Nur das "eigentlich" muss noch verschwinden aus meinem Kopf. Man ist eben total konditioniert, das muss ich erstmal loslassen. Das Ding ist halt, dass ich hier völlig alleine mit allem bin, Tag für Tag. Ich lebe ja mit meiner Mutter zusammen, bin Single, und meine paar übrig gebliebenen Freunde sind alle mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Meine Familie ebenso, und wenn ich auch nur andeute welche Probleme es gibt werden die nicht besprochen, sondern im Vorfeld abgebügelt. Keiner will "Gejammere" hören oder was von Problemen wissen. Wie es mir damit geht interessiert niemanden. Ich bin bis auf wenige Stunden in der Woche von morgens bis abends alleine mit der Betreuung und vor allem meinen Gedanken. Und das ist nicht gut, alles alleine regeln und entscheiden zu müssen, so gar keinen zum austauschen zu haben und nicht mal Feedback zu bekommen.
Liebe Grüße, Betty Ultra posse nemo obligatur - Jenseits des Könnens ist niemand verpflichtet |
| | | Belle Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Weigerung gegen neue Kleidung Mi 01 Aug 2018, 09:11 © Belle | |
| - Lavendula schrieb:
- Ich bin bis auf wenige Stunden in der Woche von morgens bis abends alleine mit der Betreuung und vor allem meinen Gedanken. Und das ist nicht gut, alles alleine regeln und entscheiden zu müssen, so gar keinen zum austauschen zu haben und nicht mal Feedback zu bekommen.
Liebe Lavendula! Ich bin in der gleichen Betreuungssituation wie du, denn ich habe meine Mama zu mir genommen uns sie lebt bei mir (mit meinem Sohn). Das mit den Gedanken ist so ein kleiner Teufel...der reitet schon mal in der Nacht, wenn das große Grübeln beginnt, weil der Schlaf nicht kommt wie er sollte und, und, und, natürlich auch weil einem das soziale Leben fehlt. Ich verstehe das! Tagsüber unternehme ich sehr viel mit meiner Mam, damit sie dann entspannt ist und auch weil sie das fast einfordert. Sie ist äußerst aktiv und ich bin der Meinung solange sie das körperlich so toll schafft, ist es allemal besser als zu Hause zu sitzen! Wie geht es denn bei euch so? Habt ihr einen bestimmten Ablauf? Du kannst mir zu jeder Tages und Nachtzeit schreiben!!! Diese Einsamkeit und Hilflosigkeit die einen überkommen kann ist mir allzu bekannt. Rühr dich einfach. Ich bin da! Für heute, Kommt gut durch den Tag und behaltet "kühlen Kopf", soweit es geht Alles Liebe, Belle |
| | | Lavendula Wohnt oft hier
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| Thema: Re: Weigerung gegen neue Kleidung Sa 11 Aug 2018, 09:02 © Lavendula | |
| Hallo liebe Belle, bitte entschuldige, ich sehe Dein Posting erst jetzt. Du bist total lieb, ganz herzlichen Dank für Dein Angebot mit dem schreiben! Da kennst Du die Situation ja aus eigener Erfahrung bestens. Finde ich super, dass Deine Mutter noch so aktiv ist und raus will, und sie auch freiwillig etwas unternehmen möchte. Das bringt für Euch beide so viel, weil ihr etwas anderes seht und vor allem auch gemeinsame Erlebnisse habt. Ich glaube, dass das sehr wichtig ist, wie in einer Beziehung auch. Da hat man ja etwas, worüber man sich austauschen (soweit von der Kommunikationsfähigkeit her noch möglich) oder worauf man sich freuen kann. Leider lässt sich meine Mutter überhaupt nicht motivieren, schon seit sehr langer Zeit. Schon als mein Vater noch lebte und wir sie mal „rauslocken“ wollten hat sie immer abgelehnt. Die beiden haben selber nie etwas unternommen, waren nur ein oder zwei mal überhaupt in Urlaub (im Pfälzer Wald). Als mein Vater vor 7 Jahren starb war sie schon so in diesem Trott verankert, dass sie sich allem verweigerte was man vorschlug oder mit ihr unternehmen wollte. Eine Freundin, nicht mal eine Bekannte oder sonstige Kontakte hatte sie auch nie. Sie schaut kein TV mehr, will kein Radio hören, außer ihren Zeitschriften die sie durchblättert interessiert sie sich für überhaupt nichts, und das schon „immer“. Nach dem Tod meines Vaters bin ich hier in mein Elternhaus eingezogen und hatte mich da wirklich drauf gefreut, dachte, ich könnte dann mit ihr kleine Ausflüge unternehmen, mal Kaffee trinken gehen usw.. Doch es kam alles anders, und inzwischen fühle ich mich hier mit ihr wie lebendig begraben. Gerade im Winter hab ich immer das Gefühl gehabt, in einer Gruft zu leben. Das war kaum auszuhalten. Man liest und hört immer so viel, was man mit den alten Leuten machen soll, damit sie geistige Anregung bekommen oder unterhalten werden usw.. Das hört sich immer so einfach an, aber es in so einem Fall umzusetzen ist schwierig bis aussichtslos. Ich habe mal vor Jahren den Spruch gehört: den Stock für’s Alter muss man sich in der Jugend schnitzen! Und ich habe mir den sehr zu Herzen genommen, denn mir ist bewusst, dass man nicht irgendwann mit 65-70 Jahren erst anfangen kann, sich Gedanken zu machen wie es weitergehen soll. Es ist doch so wichtig, geistig flexibel zu sein, sich für Dinge zu interessieren, Hobbies zu haben, soziale Kontakte bzw. Freundschaften zu pflegen, am Leben teilzunehmen. Doch meine Mutter ist im Grunde schon vor Jahrzehnten „gestorben“, und das tut mir einfach nur weh und zieht mich mit runter, Tag für Tag. Ganz von der Demenz abgesehen. Ich hab mit Depressionen und anderen Krankheiten zu kämpfen, und das alles geht absolut über meine Kräfte. Und auch deshalb muss ich jetzt die Reißleine ziehen und mich selber retten, um nicht mit vor die Hunde zu gehen. Wenn wir nicht jetzt den Heimplatz zum 01. September bekämen, ich wüsste wirklich nicht was ich tun sollte.
Liebe Grüße, Betty Ultra posse nemo obligatur - Jenseits des Könnens ist niemand verpflichtet |
| | | lucky Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Weigerung gegen neue Kleidung Sa 11 Aug 2018, 10:59 © lucky | |
| Ich würde in das Pflegeheim nur neuwertige, passende und zur Pflege geeignete Kleidung geben. Daß sie die Dinge dann auch anzieht, wird das Pflegepersonal schon hinbekommen. Mit der Mutter besprechen würde ich das nicht. |
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