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| Mit Demenz leben die Menschen in einer anderen Welt | |
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Aggi Ist hier Zuhause
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| Thema: Mit Demenz leben die Menschen in einer anderen Welt Sa 05 Mai 2018, 05:20 © Aggi | |
| Als es gestern im Heim bei Mutti geklappt hatte, das die Frisörin ihr kurzfristig die Haare schneiden konnte - was bei meiner bettlägrigen Mutti ja gar nicht so einfach war, huschte ich beim Gehen noch kurz ins Dienstzimmer, wo die Schwestern grade saßen. Hockte mich gleich zu Sr. L., die gleich fürsorglich fragte, was passiert sei. So und so, völlig erschöpft, aber glücklich erzählte ich die Neuigkeit und die Schwestern freuten sich mit uns. Dabei erzählte Sr. L. dann, wie sie vortags Mutti vorgeschlagen hatte, wenn die Sonne jetzt wieder rauskommt, könne sie Mutti doch mal im Bett auf den Hof in die Sonne fahren. Sr. L. meinte noch erklärend, sie hätte das ja nicht in "böser" Absicht vorgeschlagen. Sie weiß ja auch längst, dass Mutti auch im Rollstuhl nicht aus dem Zimmer möchte und hatte nur gedacht, dann wäre es doch eine Möglichkeit, im Bett. Und hatte halt den Vorschlag gemacht. Sr. L. erzählte uns, wie Mutti aber ganz prompt abgewehrt hat - nein, nein, das geht ja gar nicht, sie würde ja einen Sonnenbrand bekommen, nein - eben nichts zu machen, Mutti will das Zimmer nicht verlassen. An der Art, wie auch die anderen Schwestern den Kopf schüttelten sah ich gleich, dass die das auch schon kennen. Hören ja auch von mir und meinen Versuchen, Mutti zu bitten, mal mit nach draußen zu kommen, egal in welcher Form ich frage/bitte/vorschlage. Unser Leben im Heim spielt sich also wirklich nur in ihrem Zimmer ab. Darum lese ich wie eine Verdurstende Artikel wie untenstehenden, immer auf der Suche nach "Input" - wie ich das Leben dann eben in Muttis Zimmer bringen kann. Beigefügter Artikel ist m.E. ein lesenswertes Beispiel, wie wieder mal ein Heim auf wunderbare Weise auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohner eingeht: https://www.waz.de/wochenende/mit-demenz-leben-die-menschen-in-einer-anderen-welt-leben-id214198981.html Mit Demenz leben die Menschen in einer anderen WeltKirsten Gnoth - 04.05.2018 - 15:11 Uhr - Zitat :
- Gelsenkirchen. Im Alten- und Pflegeheim St. Josef hat rund die Hälfte der Bewohner eine Demenzerkrankung. Sie benötigen eine individuelle Betreuung.
„Meine Mutter lebt in ihrer eigenen Welt. Dort ist sie ein glücklicher Mensch“, sagt Karin Westphal mit Überzeugung in der Stimme. Vor zehn Jahren zeichnete sich bei ihrer Mutter Margarete eine Demenzerkrankung ab. Nach fünf nervenaufreibenden Jahren suchte Karin Westphal ein neues Zuhause für die heute 91-Jährige: das Alten- und Pflegeheim St. Josef in Gelsenkirchen-Erle. Mit Erfolg, mittlerweile hat sich die Seniorin dort eingelebt. Karin Westphal selbst hat in dieser Zeit gelernt, die Veränderungen der eigenen Mutter zu akzeptieren.
(...) LG, Aggi
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| | | Doris Wohnt oft hier
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| Thema: Re: Mit Demenz leben die Menschen in einer anderen Welt So 06 Mai 2018, 14:04 © Doris | |
| Liebe Aggi, auch meine Schwiegermutter wollte nicht mehr nach draußen gehen, obwohl sie zur Terrasse nur 5 Stufen hatte und ich ihr dabei geholfen habe. Ich denke einfach, immer mal wieder anbieten auch wenn Du weißt, dass sie nicht mehr will. Unsere Omi war damit dann auch zufrieden, und ich konnte es irgendwann auch akzeptieren. Liebe Grüße Doris |
| | | Aggi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Mit Demenz leben die Menschen in einer anderen Welt Mo 07 Mai 2018, 12:28 © Aggi | |
| - Doris schrieb:
- Liebe Aggi,
auch meine Schwiegermutter wollte nicht mehr nach draußen gehen, obwohl sie zur Terrasse nur 5 Stufen hatte und ich ihr dabei geholfen habe. Ich denke einfach, immer mal wieder anbieten auch wenn Du weißt, dass sie nicht mehr will. Unsere Omi war damit dann auch zufrieden, und ich konnte es irgendwann auch akzeptieren. Liebe Grüße Doris Liebe Doris, als ich Mutti noch bei ihr zuhause in ihrer Wohnung pflegte, war das schon so. In den 25 Monaten, wo sie bis auf die ganz kurzen Gänge zum Nachtstuhl eigentlich schon bettlägrig war, haben mein kleiner Bruder und ich es zweimal geschafft, dass sie ihr Schlafzimmer verlassen hat. Im ersten Jahr nach der OP, wo sie dann bettlägrig nach Hause kam einmal Weihnachten für ein schönes Essen nach nebenan ins Wohnzimmer (mit dem Rollstuhl) und dann, anderthalb Jahre später zum Tod von Helmut Kohl noch einmal, weil sie da die Übertragung der Bestattung von ihm im Fernsehen im Wohnzimmer sehen wollte. An ihr Schlafzimmer grenzte ja sogar ein Balkon, auf den wir sie hätten bringen können, aber sie sagte immer, es sei ihr unangenehm, bekäme sie mit, dass Nachbarn sie sehen, sie würde aber niemanden mehr erkennen. Jetzt, wo ich Dir schreibe, fällt mir auch wieder ein, wie krass lichtempfindlich sie war. Dort im Schlafzimmer mussten wir ab Frühsommer immer spätestens mittags die Gardinen vorziehen, weil ihr die Sonne in den Augen weh tat. Dafür ist sie jetzt im Heim, seit die Sonne "anders" steht, auch dankbar, wenn ich morgens bei dem einen Fenster jetzt auch die Außenjalousie direkt halb runterlasse. Warum auch immer, gegen ihren Willen hätten wir sie niemals aus ihrem Zimmer "geschleift". Sie wollte es so. Auch keinen Fernseher. Keine Musik. "Lasst mich mal einfach hier liegen." - Genauso, wie jetzt im Heim. Keine Ahnung, vielleicht ist man in irgendeinem Alter auch "satt"? - Frag mich nochmal, wenn ich 87 bin... Dir eine gute Woche! Aggi
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| | | Doris Wohnt oft hier
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| Thema: Re: Mit Demenz leben die Menschen in einer anderen Welt Mo 07 Mai 2018, 13:51 © Doris | |
| Liebe Aggi, mein Vater hat schon mit 70 Jahren gesagt er sei lebenssatt! Allerdings hat er danach noch recht fröhlich gelebt, und sich über seine Enkelkinder gefreut, bis er dann mit 88 Jahren wirklich vom Alter ermattet sterben durfte. Na ja, wir müssen das Leben annehmen wie es ist, hilft alles nichts! Dir eine gute neue Woche Doris |
| | | mysunny Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Mit Demenz leben die Menschen in einer anderen Welt Do 10 Mai 2018, 11:06 © mysunny | |
| Hallo allerseits
Betr. Lichtempfindlichkeit im Alter
Ich selbst 77 kenne das Problem .
Macula Degeneration oder auch nur: ich habe Macula... nennt man das heute.
Das ist an sich selbst aber keine Krankheit. Verbraucht sind die Augen im Alter (nur..) wie jedes andere Organ auch ist.
Im laufe des Lebens findet eine Degeneration statt und zwar bei allen Lebewesen. Unsere Macula macht da keine Ausnahme.
Es braucht nicht mal unbedingt, dass die Sonne in den Raum einstrahlt, damit man die Vorhänge ziehen oder die Rollläden etwas runter lassen muss.
Das Licht wird auch als schmerzhaft empfunden. Ob der Grund die Sonne ist die durch das Fenster reinkommt oder die Lampen in den Räumen ist, die als zu hell empfunden werden zB. und noch mehr ? Spielt keine Rolle; es blendet einem stark ! Sonnenbrille sei Dank. die hilft.
Geht man vielleicht darum.... lieber möglichst nicht mehr aus der Wohnung raus oder nur wenn es sein muss ? vielleicht... ?
Darum tragen viele ältere Menschen, nicht nur draussen bei Sonnenschein eine dunkle Brille.
Kann man das Problem selbst nicht mehr benennen, ist man angewiesen, dass jemand darauf kommen könnte....
Man geht irgendwann lieber auf Nummer sicher, wählt den Weg des geringsten Widerstandes... und bleibt am liebsten in den eigenen 4 Wänden.
Man muss sich mit dem Problem arrangieren. Das kann man nicht umgehen. Hofft und "erwartet" sogar, dass die anderen das verstehen. Dann wird es mit der Zeit vielleicht sogar als "thats life" angesehen.
Das wären aus Erfahrung, meine Gedanken dazu.
Machts gut alle zusammen.
LG Janine
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| | | Belle Ist hier Zuhause
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| Thema: Mit Demenz in einer anderen Welt leben Fr 25 Mai 2018, 19:10 © Belle | |
| Das Eingangszitat "Mit Demenz leben die Menschen in einer anderen Welt", würde ich persönlich anders interpretieren. Sie leben schon in der gleichen, in unserer Welt, aaaber sie sind zu weit zurückgelaufen. |
| | | Aggi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Mit Demenz leben die Menschen in einer anderen Welt Sa 26 Mai 2018, 05:55 © Aggi | |
| Liebe Belle, gemeint ist ja eher das innere Erleben, die inneren Welten. Und da das Langzeitgedächtnis noch weitaus länger erhalten bleibt, als das Kurzzeitgedächtnis, erinnern unsere lieben Dementen halt noch Dinge aus frühster Kindheit recht gut, während sie vergessen haben, wie man sie die Schuhe zumacht. - Belle schrieb:
- Sie leben schon in der gleichen, in unserer Welt, aaaber sie sind zu weit zurückgelaufen.
Das liest sich so, als wäre es ein aktiver Prozess, aber tatsächlich geschieht es ja mit ihnen, gegen ihren Willen. Was ich persönlich dabei aber schön finde: In der noch viel "wacheren" Phase war meine Mutti noch voller Ängste und Sorgen. Inzwischen ist sie viel entspannter, weil sie zu ihrem Glück sogar die bösen, häßlichen Lebensereignisse vergessen durfte und jetzt vielfach nur noch glücklich "wie ein kleines Mädchen" ist. Erleben zu dürfen, dass meine Mutti jetzt angstfrei ist - dafür hätte ich auch einen ganzen Arm geopfert! Dieser Aspekt ist für mich die große Gnade der Demenz, denn die Jahre vorher waren schrecklich. Der eigenen Mutter zuzuhören, wie sie sich den Tod wünscht, dass wünsche ich niemandem! Sie weint nicht mehr und ist zufrieden damit, wie es ist. Das noch miterleben zu dürfen - unbezahlbar! Und auch wenn wir jetzt immer mehr gemeinsam schweigen - werden mir die Pausen doch mal zu lang, fülle ich sie mit meinem Geplapper, lese oder singe ihr vor und dann ist da ja noch das weite Feld der Berührungen. So, wie Mutti inzwischen meine Hand hält, hat sie sie früher nie gehalten. Sie kuschelt jetzt für ihr Leben gerne! LG, Aggi
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| | | Doris Wohnt oft hier
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| Thema: Re: Mit Demenz leben die Menschen in einer anderen Welt Sa 26 Mai 2018, 13:23 © Doris | |
| Schön das zu hören. War bei meiner Schwiegermutter auch so. Früher war sie sehr bestimmend und als die Krankheit kam, wurde sie zunehmend weicher. Liebe Belle, ich wünsche Dir von ganzem Herzn viel Kraft auf Deinem Weg. Liebe Grüße Doris |
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