Untenstehender Artikel behandelt nicht explizit das Thema Demenz.
Da aber in einer Vielzahl der Fälle der Betroffene schon in höherem Alter ist,
ferner der Artikel auf auf die Thematik Demenz eingeht und auch jüngere Betroffene
durchaus an mehreren Erkrankungen leiden, möchte ich diesen ausführlichen Artikel
ans Herz legen - anbei ein paar Textauszüge:
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4904767
Tipps zum Absetzen von Medikamenten bei Älteren
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) 2016
9. - 12. April 2016
Ältere, multimorbide Patienten: Welche Pillen kann man absetzen? Und worauf muss man achten?
Ute Eppinger 11. April 2016
"Mannheim – 64% aller Medikamente werden über 60-jährigen Patienten verordnet. Nebenwirkungen wie Schwindel, Benommenheit, Schlafstörungen, Unruhe und Verwirrung treten im Alter häufiger auf. Und nicht nur das: Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind für 5 bis 12% aller Krankenhauseinweisungen verantwortlich.
Welche Medikamente können bei alten, multimorbiden Patienten abgesetzt werden, und wie geht man dabei vor? Das war Thema eines Symposiums beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Mannheim (DGIM), das von der DGIM, der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) ausgerichtet wurde.
„Als junger Arzt müsste man als erstes beigebracht bekommen: Wie setze ich Medikamente an, und wie setze ich sie auch wieder ab? Meistens lernt man am Anfang aber nur, wie man Medikamente ansetzt“, sagte der Internist und Geriater Dr. Olaf Krause. Dabei sei das Absetzen von Medikamenten genauso wichtig wie das Ansetzen, betonte der Oberarzt (...)"
"Beim Blutdruckmessen sollte grundsätzlich auf die Orthostase geachtet werden, betonte Krause. Ganz wichtig sei, den Blutdruck im Stehen zu messen, denn gerade ältere Menschen reagieren oft mit einem Blutdruckabfall beim Aufstehen.
Achten Sie bei älteren Patienten darauf, dass das Natrium kontrolliert wird.
Dr. Olaf Krause
Krause empfiehlt, bei Absetzüberlegungen sowohl die Negativliste PRISCUS als auch die Positivliste FORTA zu Rate zu ziehen. Entsprechend PRISCUS wurden bei der Patientin Clonidin und Doxazosin abgesetzt, ihr Blutdruck blieb stabil. „Will man bei einem alten, multimorbiden Patienten ein Medikament absetzen, sollte man, entsprechend der PRISCUS-Liste, Doxazosin, Clonidin, Reserpin, Methyldopa favorisieren. Nach FORTA eher geeignet wären ACE-Hemmer, Kalziumantagonisten (beide FORTA-Kategorie A), weniger gut geeignet ist beispielsweise Spironolacton (FORTA-Kategorie C), schlecht sind Kalziumantagonisten vom Typ Verapamil (D) oder Clonidin (D)."
(...)
"Absetzen von Antidementiva: Mit der Verschlechterung der Kognition muss man rechnen
Ob bei Antidementiva, Neuroleptika und Antidepressiva ein Absetzen möglich ist, und wie man im Zweifel dabei vorgeht, das erläuterte Prof. Dr. Klaus Hager, Chefarzt der Klinik für Geriatrie im Diakoniekrankenhaus Henriettenstift in Hannover.
Die Wirksamkeit von Cholinesterase-Hemmern bei Alzheimer-Demenz ist, was die Verbesserung der Kognition angeht, zwar belegt. Zu den unerwünschten Wirkungen gehören aber unter anderem auch Synkopen, Schwindel, Erbrechen, Muskelkrämpfe oder Harninkontinenz. In der FORTA-Liste sind die Cholinesterase-Hemmer und Memantin mit „B“ gekennzeichnet, für alte Menschen also lediglich beschränkt geeignet. In PRISCUS sind sie zur Behandlung der Alzheimer-Demenz empfohlen. Im Alltag wird Donepezil nicht so regelmäßig und langfristig verordnet, wie man das vielleicht erwarten würde. „Nach einem Jahr bekommen es noch 60 Prozent, nach fünf Jahren noch 30 Prozent der Patienten mit Demenz“, berichtete Hager."
(...)
"Eine Arbeit über das Absetzen von Neuroleptika in Pflegeheimen zeigt, dass die Patienten nach Absetzen verbesserte Affekte aufwiesen und keine unerwünschten Nebenwirkungen.
„Die Häufigkeit von Verhaltensproblemen stieg danach nicht an“, so Hager. Man könne im Pflegeheim wahrscheinlich die Hälfte der Neuroleptika reduzieren, ohne dass dies große Probleme gebe. Klar ist aber auch, dass Demenz-Patienten nach Absetzen von Neuroleptika unruhiger werden, wie die Ergebnisse einer Metaanalyse zeigen, die 9 Studien ausgewertet hatte.
In der Metaanalyse konnte in 5 Studien auch die Sterblichkeit untersucht werden: Bei diesen Patienten (mittleres Alter 80 Jahre und älter) war die Sterblichkeit in der Gruppe der Patienten geringer, die die Neuroleptika abgesetzt hatten – allerdings nicht signifikant. Dies spreche zwar für das Absetzen, aber da müsse man abwägen, rät der Experte – und vielleicht wenigstens die Dosis reduzieren oder beim Absetzen von Neuroleptika möglichst einen Gerontopsychiater hinzuzuziehen.
Der Unruhe von Patienten in Pflegeheimen könne mit einem anderen Pflegesetting begegnet werden: „Je mehr sich ein Pflegeheim auf den Bewohner einstellt, desto weniger Neuroleptika müssen gegeben werden.“ Eine Reduktion von Neuroleptika bei dementen Patienten lohne sich, wirbt Hager „Eine Demenz bleibt ja nicht zehn Jahre lang gleich, der Patient ändert sich“."
(...)
LG,
Aggi
"Die Schäden einer Therapie dürfen nicht größer sein
als die Schäden der Krankheit."