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Bagi Neu im Forum
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| Thema: Tiergestützte Therapie? Sa 23 Sep 2017, 11:16 © Bagi | |
| Hat hier jemand Erfahrungen mit tiergestützter Therapie bei Demenz?
Ich habe eine Weiterbildung für tiergestützte Therapie, habe aber wegen allen möglichen personlichen Umständen bisher nicht viel gemacht und auch nur mit Kindern. In meinem neuen Job habe ich die Möglichkeit, meine Tiere mit ins Heim zu bringen und regelmäßig einzusetzen. Ich habe Kaninchen, einen Hund, Katzen (da muss ich probieren, wie sie reagieren im Heim) und Ponys, die ich mitbringen kann. Nächstes Jahr möchte ich noch Zwerghühner anschaffen, die ich ebenfalls für Therapie einsetzen will. Wir sind im Moment ein ganz neues Team und stehen ganz am Anfang, aber wenn alles läuft und wir uns ein paar Wochen eingearbeitet haben, geht es los!
Wie läuft das bei euch ab? Was wird gemacht?
Meine Idee ist es, Bilder von Gegenständen, die man z.B. zur Kaninchenhaltung braucht (Stall, Heu, Karotten, Gras) mitzubringen und erst mal diese den Bewohnern zeigen. Dann die Kaninchen mitbringen, ich habe ein Zimmergehege mit Boden, in dem sie auch längere Zeit bleiben können, sie müssen also nicht in einem kleinen Trensportkäfig eingesperrt sein. Die Bewohner können die Kaninchen beim Hoppeln und Fressen beobachten. Wer will, dem kann ich ein Kaninchen zum Streicheln auf den Schoß setzen. Während der Aktion möchte ich versuchen, ein Gespräch über Kaninchen, Tierhaltung früher usw. anzuregen. Von einem Bewohner weiß ich, dass er früher Kaninchen hatte, leider gibt es kaum Biografien unserer Bewohner, das wird jetzt erst nach und nach mit den Angehörigen erstellt.
Wenn ich (wohl erst im Sommer) ein Pony mitbringe, dann möchte ich versuchen, ob einige Bewohner das Pony striegeln, die Mähne kämmen, ihm Karottenstückchen füttern und es im Garten führen. Auch da will ich voher Bilder mitbringen und ein Gespräch anregen.
Den Hund werde ich wahrscheinlich am häufigsten mitbringen, er kann auch in einem Nebenraum liegen, wenn ich etwas anderes mache. Meine Tochter lernt ihr (es ist eine Hündin) gerade ein paar Kunststückchen, die wir dann vorführen können. Ansonsten hat sie langes weiches Fell, das ideal zum Streicheln und Knuddeln ist.
Natürlich sind meine Tiere gesund und für diese Arbeit versichert. Eine artgerechte Haltung mit viel Auslauf und Bewegung und dadurch entspannte und ausgeglichene Tiere ist sowieso selbstverständlich für mich.
Ich lese gerade viel über tiergestützte Arbeit mit Senioren, Bücher und im Internet, aber vielleicht habt ihr noch Anregungen und Ideen für mich, wie ich solche Einheiten gestalten kann? |
| | | gisela Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Tiergestützte Therapie? Sa 23 Sep 2017, 15:32 © gisela | |
| liebe bagi Tiere in pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern halte ich für eine tolle Sache. sie sind kontaktfördernd, bieten kommunikationsinhalte, erzeugen Emotionen, wirken oft beruhigend. trotzdem gibt es einige dinge zu beachten. demente menschen reagieren nicht immer so, wie es erwartet wird. so kann es z.b. passieren, dass ein Tier z.b. am schwanz gezogen wird, es von hinten berührt wird und sich erschrickt (was besonders bei Pferden/Ponys nicht immer gut für denjenigen ausgeht). hunde sollten eine wesensprüfung haben und möglichst recht entspannte gesellen sein (zu wilde hunde, die z.b. einen gangunsicheren menschen anspringen, auch wenn es aus Freude ist, werden schnell zu sturzrisikofaktoren). wichtig finde ich auch, dass ihr die biografien aller Bewohner kennt. - Zitat :
- Von einem Bewohner weiß ich, dass er früher Kaninchen hatte
da ist dann die frage, ob zum kuscheln, oder zur nahrungssicherung. (viele menschen der älteren generation haben Kaninchen nur gehalten um sie zu schlachten, also hier bitte nicht wundern, wenn ein Bewohner sie nicht als Kuscheltier ansieht, und sie ggf an den ohren hochheben will als schlachtgriff) wichtige dinge ebenfalls, wer hat z.b. eine tierhaarallergie, die gesundheitliche Probleme auslösen kann, wer hat angst vor Hunden. viel erfolg wünsch ich dir beim umsetzen deiner Idee lieben gruß gisela
lieben gruß gisela mein Vorbild ?....der Löwenzahn...wenn er es schafft durch Asphalt zu wachsen...kann auch ich scheinbar unmögliches schaffen |
| | | Bagi Neu im Forum
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| Thema: Re: Tiergestützte Therapie? Sa 23 Sep 2017, 16:42 © Bagi | |
| Vielen Dank für deine Antwort! Meine Tiere sind "Kleinkinder-erprobt" , die machen nichts, wenn man sie am Schwanz/Schweif zieht, schnelle Bewegungen macht oder auch mal wegscheucht. Bei meinen Kinder-Kursen wurden die Ponys von 6 Kindern gleichzeitig von allen Seiten geputzt und auch bemalt, die Kinder sind vom Pony-Po runtergerutscht wie bei einer Rutschbahn. Sie sind also nicht so schnell zu erschüttern Natürlich ist ein Tier immer unberechenbar, aber bei meinen Ponys bin ich mir 99 % sicher, dass sie sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen. Eine Wesensprüfung hat mein Hund nicht, ich habe mit ihm zusammen den Hundeführerschein gemacht und sie ist ein sehr ruhiger, ausgeglichener Hund, also nicht hyperaktiv oder zappelig. Sie gehorcht aufs Wort und ist eher vorsichtig, wenn sie mit Menschen Kontakt aufnimmt, springt keinen an oder so, sondern schnuppert nur. Die Kaninchen sind noch ganz klein, ich habe sie erst vor ein paar Wochen geholt und gewöhne sie jetzt täglich an Berührungen. Es sind Mischlinge zwischen Zwerg- und Hauskaninchen, ich habe noch mehrere reine Zwergkaninchen, die sind zu "wild" und ich hoffe, die neuen Mischlinge sind ruhiger. Der Bewohner mit den Kaninchen hatte die natürlich als Nahrung, aber er spricht so liebevoll von ihnen, dass ich mir denke, er hat sie sicher auch gemocht und auch mal gestreichelt. Das werde ich vorher auf jeden Fall noch erfragen. Daß wir keine bzw. kaum Biografien haben, finde ich schrecklich, weil sich viele Bewohner leider nicht mehr dazu äussern können, ob sie früher Tiere gehabt haben (ich glaube, ich würde niemanden ohne Biografie aufnehmen, wenn ich ein Heim hätte ), aber bisher wurde da kein Wert drauf gelegt. Die Einrichtung gibt es erst seit ein paar Jahren, alle paar Monate war ein neuer Leiter da und erst jetzt wird alles "richtig" und hoffentlich dauerhaft gemacht. Ich möchte auf jeden Fall versuchen, die Tiere regelmäßig mitzubringen bzw. feste "Tier-Stunden" einzuführen. Aber es wird sicher noch dauern, bis ich mit den Tieren ins Heim komme, wir (vier neu eingestellte Betreuungskräfte und eine neue Gerotofachkraft) sind gerade noch am "probieren", wie es am besten läuft und ich will mich erst richtig einarbeiten und alle Bewohner kennen lernen. Vielleicht haben wir bis dahin auch ein paar Biografiebögen von den Angehörigen zurück bekommen. Ich freue mich schon sehr, wenn es mal los geht! |
| | | greenwood.66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Therapie??? So 24 Sep 2017, 06:37 © greenwood.66 | |
| Ich habe tiergestützte Therapie erlebt und habe einen Vorbehalt. Es macht überhaupt keinen Sinn,etwas einmal die Woche für eine Std.,oder mehrmals in einem etwas längerem Zeitraum an zu bieten. Will man einen therap..päd. Effekt erzielen,muss das Beisammensein mit Tieren in den Alltag integriert werden. Ich könnte mir gut vorstellen,meiner Mutter einen Hund an die Seite zu stellen,der sie aus der geistigen Isolierung holt.Geht aus versch.Gründen nicht und man müsste auch testen ,wie der Erkrankte darauf reagiert. Lernen,erhalten,vielleicht verbessern heisst üben,bedeutet jeden Tag ein bisschen,gerade für Menschen,wo jeder Moment zählt. Man müsste jedem Erkrankten,der positiv darauf reagiert. ein Tier an die Seite stellen ,um ihn aus den einsamen,dunklen Std. zu befreien. Ein Hund oder Katze ,die im Aufenthaltsraum herumliegt,"herumgereicht wird,ist keine Therapie. Bei meiner Mutter gibt es immer Momente,wo ich nicht bei ihr bin,wo sie in ihrer Welt verschwindet. Wenn in solchen Momenten ein Lebewesen an ihrer Seite wäre.dass sie an diese Welt bindet,würde dass ihre Lebensqualität wesentlich verbessern. Das Zusammenleben mit Tieren könnte,wenn beide es wollen,den Dementen soviel geben und nicht der wöchentliche Besuch. greewood.66 |
| | | Bagi Neu im Forum
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| Thema: Re: Tiergestützte Therapie? So 24 Sep 2017, 13:52 © Bagi | |
| Vielen Dank! Da hast du sicher recht, ich fände es auch viel besser, wenn Tiere im Heim "wohnen" würden und immer da sind (sofern sich jemand richtig um sie kümmern kann). Leider ist das bei uns nicht erlaubt/möglich/überhaupt in Betracht gezogen? Hier bei uns gibt es überhaupt keine Heime, wo Tierhaltung erlaubt ist, ich habe bisher nur ein armes Kaninchen, das in einem Mini-Käfig im Vorraum stand und Vogelkäfige im Flur gesehen. Und in der Einrichtung, in der ich arbeite, wäre von den Bewohnern leider keiner mehr in der Lage, sich um ein Tier zu kümmern. Auch möchte meine Team-Leiterin nicht, dass ich z.B. den Hund täglich mitbringe, es soll etwas "besonderes" sein, wenn die Tiere kommen.
Das, was ich anbieten will, ist auch eigentlich keine "Therapie", da müsste ich gezielter und öfter mit den einzelnen Bewohnern arbeiten, Ist-Zustand und Soll-Ziel erfassen usw., dazu habe ich leider gar keine Zeit, es soll ja während meiner Arbeit passieren. Es ist eher eine tiergestützte Förderung und Aktivierung, um den Leuten "etwas anderes" zu bieten, sie evtl. an ihre früheren Tiere zu erinnern und ihnen die Möglichkeit zu geben, mit einem Tier zu kuscheln und es zu streicheln. Die ganzen Begriffe sind nicht geschützt und deshalb wird fast immer von "Therapie" gesprochen, obwohl es oft "nur" Förderung, Aktivierung oder Begegnung ist. Weil "Therapie" einfach bekannter ist.
Ich denke (hoffe), dass es trotzdem ein "Highlight" für viele Bewohner ist, wenn ein Tier "zu Besuch" kommt, auch, wenn es nur ab und zu da ist. |
| | | greenwood.66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Highlight. So 24 Sep 2017, 20:59 © greenwood.66 | |
| Hai Bagi! Mit dem Höhepunkt hast du recht und auch das hat seinen Wert. Ich finde aber,wenn man erlebt,wie Demente auf Musik,Tiere und "Alltagsgeräusche anspringen,lässt man soviel Potential liegen,welches die Lebensqualität und die Gesundheit der Menschen verbessern könnte. Den Menschen ein Lebewesen an die Seite zu stellen,das ihnen aufrichtig begegnet,kann,wenn es paßt,etwas so wertvolles sein,nicht mit Gold aufzuwiegen. greenwood.66 |
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