Hallo zusammen,
mein Vater, der sich weigert, Betreuung in Anspruch zu nehmen (er ist ja gesund!), hat sich schon zweimal in den letzten drei Monaten so verlaufen, dass ich nicht anders konnte und die Polizei alarmieren musste. Die hat ihn bisher immer nach Hause gebracht. Ich wohne nicht in seiner Nähe und er dazu noch weit entfernt im Ausland, also kann ich nicht selbst auf die Suche nach ihm gehen, wenn er nicht mehr nach Hause findet.
Beim ersten Mal war er zum Glück in nächster Nähe zu seiner Wohnung, beim zweiten Mal aber fuhr er mit der U-Bahn, vergaß, rechtzeitig auszusteigen und ich ortete ihn später per GPS (das ich, mit seinem Wissen, auf seinem Handy installiert hatte) weit außerhalb der Stadt, in der er wohnt, in einem Vorort.
Jedes Mal, wenn er aus dem Haus geht, um größere Unternehmungen zu machen (bspw. Arzttermine), habe ich panische Angst, dass ich am Ende des Tages wieder die Polizei alarmieren muss. Jemand anders, den ich anrufen könnte, kommt nicht infrage, mein Vater hat in den letzten zehn Jahren sehr isoliert gelebt. Außerdem wäre das wohl kontraproduktiv, denn wenn ihm immer jemand hinterherfahren würde, um ihn nach Hause zu chauffieren, würde er erst recht nicht merken, dass etwas nicht stimmt. Wenn er dagegen von der Polizei aufgegriffen wird, ist er, zumindest einige Tage lang, schockiert, dann vergisst er es aber wieder (oder verdrängt es, ich weiß es nicht).
Mein Vater und ich hatten immer ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Gestern am Telefon aber sagte er zu mir, er wolle sich nicht weiter "terrorisieren" lassen und ich solle nicht mehr die Polizei rufen! Daraufhin fragte ich ihn, ob er von mir als seiner Tochter ernsthaft erwartet, dass ich dabei "zusehe" (GPS!), wie er auf der Straße herumirrt, in der Kälte, was seinen Blutdruck auf einen Wert von 200 treibt und ihn in Lebensgefahr bringt. Und dass ich mich ebenfalls terrorisiert fühle, und zwar von ihm, der keine Einsicht zeigt und mich damit zwingt, nur dann "einzuspringen", wenn er einen Lebensretter braucht.
Abgesehen davon ist es mir peinlich, ständig die Polizei hinzuziehen zu müssen - die lokale Polizei in seinem Wohnort dürfte ihn mittlerweile gut kennen, auch aufgrund eines Vorfalls, als er in Unterwäsche vor die Haustür ging und Nachbarn die Beamten informierten, und eines weiteren, als er in seinem Stammcafé aufgrund eines Zuckerschocks in eine Bewusstseinstrübung fiel.
Ich weiß nicht mehr weiter und ich habe Angst, dass mir die Polizei irgendwann nicht mehr hilft, weil sie sagt, dass mein Vater Betreuung bräuchte und sie dafür nicht zuständig sind. Aber mein Vater lehnt jede Betreuung ab, er glaubt, es geht ihm gut, und wer etwas anderes behauptet, ist wahlweise hyterisch oder möchte ihm etwas aufdrängen, das er nicht braucht. Und die guten Tage, die er hat, "bestätigen" ihn darin.
Hinzu kommt, dass ich, wenn ich die Polizei anrufen muss, so in Sorge und Panik bin, dass ich Schwierigkeiten habe, mich in der Fremdsprache, die ich eigentlich gut spreche, zu artikulieren. Ich habe mir überlegt, ob ich für solche Fälle um starke Beruhigungstabletten bei meinem Hausarzt bitten soll.
Wie lange soll das noch so weitergehen?!