Die Nichte ist von Geburt an etwas behindert.
Sie kann nicht lesen und schreiben, ist aber ein sehr lieber
Mensch, der allerdings nicht unbedingt als Pflegerin geeignet ist,
weil sie viele Dinge ganz einfach nicht abschätzen kann.
Sie war in ihrer Ursprungsfamilie ziemlich benachteilgt und
zu meiner Mutter hatte sie stets ein Vertrauensverhältnis.
Sie hing halt immer sehr an meiner Mutter und kommt
nun ca 2-3 mal im Jahr meine Mutter für 2-3 Wochen besuchen.
Eine richtige Hilfe ist das eher nicht, aber die beiden Frauen mögen
sich halt sehr.
Ich habe immer etwas Bedenken, weil meine Mutter mit der Situation
überfordert ist, und die Nichte verschiedenen Situationen nicht
im Griff hat, weil sie diese nicht realisiert.
Eigentlich gefällt mir das ganze weniger, denn die Nichte ist selbst
ziemlich krank und über mir schwebt eigentlich nur ein weiterer
Pflegefall, den ich ich zumindestens erstversorgen muß, wenn
die beiden zusammen sind. ( Ich denke, daß die Versorgung meiner
Eltern und Schwiegereltern ausreichend ist, ich muß nicht noch
die gesamte alternde Familie versorgen und organisieren.)
Im Moment ist die Nichte immer noch bei Mutter, weil Mutter sich
weigert alleine zu bleiben, aber auch die Summe für eine 24 Stundenpflege
zu investieren.
Eine 24 Stundenpflege ist von den pflegerischen Tätigkeiten für die
Pflege meiner Mutter überzogen. Die ist eigentlich nicht notwendig.
Aber seit dem Vorfall mit dem Trickbetrüger hat Mama natürlich Angst
und die beiden Frauen schaukeln sich damit auch regelrecht hoch.
Die turnen einen beide im Moment regelrecht kaputt, weil ich soviel
wie die meinen neben der Arbeitszeit nicht bewältigt bekomme.
So lange kann ich mit meiner körperlichen Behinderung nicht
pausenlos unterwegs sein, wie die sich das vorstellen.
Ich habe am Montag eine Dame der Seniorenberatung der Stadt
da gehabt, die einen unabhängigen Pflegeberater und Sachverständigen
mitgebracht hat.
Zur Information: Diesen muß man selbst finanzieren. Er kostet 60€
pro Stunde, die er aktiv wird, rechnet im 15 Minutentakt ab.
( Die gesamte Beratung ect. wird zwischen 300 und 400€ kosten)
wurde vom Hausarzt vermittelt. Dh. das hat meine Mom mit dem Doc
verhackstückt.)
Zu Mutters Problemen im Moment hat er folgende Vorschläge:
A) Mutter hat Angst, daß jemand über den Balkon einbrechen könnte.
sein Vorschlag: Es wird ein Bewegungsmelder installiert.
( Da Mutter gerne selbst auf dem Balkon geht, denke ich das das Probleme
geben könnte, und daß sie den Bewegungsmelder oft selbst aktivieren könnte,
aber das muß man sich in der Praxis nochmals anschauen, wie diese genau
funktionieren.)
b.) Vom Hausnotruf hält er nicht viel. Er würde einen Schlüsseltresor an
der Haustür installieren lassen. Mit einer Zahlenkombination kann dann
ein Rettungsdienst in die Wohnung. - Nur wer alarmiert den dann?
Der Notruf kann nicht abgeschafft werden. Das würde nur in Kombination
gehen.
c.) Der Pflegedienst wird für die Medikamentengabe und das ATS anziehen
beibehalten. Damit sind 2-3 Besuche pro Tag abgesichert.
d.) Mutter erhält statt des Pflegedienstes eine Krankenschwester, diese
ist Rentnerin und erhält einen Stundensatz von 10€ /h, kommt 2-3 mal
am Tag und ist auch bereit hin und wieder bei Mutter zu übernachten.
( Was mache ich an Feiertagen, wenn die Schwester krank wird oder Urlaub hat?
Mit dem Pflegedienst waren diese Zeiten abgedeckt.)
e.) Zur Finanzierung strebt er eine Höherstufung der Pflegestufe auf Pflegestufe 3
an. ( und dabei habe ich eigentlich das schlechteste Gefühl. In einem Pflegeheim
wäre die Pflegestufe 2 für Mutter ausreichend. Begründet wäre die Erhöhung der
Pflegestufe mit der BTM Medikamentation meiner Mutter.)
Dh. wenn ich Mutter in ein Pflegeheim geben müßte, weil das nicht funktioniert,
dann wird sie obwohl die Maßnahmen für die Pflegestufe 2 reichen würden, mit der
Pflegestufe 3 veranschlagt und abgerechnet.
SO begeistert wie die Dame von der Stadt und der Pflegeberater selbst
war ich von diesen Maßnahmen alle nicht, denn ich muß etwas organisieren,
das meine eigene Erkrankung und meine Berufstätigkeit mit berücksichtigt.
Die einzige Lösungsmöglichkeit, die mir übrig bleibt, wenn das nicht funktioniert,
ist eine 24 Stundenbetreuung. Nun, das wird dann wohl warscheinlich der Weg werden,
wobei ich das viel einfacher hätte haben können, in dem ich die ganz einfach
angefordert und engagiert hätte.
Ich vermute diesen Umweg hätte man sich auch sparen können.
Meine Mutter entscheidet aber noch mit. Bei den Schwiegereltern war es
so, daß ich wegen der Betreuung und deren Zustand alleine Entscheidungen
treffen konnte/mußte.
Das steht und fällt mit der Krankenschwester, wobei ich keine einzige Krankenschwester
kenne, die nach 40-45 Berufsjahren noch körperlich Kranken-bzw. Altenpflege bewältigen
konnte. Die Schwester wird zu wenig Berufsjahre für ihre Rente haben, oder aber ist körperlich "auf." Ich hoffe, daß der Grund zu wenig Berufsjahre sind.
Der Pflegeberater machte einen sehr guten Eindruck, bis auf ein paar
Kleinigkeiten. ( Ich verschweige bei Ärzten und Kollegen immer, welchen Beruf
ich habe. Die erklären dann immer so nett, wenn man brav zu hört.)
Mutter muß zb etwas "trockener" sein, weil sie wegen der dekompensierten
Links-und Rechtsherzinsuffizienz, ansonsten überall, insbesondere in der Lunge
Wasser einlagert. Dh. sie trinkt zwar 2-3 l. Aber die müssen auch wieder ausgeschwämmt
werden. Dh. sie hat die Wahl zwischen etwas "trocken" gefahren zu werden,
oder ausreichend Luft zum Atmen zu haben.
Wenn sie sich mehr bewegt, etwas salzhaltiger ißt, dann müssen die Wassertabletten erhöht werden. Solange das in einem gewissen Verhältnis bleiben kann, muß man mit den
Nebenwirkungen jonglieren.
Das begrenzt ihre Wahrnehmung natürlich etwas als würde sie ihre Umwelt durch
einen Tunnel wahrnehmen. Sie kann sich damit nur auf kleine Bereiche konzentrieren,
und Nebenaspekte nicht wahrnehmen. Eine andere Wahl hat man damit leider nicht.
Mit Demenz hat das bei meiner Mom eigentlich nichts zu tun. Sie kann aber leider nur immer einzelnen Aspekten folgen. Ich bin der Ansicht, wenn dieser einzelne Aspekt nun
immer wieder das Gespräch mit der Nichte über Trickbetrüger und Überfälle ist, dann
kommen wir im Moment in keinster Weise weiter. Andererseits besteht Mutter darauf,
daß die Nichte erst abreist, wenn die Pflegerin kommt.
Anstatt, ,daß sie wieder Vertrauen aufbauen kann, sitzt meine Nichte schlotternd
mit ihr auf der Couch und die beiden schaukeln sich gegenseitig mit dem Thema
Einbrecher usw. hoch. Das Fernsehprogramm hilft dabei fleißig mit.
Wir werden erst wieder ein Bein auf den Boden bekommen, wenn Mutters Nichte
abgereist ist. Die Beiden reden über nichts anderes und die Nichte kann das nicht
differenzieren und umsetzen, daß das Thema Trickdiebstahl nichts mit Einbruch
und Mord zu tun hat.
Diese Trickbetrüger brauchen nicht mehr wieder zu kommen. Die haben gesehen, daß
es in der Wohnung nichts weiter zu holen gibt, als das was sie mitgenommen haben.
(In der Wohnung werden keine weiteren Wertsachen verwahrt, und deren Beute war mit
den 2 Ringen und einfachen Ketten schon nicht sehr groß.)
Daß Mutter nun Angst hat ist normal. Das darf sie haben und daran werden wir
auch ausführlich arbeiten müssen. Es nutzt aber nichts, wenn man sich bemüht und
danach folgen 22 Stunden in denen Mutters Nichte diese Geschichte immer wieder
ausbaut und auf den Tisch bringt. Die beiden reden über nichts anderes und die Geschichten werden immer größer und gruseliger.
Am Freitag haben wir das Gespräch mit dem Pflegeberater und der Krankenschwester.
Die kann von mir aus sofort beginnen, damit Mutters Nichte endlich abreisen kann.
Man kann wirklich nur sagen, daß das eine sehr liebe Frau ist, aber wenn jemand
ein Problem hat, dann hat er nach dem Gespräch mit ihr ein noch viel größeres
Problem, weil alles zur Katastrophe hochstilisiert wird.
Mit der naiven Art gerät man natürlich in allerlei Katastrophen und das Leben
ohne Lesen und Schreiben ist sicherlich nicht leicht.
Das ist einfach eine ganz furchtbare Kombination.
Mein verstorbener Bruder hat das damals initiert, und wenn ich ehrlich bin,
hatte ich damals schon größte Bedenken. Ich wollte mich da aber nicht einmischen.
weil man die Freundschaft der Frauen natürlich berücksichtigen muß.
Diese Trickbetrüger sollte man schwer bestrafen. Auch wenn das nur kleine
Fische sind, richten die einen immens großen Schaden an.
Für so ein paar alte Ringe und Ketten, so einen Schaden an den Menschen zu
hinterlassen, darauf sollte dieselbe Strafe stehen, wie auf schwere Körperverletzung und
schweren Raub.
Diese bescheuerte Situation bekommt man kaum noch in den Griff bei einem Menschen
dieses Alters.
Da bist Du froh, daß Du deinen alten Angehörigen halbwegs gut versorgt
hast, dann kommt so ein Idiot daher, und macht die Organisation von Jahren
kaputt.
Schade, daß der nicht an meine Tür kommt, das wäre der erste Mensch, den ich
die Treppen runter prügeln würde ( mit meiner Reitgerte, die ich immer im Schirmständer
parke, wenn ich aus dem Stall komme.)
So kann man auch einen Pflegefall der Pflegestufe 3 basteln, in dem der alte Mensch
überhaupt nichts mehr alleine machen kann/ will. ( Sch....!- sorry).
Allerliebste Grüße Christina
Der Pflegeberater an sich ist eine gute Sache.
Liest man im Net die Erfahrungsberichte, dann beraten nicht alle gut.
Es waren einige gute Ansätze dabei, die man im einzelnen durchdenken, andere
praktisch ausprobieren muß.
Ich würde das so ausdrücken: Es ist durchaus, daß was wir im Moment benötigen,
aber keine Lösung die nicht nachgebessert oder ausgebaut werden müßte, denn
diese Lösung ist sicherlich für meine Mutter okay.
Ich werde damit größere Probleme haben, weil das als berufstätiger mit
chronischer Erkrankung/ Behinderung nicht voll umsetzbar ist.
Wir sind dann wieder bei dem Thema, daß ich vor oder nach dem Dienst,
oder wenn ich am Wochenende frei habe, bei mir und in meinem Haushalt
nichts geregelt bekomme. Das was ich an Erleichterungen wegen der Behinderung
erhalten habe, müßte ich doppelt und dreifach in der Zeit einsetzen, wenn
die Pflegerin ausfällt oder frei hat.
Das macht eigentlich nur Sinn, wenn man
einen Dienst zur Verfügung hat, der die Ausfallzeiten ausgleicht, und das schafft
keine einzelne Krankenschwester. Wenn die anruft:" Ich kann heute nicht, habe eine
Erkältung, Hexenschuß usw. dann kann ich meinem Arbeitgeber nicht sagen:
"Schauen Sie heute doch mal zu wie Sie fertig werden."
Das funktioniert weder mit meinen Arbeitszeiten, und auch nicht, wenn
ich statt der 6 Stunden, die ich höchstens noch arbeiten darf, 8 Stundendienste
eingeplant bekomme ,wobei man nach 6 Stunden auch nur selten
einfach nachhause gehen kann, weil ständig irgendetwas dazwischen
kommt....
Das ist kein leidensgerechter Arbeitsplatz, den ich zur Zeit erhalten habe.
Er ist allenfalls etwas einfacher, weil ich keine Patienten mehr heben muß.
Die sehen das aber auch nur selten ein, werden recht böse, wenn ich ihnen
sage, daß sie warten müssen ." Ich kann Ihre Mama / Ihren Papa nicht heben.
Die Kollegen kommen gleich in das Zimmer. "-
Die Angehörigen meinen immer noch, sie müßten an den Schreibtisch
kommen, damit ich dann gleich ihre Verwandten windeln, auf den Nachstuhl
oder ins Bett heben kann."
Für die ist es eine Hilfe für das Pflegepersonal, wenn man die Schelle nicht benutzt,
sondern bis zum Schreibtisch läuft. Und dann rührt die "faule" Schwester dort sich nicht einmal und kommt sofort mit."
Morgens wenn die Schwestern Pause haben ist das am schlimmsten.
Es ist ja nicht viel Pflegepersonal vorhanden, und während der Pause
arbeite ich weiter, weil ich ja zu anderen Zeiten meinen Dienst beginne.
Die Schwester die alleine weiter arbeitet und auf die Schelle geht,
kann die Patienten auch nicht alleine heben. Normalerweise sind die
Windel- und Waschrunden gerade fertig. Die Patienten essen ebenfalls,
und die Patienten, die zum Essen aus dem Bett geholt werden, sollen
dort eigentlich 30 Minuten sitzen bleiben. Das ist die Anordnung der KG und
des Arztes für die Mobilisation. Wenn die Patienten allerdings mit dem Essen
fertig sind, möchten die sofort ins Bett zurück.
Dann wird es sehr ungemütlich, weil die Pausen genommen werden müssen,
und in der Zeit geht eigentlich überhaupt nichts.
Das ist die Zeit, die mir mit den Knochen und Gelenken eigentlich
das Genick bricht, denn heute wartet keiner mehr gerne und manche Menschen
müssen tatsächlich sofort nach dem Essen, oder wenn sie Essen sehen
zur Toilette, um nicht zu sagen fast alle Pflegefälle.
Sorry, wenn ich mich immer wiederhole: Wir haben ein sehr bescheidenes
System, daß so wenig Personal einplant, um die Bedürfnisse und
Wünsche der Patienten alle zur Zufriedenheit zu erfüllen.
Bei meiner Mutter wirkt sich das dann so aus, daß ich nach
den Diensten immer noch nicht weiter laufen kann.
Das System, daß der Pflegeberater sich ausgedacht hat, ist
sicherlich für den Pflegefall schön, aber es berücksichtigt
die Verhältnisse und Gegebenheiten nicht.
Ich werde bei der ersten Krankmeldung der Dame ins Schwimmen
geraten. Hoffentlich ist die Frau gesund, munter und zuverlässig.
Ich vermute, daß ich innerhalb der nächsten 5-6 Monate selbst umplanen
muß.
Allerdings ist es positiv, wenn der Pflegeberater alle Anträge
übernimmt. Der arbeitet da effektiver und mit mehr Erfahrung als ich
und die Chancen, daß er diese Anträge alle bewilligt bekommt sind
höher.
Liebe Grüße Christina