Hallo,
ich falle direkt mal mit der Tür ins Haus und erzähle.
Meiner Schwiegermutter hatte 2012 soweit man weiss min. 7 Schlaganfälle. Man merkte ihr lange nichts an.
Weder geistig noch Körperlich.
Mitte letzten Jahres fiel uns dann zum ersten mal auf das sie vergesslicher wurde. Sie vergass zb. das man vor ein paar Tagen miteinander telefoniert hat oder kam zu abgemachten Besuchen nicht.
Anfangs dachten wir uns noch nichts dabei, sie wird halt älter, da ist das eben so.
Das wurde dann aber immer schlimmer. Ende 2014 erhielt sie dann die Diagnose Demenz.
Wir wussten dann bescheid und wussten das wir jetzt halt öfter mal anrufen müssen und/oder wenn Treffen verabredet waren das wir kurz vorher nochmal anriefen um bescheid zu geben das man eben verabredet ist.
Das klappte auch soweit gut, bis auf die Vergesslichkeit hat man es ihr auch gar nicht angemerkt.
Aber dann fing es an das sie ganz anders wurde. Sehr aggressiv. Uns gegenüber haben wir das Zähneknirschend hingenommen obwohl es teilweise echt fies wurde.
Unserem Sohn gegenüber hielt es sich immer in Grenzen, es kam zwar auch zu aggressionen, aber ich konnte das immer gut durch einen Themenwechsel stoppen.
Aber als sie im Januar diesen Jahres aber dermaßen (nicht nur verbal) auf unseren 4 Jährigen Sohn losging reichte es uns einfach.
Sie war ihm gegenüber so aggressiv und gemein, er weinte schon, aber sie hörte einfach nicht auf bis ich mich dann dazwischen schmiss weil sie auf einfache Worte von mir nicht hörte.
Mein Sohn hat seitdem Angst vor der Oma. Vorher telefonierten die zwei min. 1 mal die Woche min. 1 Stunde. Jetzt will er sie seit diesem Tag nicht mehr sprechen.
Sie hat sich dazu nur soweit geäußert "Ja mein Gott, ich kann halt auch nichts dafür. Ich bin halt Krank. Aber jaja, die böse böse Oma!" Packte ihre Tasche und ging.
Ich muss ganz ehrlich sagen, wir beide wissen einfach nicht wie wir damit umgehen sollen.
Anfangs dachten wir wie gesagt "Das gehört zum Alter, ist doch alles okay, das wird schon!"
Aber als sie dann unserem Sohn gegenüber so extrem aggressiv wurde hat sich auch bei uns einiges Verändert.
Mein Mann und ich haben hinterher noch lange drüber geredet und waren beide der Meinung "Demenz schön und gut, aber das ging zu weit. Das kann sie nicht mit ihrer Krankheit entschuldigen!"
Doch nun bekam ich gegenwind von jemandem der schon lange mit jemandem zusammen lebt der Alzheimer hat.
Auch solche aggressivitäten müsse ich hinnehmen und ja, auch entschuldigen. Sie können nichts dafür.
Jetzt fühlen wir uns wie zwischen zwei Stühlen.
Einerseits das Verständnis für ihre Krankheit, andererseits die Wut das sie unserem Sohn solche Angst gemacht hat das er selbst nach immerhin über 5 Monaten (!) immernoch nichts von ihr wissen will, egal wie gut wir ihm zureden!
Und ich weiss ja, sie kann wirklich nichts dafür. Weiss mein Mann auch. Wissen wir alle. Aber wir bekommen das einfach nicht in unsere Köpfe rein das sie nun tun und lassen kann was sie will solange sie hinterher sagen kann "Tschuldigung, meine Demenz, ich war nicht ganz bei mir."
Ich beschäftige mich speziell jetzt wieder mit dem Thema weil sie nächste Woche das erste mal seit dem Vorfall im Januar wieder zu Besuch kommt und ich schon richtig Bauchweh deshalb habe. Meinem Sohn gegenüber sage ich zb. "Oma S. kommt nächste Woche. Mensch die haben wir ja lange nicht gesehen, ich freu mich schon drauf. Du auch?"
Aber da kommt immer wieder ein dickes "Nein, Oma soll nicht kommen. Die hat mich geärgert/hat mir wehgetan/macht angst!"
Eigentlich sollte sie heute (mittwoch) kommen. Aber unser Sohn hat sich total quer gestellt und geweint und geschrien als er hörte sie kommt. Daher haben wir es nochmal verschoben damit wir nochmal in Ruhe mit ihm reden können (macht ja keinen Sinn wenn er so eine Angst hat). Nur denke ich muss ich selber eben erstmal verstehen was da los ist bevor ich mit ihm darüber - kindgerecht - rede.
Daher musste ich einfach Menschen fragen die mehr Erfahrungen haben als wir.
Ist es denn wirklich so? Muss ich alles entschuldigen und hinnehmen "nur" weil sie Dement ist?
Und wenn ja, wie sollen wir damit umgehen? Was sollen wir in solchen Situationen tun? Was sollte man unter keinen Umständen tun? Wie sollen wir unserem Sohn klar machen das Oma zwar gemein ist, aber das nicht so meint? Wir können ihn dem ja nicht einfach aussetzen nur weil sie es ja eigentlich nicht böse meint. Und vor allem: Kann es schlimmer werden, oder wird es schlimmer werden?
Ich hoffe auf einige helfende Antworten, Danke dafür schonmal!
LG die ahnungslosen