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kurt "GELÖSCHTER USER"
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| Thema: Burzeln ? Mi 25 März 2015, 22:51 © kurt | |
| Mit dem Begriff "burzeln" habe ich gewisse Probleme. Seit Kindheit kenne ich den Begriff "brunzeln" fürbrunzeln, brünzelnschw.: 'harnen', von Kindern, brunsele [ KU-Dunzw], brinsele [Pirmas PS-Lu'wink Land LA-Ranschb Germh GH-Knitth]; vgl. PfWB brunzen. Zs. PfWB verbrünzeln. Syn. s. PfWB pissen. Südhess. I 1177; RhWB Rhein. I 1051; Saarbr. 39; ElsWB Els. II 195; Bad. I 349. brunzen schw.: 'harnen', von Mensch und Tier, feiner als seichen, jedoch derber als PfWB pissen, Den Begriff "burzeln" hörte ich erst im Demenzforum Burzeln = Geburtstag aber auch unter Erwachsenen ist die Verniedlichung "Burzeltag" sehr gebräuchlich.. vielleicht weil wir uns doch alle gern freuen wie ein Kind und dies auch den anderen "Burzeltagskindern" soo gern gönnen.... siehe http://www.kraut-rosen.de/Thread-Burzeln-Geburtstag Wie kommt ihr auf diesen Begriff? |
| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Burzeln ? Do 26 März 2015, 05:08 © Rita | |
| Lieber Kurt,
ich weiss es leider auch nicht. Ich kenn den Begriff seit 1999, aus meiner "Chat-Zeit". Dort kamen viele neue Wörter zusammen die ich vorher nicht gekannt habe, oft wurden auch aus 2 Wörtern dann 1 gemacht usw. Man erfand Neues.
Wie Burzeln entstanden ist weiss ich leider auch nicht. Vorallem da ich bis 1999 ja kaum mit Deutschen zu tun hatte. Von dem her : keine Ahnung!
Rita |
| | | Admin Administrator
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| | | | kurt "GELÖSCHTER USER"
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| Thema: Re: Burzeln ? Do 26 März 2015, 10:56 © kurt | |
| Liebe Ursula,
vielleicht wurde bei uns dieser Begriff gemieden wegen:
Horst Schumann (* 1. Mai 1906 in Halle an der Saale; † 5. Mai 1983 in Frankfurt am Main) war als Arzt an der Aktion T4 und Aktion 14f13 sowie im KZ Auschwitz bei Menschenversuchen zur Sterilisierung durch Röntgenstrahlen beteiligt. „Nach Eintreffen des Transports in Grafeneck wurden die Kranken in die Aufnahmebaracke geführt, dort vom Schwesternpersonal in Empfang genommen, ausgezogen, gemessen, gewogen, fotografiert und dann zur Untersuchung gebracht. Diejenigen Personen, die Goldzähne besaßen, wurden besonders gekennzeichnet. Schließlich führte man die Patienten den Ärzten zur letzten Untersuchung vor. In manchen Fällen wurden dabei Beruhigungsspritzen gegeben, in den weitaus meisten Fällen dauerte die Untersuchung nur wenige Sekunden bis zu einer Minute. In Grafeneck nahmen sie die Ärzte Dr. Schumann, Dr. Hennecke und ab April Dr. Baumhard vor. Sie diente aber in der Regel nicht dem Zweck einer nochmali-gen Überprüfung des Krankheitszustandes, um sozusagen auf diese Weise eine letzte Auswahl zu treffen, sondern sie wurde dazu benutzt, die sachliche und personelle Richtigkeit der vorgestellten Kranken zu überprüfen und auffallende Kennzeichen zu notieren, die für die Erstellung einer späteren Todesursa-che von Bedeutung sein konnten… Nachdem die Untersuchung abgeschlossen war, setzte sich der Zug der Ahnungslosen in Bewegung. Den jetzt nur noch spärlich Bekleideten wurde z.T. ein alter Militärmantel übergeworfen, dann ging es durch ein Tor im Bretterzaun, vorbei am rauchenden Krematorium, zum Todesschuppen. Die Tötung erfolgte durch Kohlenmonoxidgas, das der Anstaltsarzt durch Bedienen eines Manometers in den Vergasungsraum einströmen ließ…. Beim Betreten des Vergasungsraumes wurden die Kranken, maximal 75 Personen, nochmals gezählt, sodann die Tore geschlossen. Anfangs schienen einige Opfer noch geglaubt zu haben, es gehe tatsächlich zum Duschen, andere begannen sich im letzten Augenblick zu wehren und schrien laut. Die Zufuhr des Gases betrug in der Regel ca. 20 Minuten; sie wurde eingestellt, wenn sich im Vergasungsraum keine Bewegung mehr feststellen ließ. Dass Ärzte, die in nicht einmal einem Jahr über 10 500 Menschen durch Vergasung töteten, bei diesem Vorgang abstumpften und darüber zynische Bemerkungen wie "Jetzt purzeln sie schon" machten, verwundert nicht. Geraume Zeit nach der Vergasung öffneten Hilfskräfte, die Gasmasken trugen, die Flügeltore. Ihnen bot sich in der Regel ein schrecklicher Anblick: Die Körper der Toten und der Boden waren mit Stuhl, Menstruationsblut und Erbrochenem beschmutzt, manche Leichen waren ineinander verkrallt und mussten mit Gewalt voneinander getrennt werden.“[1] |
| | | Kassandra Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Burzeln ? Do 26 März 2015, 12:13 © Kassandra | |
| Puh - schlimm, wenn man das liest!
Vielleicht bin ich zu "jung" um solche Gedankenbrücken zu bauen. Für mich bedeutet das auch "ins Leben purzeln" und ist einfach nur liebevoll gemeint.
Diese früheren Geschehnisse waren schrecklich, aber ich möchte sie einfach keinen Einfluss auf mein heutiges Leben haben lassen. Ich hatte so eine ähnliche Diskussion mal mit einer älteren Freundin mit dem Begriff "Ratten".
Die Vergangenheit unseres Volkes hat eine schlimme Zeit gehabt, aber wir leben jetzt und wollen nach vorn schauen - für uns und unsere Kinder. Wir dürfen das Alles nie vergessen und müssen verhindern, dass so etwas je wieder passiert, aber wir müssen uns von dieser Vergangenheit auch lösen. |
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| | | | jellyamber Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Burzeln ? Do 26 März 2015, 14:00 © jellyamber | |
| Lieber Kurt,
das "braune" Erbe ist noch ziemlich gegenwärtig in unserem Sprachalltag, "durch den Rost fallen", etwas "bis zur Vergasung" tun,... Wer die Zusammenhänge nicht kennt oder nicht daran interessiert ist, hat halt etwas Geschichte verpasst... Ich glaube aber kaum, ehrlich gesagt, dass "Purzeln" als solches eine Wortschöpfung der Nazi ist, sondern tatsächlich eher im ursprünglichen Bedeutung als "hineinfallen, rausfallen" zu sehen ist.
Mich regt z.B. immer auf, wenn - hier in München sehr beliebt - Lokale oder Adressen in Straßenabkürzungen benannt werden, wie Ro 8 statt Rosenheimer Str.8 - T4 ist so ziemlich die schlimmste Abkürzung für die Vernichtung von psychisch kranken Menschen, weil darüber in der Tiergartenstraße 4 in Berlin entschieden worden ist. Dass ist aber wohl kaum jemanden bekannt...
Mei, jedem seine Wahrnehmung und Sensibilität ;o)
Liebe Grüße Ute
"Und was die Jugend dalässt, ist ein Spiegel. Da guckt man rein und sieht: Man hat keine Eierschale mehr auf dem Kopf. Man hat jetzt eine Frisur."Martina Holzapfl |
| | | kurt "GELÖSCHTER USER"
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| Thema: Re: Burzeln ? Do 26 März 2015, 17:29 © kurt | |
| - jellyamber schrieb:
- Ich glaube aber kaum, ehrlich gesagt,
dass "Purzeln" als solches eine Wortschöpfung der Nazi ist, Die Wortschöpfung "purzeln" dürfte viel älter sein aber die zynische Verwendung im Zusammenhang mit Vergasung könnten Menschen nach dem 2. Weltkrieg gehindert haben das Wort weiter für ein fröhliches Ereignis, wie es der Geburtstag ist, zu verwenden. Ich kenne Menschen welche so alt sind wie ich oder älter (Kriegsgeneration und erste Nachkriegsgeneration) welche den Begriff burzeln für Geburtstag nicht kennen. Zitat: "Wer die Zusammenhänge nicht kennt oder nicht daran interessiert ist, hat halt etwas Geschichte verpasst... Ich hatte 2005 die Gelegenheit mit dem Kirchenchor Ausschwitz zu besichtigen und vor der Todesmauer (Mauer vor welcher anfänglich Erschießungen erfolgten) zu singen. Hierbei wurden mir die damaligen Vorgänge drastisch aufgezeigt. |
| | | jellyamber Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Burzeln ? Do 26 März 2015, 17:55 © jellyamber | |
| - kurt schrieb:
- Hierbei wurden mir die damaligen Vorgänge drastisch aufgezeigt.
Ja, das glaube ich dir, ich war auch einmal dort. Und ja, du hast recht, das Wort ist viiiieeel älter... guckst du hier: http://woerterbuchnetz.de/DWB/?lemma=burzeln Und ehrlich gesagt: ich verstehe viele Wörter der "Jugend von heute" nicht... OMG! Bin ich jetzt alt? Und was ist alt sein überhaupt? Mal rübergewunken Ute
"Und was die Jugend dalässt, ist ein Spiegel. Da guckt man rein und sieht: Man hat keine Eierschale mehr auf dem Kopf. Man hat jetzt eine Frisur."Martina Holzapfl |
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