Hallo , schönen Guten Morgen !

Vielleicht könnt Ihr mir weiterhelfen, vielen Dank erstmal, am WE hatte ich ein Erlebnis wo ich noch immer total geschockt bin und auch traurig, verzweifelt.

Zur Vorgeschichte: ich war mit meiner Mutter einkaufen und hatte meinen Vater versprochen, ich komme um 15 Uhr und hole ihn und wir fahren eine Runde mit seinem Auto (er kann nicht mehr selber fahren wir haben aber sein Auto noch angemeldet) ich komme 10 Min. zu spät da das einkaufen länger gedauert hat, Vater rastet aus, schreit herum warum ich so spät komme....ich sage er soll mich nicht anschreien... er wiederum er hat doch gar nicht geschrien... gut denk ich mir fahren wir halt eine Runde mit dem Auto wird sich schon alles beruhigen, sind dann eine halbe Stunde herumgefahren, zu Hause dann wieder angekommen will er mir die Schlüssel wegnehmen, er will hier in dem Haus (sein Haus) nicht schlafen er fährt irgendwo hin schlafen, sitzt im Auto und lässt sich nicht mehr beruhigen, ich habe ja die Schlüssel noch immer, steigt dann aus dem Auto aus, fängt an zu schreien auf uns hinzutreten, uns zu beschimpfen, fällt dann hin und bleibt liegen, steht dann wieder auf, wieder das gleiche schreit tritt auf uns hin, wir schaffen es dann ihn in das Haus zu bringen, sperren zu damit er nicht noch auf die Strasse läuft und vor ein Auto springt, wir nehmen die Haustürschlüssel weg, er wird wieder aggressiv, wenn wir nicht sofort aufsperren tritt er die Tür ein.
Gott sei Dank ist dann sein Bruder gekommen die Situation hat sich entspannt....
Am nächsten Tag weiss er gar nichts von den ganzen, fragt nur wer das Auto in die Garage gestellt hat.

wie soll ich mich verhalten wenn er so aggressiv ist, soll ich den Arzt das nächste mal holen, was soll ich machen wenn er sagt er will raus aus dem Haus wenn es finster wird ?? Er könnte doch vor ein Auto laufen , oder nicht mehr heimfinden, er sagt immer er will nicht in diesem Haus bleiben er will nach Hause !===

Ich bin echt verzweifelt.

Liebe Grüße
Sarah

Liebe Sarah!  

Aus meiner eigenen Erfahrung herraus habe ich für die Zukunft gelernt nicht mehr ganz allein(und vor allem nicht mehr so lang) mit schlimmen Veränderungen oder Problemen zu bleiben.Im Nachhinein habe ich nämlich jedes Mal gedacht:"warum nur habe ich nicht schon vorher um Hilfe gebeten!?"

Ich würde mit dem Arzt deines Vaters über den Vorfall reden.Ob dieser dann etwas unternimmt oder aber sagt...rufen sie mich beim nächsten Mal an,oder,oder,oder....das kann ich dir nicht beantworten.

Ich bin auch oft einfach ohne Termin zum Hausarzt meiner Mutter rein...der Arzt hat sich immer ein Paar Minütchen Zeit genommen.Ich hab ihm die aktuellen Veränderungen erzählt...

Bin in dem Moment Last losgeworden,denn dieses Päckchen was wir da auf unseren Schultern tragen ist mehr wie belastend!

Und der Arzt hat dementsprechend "gehandelt".

Liebe Kraftspendende Grüsse an dich

Hopeful

Liebe Sarah,
auch ich habe mit meiner Schwiegemutter ähnliche Erfahrung. Nicht mit Auto fahren, aber mit schlagen und schimpfen. Ich denke, dass unsere Angehörigen in dem Moment ziemlich verzweifelt sind, weil sie erkennen, dass sie nicht mehr alles können. Vor allen Dingen ist es für sie schwierig, von anderen abhängig zu sein und nicht mehr selbst bestimmen können. Ich habe vom Arzt erst kürzlich ein leichtes Beruhigungsmittel bekommen und nun ist der Zustand meiner Schwiegermutter gedämpfter. Sie ist nicht mehr so unruhig und schläft besser in der Nacht. Ich wünsche Dir, dass sich die Situation wieder bessert; aber rede auf jeden Fall mit dem Arzt!
Liebe Grüße Doris

Liebe Sarah,

Sarah schrieb:

am WE hatte ich ein Erlebnis wo ich noch immer total geschockt bin und auch traurig, verzweifelt.

es ist erschreckend und schmerzlich miterleben zu müssen, wenn eine vertraute Person plötzlich "ausrastet" und sich so ganz anders verhält, als man es sich gewohnt ist.
Gerade dies ist ein typisches Zeichen der Demenz...

Das Wichtigste - und  vielleicht auch Schwerste - in dem Moment ist, ruhig zu bleiben und deinem Vater das Gefühl zu vermitteln, es ist alles in Ordnung und alles gut. Wenn es dir gelingt, ruhig und gelassen zu bleiben, überträgst du dies auf ihn. Nun, ich weiss, das ist leichter gesagt als getan. Viele hier im Forum können dir nachempfinden. Lies in den Beiträgen und du wirst Beispiele und Tipps finden, die du für dich übernehmen und umsetzen kannst.

Viele an Demenz erkrankte Menschen "möchten nach Hause". Sie sehnen sich nach dem Gefühl der Vertrautheit und Geborgenheit aus ihrer Kindheit, nach ihrem Zuhause, das es in der Form nicht mehr gibt. Da hilft manchmal nur "mitspielen", bis der Moment vorüber ist. Irgend eine plausible, ruhige Erklärung, warum du später kommst, Verständnis, dass er nach Hause möchte, irgend welche Umstände, warum das Auto nicht mehr fährt etc.

Gleichzeitig ist es wichtig, euren Arzt "mit ins Boot zu holen" und vielleicht auch, euch bei einer gerontolgischen Station beraten zu lassen.
Du bist nicht allein. Schreib einfach hier, wir begleiten dich.

Liebe Grüsse

Liebe Sarah,
hier mal ein Link aus unserem Lexikon, der dir vielleicht auch helfen kann. Habt ihr mal beobachtet, in welchen Situationen diese Aggressionen ansonsten auftreten?

https://www.demenzforum.net/t1939-agression-und-wut

Zitat :

er sagt immer er will nicht in diesem Haus bleiben er will nach Hause !===

Das kenne ich von unserer Mutter auch noch. Sie meinte ihr Elternhaus. Unsere Lieben leben durch das Fortschreiten der Demenz mehr und mehr in der Vergangenheit. Einmal stand sie sogar mit gepackten Koffern auf dem Hof und wollte, dass wir sie nach Hause fahren. Da mussten wir echt schlucken, konnten sie aber dann mit einer Ausrede erstmal ablenken. Später dann hat sie es Gott sei Dank wieder vergessen.

LG Biggi