Liebe Kathrin
Über die Gesetzgebung von Deutschland kennen sich hier andere mit Sicherheit besser aus als ich es tue
Aber ich kenne das Problem von grenzüberschreitender Pflege sehr wohl persönlich. Denn eigentlich hatten wir mit unserem Erik damals ein sehr ähnliches Problem. Zumindest in der Zeit wo er mit uns zwischen Schweden und der Schweiz hin und her kam. Vorweg kann ich dir da schon mal sagen, das selbst in Schweden kein Pflegegeld bezahlt wurde, da wir als Schweizer keine schwedische Personennummer haben. Mit anderen Worten, wir hatten Erik aus eigener Regie rund um die Uhr gepflegt. Ich machte für ihn jeweils jedoch eine zusätzliche Auslandsversicherung für die Zeit wo wir in der Schweiz waren. Diese garantierte ihm wenigstens die Kosten wo Notfälle für ihn beinhalteten, aber auch nicht mehr. Jedoch für Notfälle (Krankenhaus, Arztbesuch, Zahnarzt) wurde immer anstandslos alles zurückbezahlt.
Solltest du deinen Vater also wirklich nach Deutschland holen wollen, so fürchte ich, das du eine ähnliche Situation erleben würdest. Mit anderen Worten wirst du dir die Frage stellen müssen, wieweit du die Pflege eigenhändig rund um die Uhr übernehmen möchtest und Kräftemässig auch im Sinne deines Vaters kannst. Spätestens wenn du nachts bis zu 5 mal aufstehen musst und auch tagsüber sich der Tagesablauf nach deinem Vater ausrichten wird (ohne Pause für dich), ist es eine Zeitfrage wie lange du dies tragen kannst.....Ich fürchte, das genauso wie bei uns damals, spätestens wenn die Heimfrage aktuell werden muss, weil die Kräfte leider nicht endlos ausreichen, dies im "Heimatland" deines Vaters stattfinden muss, damit Versicherungstechnisch dies auch gedeckt wird.
Mit anderen Worten liebe Kathrin, muss das nach Deutschland holen sehr wohl überlegt werden, da alleine schon durch die Sprachprobleme deines Vaters, du zur absoluten Bezugsperson werden würdest, wo später auch ein Heimeintritt im Heimatland deines Vaters wesentlich erschweren würde. Weil solche Art der Personenfixierung - zumindest wie ich es erlebt habe spätestens dann zur Hölle wird.
Aus meiner heutigen Sicht, scheint es mir unmöglich eine Person ohne Fremdhilfe bis zum Schluss pflegen zu können, also ein Kraftakt, wo eine einzelne Person schlichtwegs nicht leisten kann.....Wäre es irgendwie möglich gewesen hätte ich dies für unseren Erik noch so gerne getan. Aber dazu hätten wir ein wesentlich grösseres finanzielles Polster gebraucht, um z.B noch eine 24 Std. Pflege aus eigener Kasse mit ins Boot zu holen.
Mir scheint das vernünftigste, wenn du ein Heim für deinen Vater vor Ort suchst, wo nicht nur eine gute Pflege für deinen Vater gewährleistet, sondern auch mit dir in gutem Kontakt steht. Und du weiterhin so oft es deine Zeit zulässt für deinen Vater weiterhin da bist ohne dein Leben auf den Kopf stellen zu müssen.
Ich würde dir gerne etwas anders schreiben. Ich wünschte mir, das EU-Bestimmungen auch in der Pflege greifen würden und nicht nur für Arbeitsuchende. Leider ist da die Realität aber etwas ganz anderes.
Ich hoffe und wünsche mir, das du für deinen Vater eine gute Lösung finden wirst und winke dir - in deinem Spagat stehend aus ganzem Herzen mitfühlend zu