|
| |
Autor | Nachricht |
---|
petra52 Gast
| Thema: Demenz und Alkoholismus Mi 06 Jun 2012, 12:08 © petra52 | |
| Hallo, ich bin mit meinem Latein am Ende und finde nirgendwo Hilfe.
Meine 80jährige Mama ist dement und alkoholkrank. Sie ist vollkommen Bewegungsfähig, macht noch selbstständig ihren Haushalt (naja), hat Pflegestufe 0 und auf Grund ihrer Alkoholkrankheit, duldet sie nicht, dass ich mich um sie kümmere. Sie hat keine Freunde und lässt auch Niemanden in ihre Wohnung.
Nu liegt mein Papa schwerkrank in der Klinik und Mutter ist alleine zuhause! Anfragen, dass ich zu ihr oder sie zu mir kommt, blockiert sie mit der Antwort "nein, ich bin doch noch nicht alt, ich brauche keine Hilfe und lass mich nicht bevormunden"! Die Antwort scheint mit logisch, so kann sie tagtäglich in aller Ruhe ihren Sekt oder ihr Bier trinken, um dann mich aufzufordern sie gefälligst sofort zu Papa in die Klinik zu bringen um ihn zu besuchen. Selbstverständlich mache ich das nicht! Mein Dad tun die Besuche, auch wenn sie einmal nüchtern ist, nicht gut! Da sie ihren täglichen Rhytmus hat, erzähle ich ihr sodann am Abend sie hätte ihn doch besucht. Ich befinde mich tagtäglich in einer Zwangslage! Meine Mutter war immer für uns da und wenn es nur die Demenz wäre, könnte ich besser damit umgehen.
Meine Frage ist nu: Gibt es denn nicht eine Anlaufstelle für Demenz + Alkoholismus??? Bei der Suchtberatung bin ich falsch, bei dem Alzheimer Verband bin ich falsch...ich weiss einfach nicht mehr weiter.
Bin jetzt am überlegen ob ich nicht einen Antrag beim Vormundschaftsgericht erstatten soll, denn so kann es nicht weitergehen...ich bin der Meinung sie gefährdet sich sehr wohl im Alkoholraum selbst! Es kann doch nicht sein, dass erst wirklich was Ernstes passieren muss bis mir Jemand hilft! Auch die Aussage vom sozialen Dienst "sie ist eigenständig und sie tragen für ihr Tun keine Verantwortung" hilft mir nicht...sie ist immerhin meine Mutter!
Ich wäre sehr, sehr dankbar, wenn mir Jemand einen Tipp geben könnte. |
| | | Biggi Moderator
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 20142
Alter : 61
Ort : Essen / NRW
Anmeldedatum : 06.08.09
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus Mi 06 Jun 2012, 12:48 © Biggi | |
| Liebe Petra, das ist eine schwierige Situation. Solange sie als geschäftstüchtig gilt, kannst du gegen ihren Willen nichts unternehmen. Vielleicht fragst du wirklich beim Vormundschaftsgericht mal nach, welche Chancen du hättest. Ich sehe es auch so, dass sich aufgrund des Alkoholkonsums nicht helfen lassen möchte. Das macht es nicht leichter. Hast du mal mit ihrem Hausarzt darüber geredet? Ich denke aber schon, dass man dir bei der deutschen Alzheimergesellschaft helfen könnte. Zumindest mit weiteren Anlaufstellen. Denn Demenz und Alkohol ist kein seltenes Problem. Die Aussage vom sozialen Dienst war ja wirklich nicht hilfreich... Ich verstehe das gut, dass du dir grosse Sorgen machst und Hilfe suchst. Unsere Mutter hat früher auch getrunken. Aber durch die fortschreitende Demenz, hat sie es später einfach vergessen. Aber so weit scheint deine Mutter ja noch nicht zu sein. Ich wünsche dir, dass du die Situation in den Griff bekommst und dir geholfen wird. LG Biggi, die sich freuen würde, wenn du uns auf dem Laufenden halten würdest
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen --- |
| | | Admin Administrator
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 10329
Ort : Schweiz/Schweden
Anmeldedatum : 14.11.07
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus Mi 06 Jun 2012, 16:14 © Admin | |
| Liebe Petra
Demenz und Alkoholkonsum ist eine sehr schwere Situation. Aber wie Biggi schon geschrieben hat, kommt es häufiger vor als geglaubt. Es ist wirklich so, das im verlaufe einer Demenz, irgendwann auch die Suchterinnerung verloren geht. Bis dahin kann aber noch viel Zeit verstreichen.
Unser Erik hatte auch regelmässig Alkohol konsumiert. Leider bewirkte bei ihm jedoch die Demenz das er das Mass der Grenze verlor. Da er jedoch bei uns wohnte, konnte ich dann für ihn die Kontrolle übernehmen, ohne ihm gänzlich Alkohol zu verweigern. Ich fand seine Demenz für ihn schon schwer genug und so wollte ich ihm diesen Genuss belassen, aber eben nur soviel, das er nicht davon betrunken wurde. Damit sind wir eigentlich sehr gut zurecht gekommen. So sah er mich nie als Feind, wo ihm das Leben sauer machen wollte, sondern als eine Verbündete die ihm half, ohne das er/wir darunter leiden mussten. Irgendwann bekam er einen hässlichen und hartnäckigen Husten. Da spätestens war für ihn das Lieblingsgetränk Whisky zu stark und so durfte ich es für ihn verdünnen, was wir dann auch beibehalten haben. Später hat er dann seine Sucht vergessen und so schmeckte ihm selbst stark verdünnter Whisky nicht mehr.
Wenn ich mir selber vorstelle, an einer Demenz zu erkranken. Unter den Defiziten zu leiden. Plötzlich wird mir gesagt was ich darf und was nicht. Irgendwann werde ich gezwungen in ein Heim zu gehen, weil mir gesagt wird das es anders nicht mehr geht. Je weiter die Demenz fortschreitet, je weniger Krankheitseinsicht wird möglich sein, je weniger kann ich dann noch Zusammenhänge kombinieren, je mehr lässt mich mein logisches Denken im Stich und es zählt nur noch das Heute und das was mir dieser Tag an schönem oder unschönem Erleben beschert. Dennoch wird lange im Hinterkopf das Bewusstsein bleiben, das ich ein erwachsener Mensch bin, der ein eigenständiges Leben führen durfte - eben, bis andere sagen das ich dazu nicht mehr fähig bin. Nur verstehen, kann ich es irgendwann nicht mehr......Mit dieser Vorstellung sage ich z.B schon Heute. Ich bin Raucherin, und solange ich das von mir aus bin, glaube ich das alle zu meinem persönlichen Feind werden würden, die mir dieses "Vergnügen" strikte verbieten wollen. Ich denke für alle die über Jahre, Jahrzehnte, vielleicht sogar fast ihr Leben lang Alkohol konsumiert haben, muss das plötzliche Verbieten, oder der Zwangsentzug genau so schlimm sein. Mit einer Demenz, wird die Logik dahinter wohl kaum noch verstanden werden. Ich persönlich glaube, das kontrollierte Abgabe prinzipiell ein besseres Miteinander bewirken wird, als rigoros wegen gesundheitlichen Gefahren u.s.w, durch Vormundschaft ein Entzug zu bewirken. Zumindest ist das meine persönliche Erfahrung mit Erik. Und ich bin heute noch froh, das wir es so gehandhabt haben. Unser Erik starb zwar mit ziemlicher Sicherheit schlussentlich an Krebs. Allerdings nicht an Lungenkrebs (jahrzehntelanger Raucher) seine Lunge war o.k, auch nicht an Leberzierrose (seine Leber war Gesund), sondern weil seine jahrelangen Prostatabeschwerden vermutlich schlussentlich zum Knochenkrebs führten.
Das es kein spezielles Hilfsangebot für die Kombination Demenz und Alkoholismus gibt hat einfach damit zu tun, das kein Entzug etwas bringt, wenn die betreffende Person dies nicht selber will. Im Gegenteil: Eine Demenz erschwert den Erfolg noch zusätzlich, da einerseits eine Krankheitseinsicht, nur Begrenzt, bis hin zu gar nicht mehr möglich sein wird. Aber auch weil durch eine Demenz manchmal die rein emotionale Abhängigkeit das Hauptproblem darstellt und nicht die eigentliche Sucht. Ein Beispiel dazu:
Selbst als unser Erik die Sucht vergessen hatte. Mit niemandem mehr Rauchen wollte trotz Angebot, so wollte er zusammen mit mir dennoch jeweils eine Zigarette "geniessen". Nicht weil er es noch brauchte. Lungenzüge nahm er schon lange nicht mehr und eigentlich fand er es auch nur noch toll den Rauch einer Zigarette zu beobachten, ohne daran zu ziehen. Aber die rein emotionale Erinnerung war da (sogar Verstärkt), das wir zusammen immer Rauchten und diese "Gemeinschaftserinnerung" wollte er weiter leben...... Bis er dann auch das irgendwann später vergessen hatte......
Dürftest du deiner Mutter helfen, wenn du ihr den Alkohol nicht verbietest, aber nur immer eine vertretbare Tagesration da wäre? Wenn du sie zu einem Glas Sekt einlädst und sie für ein weiteres Glas, auf später (ein paar Stunden) vertröstest, ihr dann später auch wieder ein Glas spendieren würdest? Sprich, nicht verbietest, aber die Menge kontrollierst? Denn eigentlich geht es vorallem darum, das unsere Lieben nicht betrunken werden und sich dadurch die Demenz verstärkt äussern könnte.
Das sind aber nur meine persönlichen Erfahrungen und Gedanken dazu. Vielleicht helfen sie dir aber doch, einen Weg des vertretbaren Miteinander zu finden. Denn als Feind betrachtet, wird ein Helfen - fürchte ich - kaum möglich sein. Selbst mit bester Absicht nicht.
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | Biggi Moderator
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 20142
Alter : 61
Ort : Essen / NRW
Anmeldedatum : 06.08.09
| | | | Admin Administrator
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 10329
Ort : Schweiz/Schweden
Anmeldedatum : 14.11.07
| | | | Biggi Moderator
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 20142
Alter : 61
Ort : Essen / NRW
Anmeldedatum : 06.08.09
| | | | Rita Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 13655
Alter : 58
Ort : Romandie (Westschweiz)
Anmeldedatum : 19.05.09
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus Mi 06 Jun 2012, 17:22 © Rita | |
| bei meinen Eltern gab's auch ein Alkoholproblem. Vater fragte Mama ob sie was trinken möchte, sie sagte ja. (Sie sagte immer zu allem ja). Also hat er ihr eine Flasche geholt, und sie haben zusammen gepichelt. Jeden Tag jeder eine Flasche Wein, dazu dann noch Schnaps zum Kaffee am Mittag usw. Wir hatten ihm gesagt dass das für Mama nicht gut sei, sie wurde auch leicht inkontinent, wie uns schien schritt ihre Demenz doch ziemlich rasch voran in der Zeit. Aber wir konnten uns den Mund fusselig reden "aber sie will doch!" hiess es. Hat er sie aber nicht gefragt, hat sie auch keinen Alkohol verlangt. Also quasi "zwangsweise zur Alkoholikerin"... Eines Tages hat er ihr mal keinen Alkohol gegeben und bemerkte am nächsten Morgen dass sie viel wacher war und weniger verwirrt im Kopf, und er meinte stolz : er hätte heraus gefunden dass ohne Alkohol es ihr besser ginge. Wir sagten ihm dass wir das ja schon seit 1 Jahr versuchen ihm zu erklären aber er einfach nicht hören wollte. (war egal, hätten auch wieder mit der Wand reden können), und er solle jetzt aufhören ihr Alkohol zu geben, ganz aufhören damit. Er meinte dann das wäre gut, er würde auch keinen Alkohol mehr trinken. Ging nicht sehr lange, und er hat wieder damit angefangen jeden Tag seine Buddl Wein zu trinken (was er noch alles daneben trinkt und trank weiss ich nicht, aber das Weinflaschendepot im Keller spricht Bände). zum Glück hat er Mama keinen Alkohol mehr gegeben. Es ging dann natürlich immer noch weiter mit ihrer Demenz, aber im ersten Moment ging's ihr zuerst wieder etwas besser, die Inkontinenz verschwand und kam erst später wieder. Ich hoffe ihr findet eine Lösung für die Mutter. Ich denke Alkohol tut dem Gehirn so oder so nicht gut, wenn man es in Massen geniesst, paar Schlucke hochprozentiges ab und an, oder 1 x am Tag 1dl Wein ist ja ok, aber mehr empfinde ich als Gehirnschädigend. (Ich trinke absolut keinen Alkohol, ausser im Eierlikörkuchen von Astrid , musste viel zuviel unter Alkoholismus leiden. Daher sträubt sich bei mir alles wenn jemand jeden Tag trinkt, und das mehr als 1 Glas). Hoffe auf jeden Fall dass du bei der Alzheimerstiftung doch noch angehört wirst und Ideen und Tipps kriegst, denn das tut ihr einfach nicht gut. Es kann die Demenz verschnellen. (hab's bei Mama ja gesehen). Da sollte schon etwas gemacht werden. Auch der Hausarzt wäre ein guter Ansprechpartner, der müsste sie ja kennen und wissen wie und was usw. Es ist nicht einfach. |
| | | petra52 Gast
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus Mi 06 Jun 2012, 18:08 © petra52 | |
| Vielen lieben Dank. Es tut so gut zu wissen, dass ich mit dem Thema nicht alleine bin. Bislang dachte ich es nämlich!
Telefonisch habe ich heute sogleich bei der Alzheimerstiftung mein Problem geschildert. Es gibt die Möglichkeit den psychatrischen Dienst einzuschalten und wie ich es vorhatte, beim Betreuungsgericht vorzusprechen, was ich auch tun werde!
Der Besuch bei meinem schweren kranken Vater hat mir wieder einmal gezeigt, wie schlimm das ganze ist. Sie wurde auf der Überwachungsstation Schlaganfall laut, lies sich nicht bändigen und fragte immer wieder und sehr eindringlich meinen Vater was das für ein Brief wäre. Es war ein Arztbrief. Sie wollte ihn öffnen, weil ... zuhause öffnet sie ja auch immer die Post. Es ging soweit, dass mein Vater nur noch leise meinte "ich kann sie nicht mehr ertragen" und die Schwester kommen musste. Das Arztgespräch war dann auch niederschmetternd..."ihr Vater will nicht mehr, er hat keine Motivation mehr!"
Ich werde sie nun nicht mehr mit in die Klinik nehmen, zum Schutze meines Papas und den anderen Patienten. Wie ich das mache, weiss ich noch nicht, aber sie bleibt zuhause!
Da sie heimlich trinkt und alleine wohnt, ist das mit dem kontrollierten Trinken bei uns nicht möglich. Jedoch habe ich heute erfahren, in Pflegeheimen wird das praktiziert und ich denke, dann vergisst sie uns e ganz schnell.
Im Moment steh ich mehr auf der Seite meines Vaters...zumindest möchte ich ihn in Ruhe und Frieden verabschieden können und da brauche ich nicht, jetzt mal ganz böse gesagt, ein Mutter die sich selbst in die Demenz gesoffen hat.
Die abendlichen 10 bis 20 Anrufe mit immer dem gleichen Text "ich sorge mich so und deshalb bin ich ein wenig verwirrt" nehme ich gerne in Kauf, denn in den Momenten ist sie wieder zugängig und wieder meine "liebe alte Mama". Würde mal sagen...wir sind alle Co-Abhängig. Co-Demenz-Alkohol abhängig, denn auf der emotionalen Schiene packt sie uns immer wieder-
Ich und meine 2 Kinder wissen nun wirklich was es heisst durch die Hölle zu gehen. |
| | | Rita Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 13655
Alter : 58
Ort : Romandie (Westschweiz)
Anmeldedatum : 19.05.09
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus Mi 06 Jun 2012, 18:18 © Rita | |
| arme Petra, das tut mir wirklich leid. Die Idee mit dem Psychiater ist sicher gut. Und auch dein Entschluss sie nicht mehr auf die Station zum Vater zu bringen. Er und die andern Patienten brauchen dringend Ruhe. Im Moment geht es halt einfach nicht dass sie mit kommt. Das machst du schon ganz richtig, würde ich auch so machen, solange sie eben so ist. kann sein es kommt rasch Hilfe und dann ist sie wieder ruhiger und kann auch wieder mit zum Vater, wenn dieser es wünscht. Schau einfach was dein Vater möchte, ob er sie dann sehen möchte oder nicht. Ich drücke dir ganz fest die Daumen dass da endlich Hilfe kommt und ihr alle endlich Ruhe habt. |
| | | soda1964 Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 5263
Alter : 60
Ort : Biberist, Schweiz
Anmeldedatum : 02.05.11
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus Mi 06 Jun 2012, 22:36 © soda1964 | |
| Liebe Petra,
oh, das ist wirklich eine sehr schwierige Situaiton für dich. Geht denn deine Mama noch selber einkaufen? Kann sie die Flaschen noch schleppen? Oder hat sie so viel "Vorrat zu Hause"? So hart es manchmal ist: es gibt Situationen, da kann man nichts tun, als geschehen lassen, bis irgendwann eine Notfallsituaiton eintritt und der Rettungswagen kommen muss...
Ich finde es gut, dass du dir Rat holst. So wissen auch andere Menschen von eurer schwierigen Situaiton. Schaff dir "Verbündete", vielleicht auch in der Nachbarschaft oder so. Dann könnt ihr schnell reagieren, wenn es die Not erfordert.
Viel Kraft, wir begleiten dich, so gut wir hier vom Forum aus können.
Liebe Grüsse Therese
ThereseMan muss mit Allem rechnen - auch mit dem Guten.
Die wahre Lebenskunst besteht darin, im alltäglichen das Wunderbare zu sehen. Pearl s. Buck
|
| | | jellyamber Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 4407
Alter : 56
Ort : München
Anmeldedatum : 30.10.09
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus Do 07 Jun 2012, 10:51 © jellyamber | |
| Liebe Petra,
nein, du bist wahrlich nicht allein mit deinem Problem. Alkohol und Alter - das gibt es viel viel häufiger, als man gemeinhin denkt. Vom Piccolöchen, das die Oma braucht, um den Kreislauf morgens in Schwung zu bringen und über den Tag zu halten bis hin zu den ganz harten, die den Franzbrandwein lieber innerlich als äußerlich anwenden.
GsD gibt es mittlerweile ein Wandel in der "Gesellschaft" und man setzt alte Menschen nicht mehr zwangsweise auf Entzug, sobald sie in eine öffentliche Einrichtung kommen - WEIL es auch keinen Sinn macht, sie auf den kalten zu setzen.
Allerdings wird, wie Theresa schon sagt, so lange deine Ma zuhause sich den Stoff selber organisieren kann, keine Änderung eintreten können. Ich finde es richtig gut, dass du dir soviel Rat und Unterstützung holst. Gemeinsam wird bestimmt eine Lösung gefunden und dein Vater wird in Ruhe weiterleben können.
Magst du dich nicht anmelden bei uns? Da gibt es noch viel mehr zu lesen und zu erfahren.
Liebe Grüße Jelly
"Und was die Jugend dalässt, ist ein Spiegel. Da guckt man rein und sieht: Man hat keine Eierschale mehr auf dem Kopf. Man hat jetzt eine Frisur."Martina Holzapfl |
| | | tabita Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 235
Alter : 59
Anmeldedatum : 26.01.12
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus Do 07 Jun 2012, 23:43 © tabita | |
| Liebe Petra !
Mein Vater bekam seine Demenz durch den Alkohol. Die Kombination Demenz und Alkohol ist kaum zu ertragen...!! Er wohnte bei uns im Haus und trotzdem haben wir es erst nach dem Tod meiner Mutter bemerkt. Wir haben ihm den Alkohol selber besorgt weil wir so verhindern konnten das er noch Auto fährt..! Damit hatte ich zwar am Anfang große Probleme aber durch viele Gespräche mit Ärzten und durch Vorträge in unserer Stadt konnte ich es akzeptieren. Für uns war es einfacher ihn Trinken zu lassen weil er ja durch die Demenz dachte das wir alle spinnen und er nur 1 Bier am Tag trinkt. (4 Liter,Bier,Schnaps,Wein) Unser Leben wäre nur noch schlimmer geworden wenn wir es ihm verboten hätten. Bei zahllosen Versuchen wurde er zunehmend aggressiv.
Innerhalb von 1 Jahr hat sich dann die Demenz so verschlimmert das er immer weniger trank und nach einem Krankenhausaufenthalt, wo er auf Haldol gesetzt wurde,vergaß er das Trinken ganz. Das war der einzige Vorteil an dieser besch.... Krankheit. Aber das hatte zur Konsequenz das er immer mehr abnahm weil ihm die Kalorien fehlten. Für deinen Vater tut es mir unendlich leid......meine Mutter musste das zum Glück nicht mehr miterleben. Melde dich bitte hier an.......es hilft sehr sich mit den anderen auszutauschen. Ich bin auch immer noch dabei obwohl mein Vater im Mai verstorben ist und ich ärgere mich heut noch darüber das ich dieses Forum nicht eher gefunden habe.!
LG, und Kopf hoch.......Tabita
|
| | | petra52 Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 24
Ort : Offenbach am Main
Anmeldedatum : 09.06.12
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus Sa 09 Jun 2012, 11:34 © petra52 | |
| Nu bin ich angemeldet und ich seh ein kleines Licht im Tunnel. Gleiches Leid verbindet halt doch sehr.
Die Lage wird nicht besser, sondern ist nu soweit, dass ich heute ein Komplettausfall bin, ich habe Herzrasen, Kreislaufprobleme und keine Kraft mehr. Meine beiden Kinder werden heute die Besuche bei meinem schwerkranken Papa übernehmen müssen. Er verweigert die komplette Nahrung im Krankenhaus, also koche ich nu 2 mal am Tag ganz kleine Portionen und wir bringen dies dann in die Klinik. Eine Reha wurde angeordnet, auf die er sich auch freut, jedoch ich bin Realistin und trotz positiven Redens mit ihm, nehm ich trotzallem immer wieder leise Abschied. (Schlaganfall, Prostatakrebs und 2 neue Herzklappen die er braucht und das nu nur noch mit 52 Kilo)
Meine Mutter konnten wir nu mit viel List und Tücke 3 Tage von ihm fernhalten und er ist dafür sehr dankbar. Er möchte und kann sie im Moment einfach nicht ertragen. Mittlerweile wäre es mir sehr angenehm, wenn sie sich am Vormittag schon betrinken würde, denn so bräuchte ich nicht immer wieder neue Ausreden zu erfinden, die sie dann mit minimum 23 Anrufen in Folge immer wieder abfragt. Sie lebt noch immer alleine in ihrer Wohnung, läuft täglich spazieren und besorgt sich so das was sie braucht..ihren Alkohol. Gestern Abend war sie wohl wieder stockbetrunken, denn die Anrufe nahmen kein Ende und sie lallte unverständliches.
Ich bete jeden Abend und jeden Morgen das endlich was passiert, das uns endlich Jemand hilft und sie endlich in medizinische Behandlung kommt! Aber nein, sie schafft es, wie schon seit Jahren immer wieder, dass wir mit dem Rücken an der Wand stehen und wir nichts in der Hand haben.
Mit den Nachbarn im Haus steh ich in Kontakt. Sie werden falls sie mal wieder fällt oder Hilfe braucht sofort und gleich den Notarztwagen rufen und erst dann mich informieren. Auch sie wollen mir gerne helfen, denn sie kennen die Situation.
Werde heute sagen, dass Papa wieder nur Untersuchungen hat und ich krank im Bett liege. Sie wird dann sicher wieder sagen "dann fahr ich jetzt alleine", aber....soll sie doch!! Soll sie doch endlich mal was tun, dass ihr Zustand auffällt! |
| | | Biggi Moderator
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 20142
Alter : 61
Ort : Essen / NRW
Anmeldedatum : 06.08.09
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus Sa 09 Jun 2012, 12:13 © Biggi | |
| Liebe Petra, lass dich mal . Du hast es aber auch im Moment wirklich nicht einfach. Aber es freut mich, dass du dich hier angemeldet hast. Alleine der Austausch hier hilft einem schon ein wenig, weil man nicht alleine ist. Ich kann deine Wut gut verstehen, ich lese viele Parallelen zu unserer Mutter damals...Nur bei dir kommt hinzu, dass du noch einen schwerkranken Vater hast. Wichtig und schön ist, dass deine Kinder dich unterstützen. Denn du siehst ja, dass die Sorgen nicht an deiner Gesundheit vorbei gehen. Ich wünsche dir, dass es dir bald besser gehen darf, und dass sich in der Sache mit deiner Mutter endlich bald was tut. LG Biggi
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen --- |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 15093
Alter : 58
Ort : Graz, Österreich
Anmeldedatum : 24.02.12
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus Sa 09 Jun 2012, 12:35 © dirtsa66 | |
| Liebe Petra, Schön dass du dich angemendet hast, da hast du einfach auf mehr Dinge Zugriff, die dir vielleicht helfen können. Im Moment sagt dein Körper dir ganz klar, dass du an eine Grenze gestossen bist. Der kranke Vater und die demente alkoholkranke Mutter, das ist wirklich viel auf einmal. Gut, dass du deine Mutter erst einmal von deinem Vater ferngehalten hast, so wie es ihm derzeit geht, ist es ihm wirklich nicht zuzmuten sie zu ertragen. Was deine Mutetr selbst betrifft, weiß ich auch nicht, was man tun könnte, wahrscheinlich kann man die Dinge für den Moment nur laufen lassen, beobachten und hoffen, dass nichts Schlimmes passiert. Ich hab leider (oder Gott sei Dank!!) keine Erfahrung mit Alkoholismus, ich wär da auch ratlos. Lass dich infach mal ganz lieb umarmen . Hoffentlich geht es bald wieder irgendwo aufwärts, dass du mal durchatmen kannst. Alles Liebe Astrid
Anteilnehmende Freundschaft macht das Glück strahlender und erleichtert das Unglück - Marcus Tullius Cicero |
| | | Drops Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 22
Alter : 71
Anmeldedatum : 21.03.12
| Thema: Re Demenz und Alkohol Sa 09 Jun 2012, 13:14 © Drops | |
| Hallo Petra,
Deine Gefühle, Ängste usw. kann ich sehr gut nachvollziehen. Mein Vater hat über lange Zeit schon früh Wein getrunken, dazu oft Melissengeist. Am Tag waren es dann 2 Liter Wein und am Abend wurden dann viele Schlaftabletten geschluckt. Er fiel oft hin, hat dann kaum noch was gegessen, wirkte wie dement. Krankenhaus rein - Krankenhaus raus ging 2 Jahre lang so. Und man konnte nix tun. Gewaschen hat er sich selten, obwohl er dazu noch in der Lage gewesen wäre. Er ist immer noch Auto gefahren am Abend in die Kneipe. Auch da konnte ich nix dagegen tun. Zuletzt ist er dann in der Kneipe auf dem Klo zusammengebrochen. Der Notarzt wurde geholt - er zur Notaufnahme ins KH gebracht. Von dort rief mich die Notärztin an mein Vater wäre wieder klar im Kopf und ansprechbar und er will nicht im KH bleiben - ich soll ihn abholen. Aber da hab ich mich gewehrt. Ich war krank (hab den seelischen Stress auch nicht verkraftet). Hab der Ärztin alles erklärt, hab ihr gesagt sie soll meinem Vater sagen dass ich ihn weder hole, noch ihm zu Hause dann helfe. Wenn er auf eigene Veratnwortung nach Haus will, dann muss er auch Verantwortung für sich übernehmen. Ich kanns im Moment nicht. Und das hat gewirkt. Die Ärztin hat ihm das so gesagt und er ist geblieben. Er hatte mehrere Rippenbrüche, sowie eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (ist oft bei Alkoholmissbrauch und kann tödlich enden) Im KH ging es ihm schlecht und er war ständig etwas verwirrt. Ich hab dort mit der zuständigen Sozialarbeiterin gesprochen und Eilpflegestufe beantragt, sowie Antrag auf Kurzzeitpflege in einem Heim. Die Eilpflegestufe wurde abgelehnt weil mein Vater allein auf Toillette ging und sich teilwese gewaschen hat, aber die Sozialarbeiterin hat veranlasst dass Pflegestufe 1 beantragt wird und Widerspruch eingelegt gegen die Ablehnung. In der Kurzzeitpflege wurde er wieder begutachtet und es wurde Pflegest. 1 bewilligt. Er hat dann eingewilligt in ein Heim zu gehen und dort geht es ihm jetzt richtig gut. Er ist dort mit Rollador rein, war am Anfang verwirrt noch. Jetzt läuft er ohne Rollador, ist völlig klar im Kopf trotz Diagnose Demenz. Hilf also deiner Mutter nicht zu sehr und führ dir immer und immer wieder vor Augen:" Sie ist erwachsen und für ihr Tun allein verantwortlich. Du leidest mehr als sie. Ich wünsche dir alles Gute und denk dran:" Du hast ein Recht auf ein eigenes Leben. Manchmal muss man alles laufen lassen. |
| | | petra52 Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 24
Ort : Offenbach am Main
Anmeldedatum : 09.06.12
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus Sa 09 Jun 2012, 14:47 © petra52 | |
| Genau das habe ich mir heute auch gedacht. Ich helfe ihr viel zuviel, damit sie so weiterleben und agieren kann. Aber....es ist für mich sehr, sehr schwer mich von ihr zurück zu ziehen und zu distanzieren wenn sie "nur dement" ist!
Gestern Abend noch sturzbetrunken und heute ist sie wieder mal nur "lieb verwirrt" und vermisst ihren Mann mit dem sie 52 Jahre verheiratet ist. Da unser Kontakt, trotz wohnungsnah, nur telefonisch Tag und Nacht besteht, weint sie ins Telefon und ich, kraftlos, weine heute einfach nur mit.
Es tut so weh und ich komm einfach aus dem emotionalen Teufelskreis nicht raus!
Ich denke, so wie es aussieht, wird es nicht mehr lange dauern das mein Papa seine Augen für immer schliesst...nu kann er kaum noch reden und hat die Augen oft geschlossen. Aus diesem Grunde hab ich nun beschlossen, morgen wieder mit ihr in die Klinik zu fahren, denn....könnte wiederum mit dem Gewissen nicht leben, dass sie ihn nicht noch mal sieht. Auch wenn sie es nicht wirklich realisiert.
Wann ist das alles nur vorbei? Ich komm einfach, auch wenn ich die Möglichkeit heute einmal habe, nicht zur Ruhe! |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 15093
Alter : 58
Ort : Graz, Österreich
Anmeldedatum : 24.02.12
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus Sa 09 Jun 2012, 14:56 © dirtsa66 | |
| Liebe Petra,
Wegen morgen, vielleicht schffst du es ja irgendwie, dass sie möglichst so wie heute, also nur lieb verwirrt, aber nicht sturzbetrunken ist wenn ihr ins Krankenhaus fahrt. Ganz klar, wenn es deinem Vater so schlecht geht, dann sollte sie die Möglichkeit haben noch zu sehen oder sich zu verabschieden, alles andere wäre grausam. Es ist wirklich schwer :-trost-: . Wie soll man es da bloss richtig machen...
Alles Liebe
Astrid
Anteilnehmende Freundschaft macht das Glück strahlender und erleichtert das Unglück - Marcus Tullius Cicero |
| | | soda1964 Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 5263
Alter : 60
Ort : Biberist, Schweiz
Anmeldedatum : 02.05.11
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus Sa 09 Jun 2012, 15:23 © soda1964 | |
| Liebe Petra, Wie gut, hast du dich nun hier angemeldet. Auch wenn wir dir nicht konkret helfen können, so können wir dir doch beistehen und dich in diesen schweren Tagen begleiten. Schreib einfach, was dich bedrückt und bewegt. Irgend einer ist immer hier, der liest und dir eine Rückmeldung schreibt. DU BIST NICHT ALLEIN Wenn deine Mama am Morgen einigermassen fit ist, wäre es vielleicht gut, vor dem Mittag mit ihr ins Krankenhaus zu fahren? Alles Gute, liebe Grüsse Therese
ThereseMan muss mit Allem rechnen - auch mit dem Guten.
Die wahre Lebenskunst besteht darin, im alltäglichen das Wunderbare zu sehen. Pearl s. Buck
|
| | | Rita Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 13655
Alter : 58
Ort : Romandie (Westschweiz)
Anmeldedatum : 19.05.09
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus Sa 09 Jun 2012, 15:50 © Rita | |
| ohweia Petra, das ist wirklich eine schwere Situation in der du dich befindest.
Ja, ich kann dich verstehen, es ist und bleibt deine Mutter, egal was ist. Man bringt's einfach nicht über's Herz sie "im Stich" zu lassen, damit sie eben auf die Nase fallen weil ihnen nur so geholfen werden kann. Ich weiss, es ist sehr schwer. Im Moment zählst mal an 1. Stelle du, und wenn dein Körper dir schon sagt "STOPP", dann solltest du auf ihn hören und bisschen kürzer treten. Mit deinem Vater ist wirklich schlimm. Wie du sagst, nochmal mit der Mutter hin und wenn's geht schon am Morgen wenn sie noch nicht getrunken hat. Weil noch mehr aufregung braucht der arme Vater nicht wirklich. Und wenn du siehst es geht mit ihr doch nicht, dann lass es, oder wenn du schon im KH bist, ruf die Pfleger sowie die Mutter anfängt Stunk zu machen. Die können sie vielleicht besser rausbringen als in dem Moment du.
Hoffe das klappt noch alles morgen. Meldest du uns dann wie's gelaufen ist ja?
Ich hoffe dass da bald Besserung kommt.
Was ist mit dem Amtsgericht? Kannst du da evtl. wegen der Mutter Hilfe kriegen wenn du meldest dass sie soviel Alkohol trinkt? Wo bringt sie die Flaschen jeweils hin? Entsorgt sie die jeden Tag oder hortet sie das Leergut erstmal paar Tage? Weil wenn das Amtsgericht bei ihr zu Besuch geht und sieht wieviele Flaschen dort herumliegen könnte evlt. helfen? Und bei der Alkoholiker-Vereinigung, kriegst du dort keine Hilfe? Irgendwer muss dir doch mal endlich helfen! |
| | | petra52 Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 24
Ort : Offenbach am Main
Anmeldedatum : 09.06.12
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus So 10 Jun 2012, 10:09 © petra52 | |
| Und wieder ein Tag mit Aufwachen, Herzrasen, Angstgefühl und tiefer Traurigkeit. Die Waage zeigt mir stolze 50 Kilo, heisst...8 Kilo weniger in nur 2 Wochen.
Hatte Mutter gestern Abend wieder volltrunken an der Leitung und das, wo mein Sohn mir mitteilte mein Papa wäre heute recht rege gewesen und hätte gut gegessen.
Fakt ist...ich bin absolut Mutter-Co-Abhängig, da gibt es kein hin und her, ich bin es.
Mir zittern nu schon die Beine, wenn ich daran denke, dass ich um 14h Mutter zum Klinikbesuch abhole. Wie wird sie sich benehmen? Wie wird Papa das verkraften? Wenn er heute "helle" ist, wird er sich im 4-Bettzimmer fürchterlich für sie schämen.....
Anrufe von soeben war "relativ" klar. Ich sag es ja.......wäre es nur die Demenz wäre mein Herz offen und ich würde sie einfach in die Arme nehmen und ihr zur Seite stehen. Aber so? Die Ausbrüche von "du willst mich nur kontrollieren", "ich brauche keine Hilfe, kann das alleine", "ich habe doch keine Alzheimer", sind nichts gegen ein heilloses Gelalle am Abend um die Sorge um meinen Papa.
Die Betreuung meiner Mutter werde ich auf jeden Fall abgeben, sofern....ich einmal danach gefragt würde. Aber da sich wohl kein Mensch an ihr stört, sie weiterhin ihre Wege und Gänge alleine geht, sie wohl doch irgendwie Nahrung zu sich nimmt, gehe ich davon aus, geschieht gar nichts.
Der einzige Lichtblick und meine Akkuladestation sind meine 4 Stunden Bürotätigkeit die ich morgen wieder aufnehmen kann. Gedanklich weg von alle dem, wenigstens für 4 Stunden!
Ich weiss, ich muss an mich selbst denken, muss alles ein wenig mit Abstand sehen, aber wie wenn ich mich nur im Kreis drehe? Mein Selbstschutz ist komplett am Boden denn.......es ist doch meine Mama. |
| | | Biggi Moderator
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 20142
Alter : 61
Ort : Essen / NRW
Anmeldedatum : 06.08.09
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus So 10 Jun 2012, 12:36 © Biggi | |
| Ach Petra, ich kann deine Zerrissenheit verstehen... Ich wünsche dir, dass es heute einigermassen klappt. Wenn nicht, hast DU zumindest alles versucht. Ich würde dann meine Lehre daraus ziehen. Also toi, toi für gleich und Kopf hoch Liebe Grüsse Biggi
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen --- |
| | | petra52 Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 24
Ort : Offenbach am Main
Anmeldedatum : 09.06.12
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus So 10 Jun 2012, 18:28 © petra52 | |
| Es war gut und es war richtig, dass ich meine Mama heute mit in die Klinik nahm.
Papa ist nu selbst durch seine Nahrungsverweigerung schon so verwirrt, dass er es als angenehm empfand und sie sich beide an den Händen hielten. Für eine ganz kurze Zeit hat meine Mama auch den tatsächlichen Zustand von ihm registriert und ihr liefen die Tränen. Aber nach ein paar Minuten wollte sie wieder das er gesund werden sollte, damit sie wieder wandern gehn könnten, außerdem hätte er seinen Schlafanzug bekleckert.
Selbstverständlich wurde sie auch wieder barsch mir gegenüber. Was das solle, dass ich mit Ärzten und Schwestern Gespräche führe, SIE wäre ja schliesslich die Ehefrau! oder auch "Du und dein Papa Papa, ich bin ja schliesslich auch noch da!"
So wie der derzeitige Zustand zeigt, wird es wohl mit Papa nicht mehr lange dauern und schon jetzt stellt sich mir die Frage WAS DANN?
Was passiert dann? Wie gehe ich vor? Kann ich denn überhaupt in und mit meiner Trauer klare Entschlüsse fassen? Wer hilft? Wer verantwortet?
Mein Papa und ich waren immer ganz ehrlich zueinander und ich weiss anhand wie er sich gibt, immer weiter abnimmt, ab und zu ein leichtes Aufbäumen uns zu liebe hergibt, er möchte nicht mehr und ich verstehe ihn sehr gut. Aber was dann? |
| | | Admin Administrator
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 10329
Ort : Schweiz/Schweden
Anmeldedatum : 14.11.07
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus So 10 Jun 2012, 21:52 © Admin | |
| Liebe Petra Wie es sich zeigte, war es eine gute Entscheidung deine Mutter heute mitzunehmen. Erst recht beim Gedanken, das deinem Vater vermutlich wirklich nicht mehr viel Zeit bleibt. Was ich dir aber als erstes sagen möchte, denn in der Situation wo du gerade steckst kannst du dir dessen gar nicht so bewusst sein. Aber ich finde das du nach all deinen gegebenen Möglichkeit sehr gut handelst, denkst und funktionierst. Auch wenn dich die Trauer, Verzweiflung und Hilflosigkeit verständlicherweise schier zu ersticken drohen. Du hast aber ein Problem das die meisten hier kennen. Nämlich das Problem vom sich nicht Zwei- oder Dreiteilen können. Und dabei kann unser Gewissen einem mehr als nur böse mitspielen, denn es raubt einem unglaublich viel Kraft, ohne das man dadurch auch nur einen Millimeter weiter kommt. Ich hatte in einen meiner schwersten Situationen dies mal, soweit möglich ganz Sachlich aufgeteilt. Um einigermassen einen Überblick in meinem inneren Chaos zu bekommen. Wenn ich nur auf Gefühle hören würde, dann wäre mein Handeln reines Pokern. Manchmal richtig, aber genauso oft auch falsch. Würde ich wiederum nur meine Emotionen bestimmen lassen, dann würde das Pokern noch riskanter werden. Obwohl jede Komponente die unser Sein ausmacht durchaus ihre Lebensberechtigung hat, so gibt es aus dem ganzen "Salat" nur einigermassen etwas zuverlässig Vernünftiges, wenn der Verstand und die Vernunft sich dazwischen schaltet. Ich versuche jetzt mal einfach deine Situation etwas Sachlich zu betrachten, denn ich glaube das dir das im Augenblick am ehesten helfen kann. Die oberste Priorität hat (nach meiner Einschätzung) erstmals dein Vater und sein Wohl. Erst recht, da ihm nicht mehr viel Zeit bleibt. Wie sich sein "Weggehen" danach auf deine Mutter auswirken könnte, lässt sich zwar erahnen, aber dennoch nicht mit Bestimmtheit sagen. Ist im Augenblick also noch spekulative Zukunft. Sollte aber wirklich dann das Schlimmste eintreffen, so das ihr Alkoholkonsum ansteigt und somit ihre Verwirrtheit verstärken. Dann fürchte ich bleibt dir nichts anderes übrig als das, was du schon durch die Alzheimerstiftung erfahren hast. Nämlich den psychiatrischen Dienst einzuschalten und beim Betreuungsgericht vorzusprechen. Alles weitere wird sich dann wieder zeigen, wenn es soweit ist. - petra52 schrieb:
- Mein Selbstschutz ist komplett am Boden denn.......es ist doch meine Mama.
Ich persönlich glaube nicht das dein Selbstschutz am Boden ist, sondern eher das du stärker bist als was du glaubst und sich dieser noch gar nicht wirklich eingeschaltet hat. Du bist eine ganz schöne Kämpfernatur, gerade desshalb möchtest du ja auch alles richtig machen, selbst wenn dich die Aufgaben dabei schier zu ersticken drohen. Bevor es aber soweit kommen kann, glaube mir, wird sich der Selbstschutz schon einschalten.......Aber einen Schritt nach dem Anderen, nur so sind selbst hohe (Sorgen)Berge zu erklimmen. Erstmal einfach ganz viel Kraft an dich und viele mitfühlende Gedanken
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | petra52 Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 24
Ort : Offenbach am Main
Anmeldedatum : 09.06.12
| Thema: Re: Demenz und Alkoholismus Mo 11 Jun 2012, 07:47 © petra52 | |
| Als Erstes möchte ich mich ganz stark bei jedem Einzelnen bedanken, der an meinem Schicksal teil nimmt und ich ziehe aus jeder Antwort Kraft, ein kleines Stück Umdenken und es fühlt sich so an, als könnte ich aus meinem Hamsterrad ein wenig die Stangen durchbeissen. Vielen lieben Dank!!!!!
Ich werde nu versuchen mich auf das JETZT zu konzentrieren und nicht auf "was wird dann", denn jeder neue Tag ist wichtig und muss bewältigt werden.
Bin heute Morgen mit Schweissausbrüchen und Herzrasen aufgewacht und hab beschlossen, nicht ins Büro zu gehen, sondern mit den Ärzten in der Klinik meines Papas ein ernstes Wort zu reden! Es kann nicht sein, dass ein totkranker Mann auf einer normalen Station in einem 4-Bett-Zimmer liegt und so vor sich hin simuliert! Hatte das Gespräch bereits schon am Freitag mit der Bitte um Überweisung in eine Palliativklinik, was jedoch mit den Worten "Der Schlaganfall geht zurück, von unserer Seite aus geht er zur Reha" abgewimmelt wurde! Was sind das nur für Ignoranten? Sie sehen doch selbst, dass es Tag für Tag bergab geht!
Als mein Mann mit 36 starb, hatte ich noch eine Lobby. Die ganze Station samt Oberarzt standen mir zur Seite, aber nu? Es ist erschreckend wie alte Menschen in Kliniken abgehandelt werden!
Mama hat sich gestern wieder was getrunken und somit kann ich, wenn es denn mal so kommen soll, den zuständigen Betreuern ihr Trinkverhalten dokumentieren. Morgens wohl ein Sektchen und ab 17h dann wohl ein Bierschen und mehr! In solchen Momenten, wenn sie mich telefonisch volllallt ist das "loslassen" ein Kinderspiel. Ich könnte sofort und gleich die Einweisung unterschreiben. Zweifeln lässt sie mich dann immer wieder, wenn sie nüchtern und "klar" ist. "Petra, du bist doch mein einziges Kind, ich hab dich doch so lieb, ach wenn ich dich nicht hätte!"
Was ich aber genau weiss....aus diesem ganzen Elend habe ich viel gelernt. Ich werde alles im Vorfeld tun, dass solche Situationen meinen Kindern erspart bleiben. Nie könnte ich damit klar kommen, ihnen solch eine Last und Bürde aufzuhalsen.
Und nu!?! Tief Luft holen, Augen zu und irgend wie durch! |
| | | |
Ähnliche Themen | |
|
| |