Hallo Ihr Lieben,

anstatt mich im Forum als Neuling ein wenig umzuschauen hatte ich ein sehr bewegtes Wochenende mit meiner Schwiegermutter. Sie ist nicht "nur Dement" sondern auch stark gehbehindert. Sie hat in der Wohnung zwei Vierpunktstöcke und auf der Terasse einen Rollator. Die Terasse ist über 5 Stufen erreichbar. Seit 3 Monaten ist sie nicht mehr alleine runtergegangen, aber gestern ohne fremde Hilfe rauf und runter:shock:! Wir waren im Gottesdienst und während dieser Zeit hat sie sich selbstständig gemacht. Es nützt nichts, wenn ich etwas an die Terassentüre hänge oder auf die Scheibe klebe. Selbst das Fliegengitter das wir angebracht haben, macht sie auf. Nur zumachen kann sie es nicht mehr und deshalb merke ich dann auch, dass etwas nicht stimmt. Gegessen hat sie auch beinahe nichts, obwohl ich sie vorher gefragt habe, ob sie das Gericht möchte! Dass sie mich als die "Frau die mir hilft" bezeichnet, macht mir nichts aus; aber gestern und teilweise schon Samstag hat sie alles in Frage gestellt. Im Schrank fehlen Gläser, ich bin nicht zu Hause, es ist alles so fremd. Sie isst nur noch Gemüse und Kartoffeln mit Soße und ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen, wenn ich ihr jeden Tag das selbe gebe. Allerdings landet das Teller sonst auf dem Boden, wahrscheinlich aus Versehen; aber bei Kartoffeln und Gemüse passiert das nicht. Ich bin schrecklich verunsichert. Ich habe gestern zu ihr gesagt, dass ich nicht für sie verantwortlich bin, wenn sie alleine rausgeht. Zudem wolle ich mich mit ihr nicht steiten. Die Demenzbetreuung und ich gehen bei ordentlichem Wetter jeden Tag mit ihr auf die Terasse. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll! Ich hoffe nur, dass ich etwas darüber stehen kann! Wir haben schon Angst dass etwas passiert, wenn wir nur 1 bis 2 Stunden weg sind in denen sie normalerweise schläft! Am Wochenende sind wir dann eben zu Hause geblieben. Euch allen eine gute Woche! Vielleicht hat ja irgendjemand eine Idee? Liebe Grüße Doris

Liebe Doris,

das Problem hatten wir auch: Treppe zum ungenutzten Obergeschoß, Kellertreppe, Treppe zum oberen Gartenteil - alles gefährlich für meinen dementen und ebenfalls gehbehinderten Vater, der auch noch sehr schlecht sieht und sich nur mit einer Hand festhalten kann.

Da half nur eines - Zugang zu gefährlichen Stellen verhindern. Kellertür abschließen, Korridortür zur Haustreppe verriegeln, Gartentreppe mit Bank und Tisch verstellen. Das ist gelungen, wenn es auch anfangs großes Gezeter gab.

Wenn Türen verriegelt werden müssen, dann ganz oben Riegel anbringen (hat Vater schon gemacht als Mutter vor mehr als 15 Jahren dement war und nachts nicht aus dem Schlafzimmer sollte - und glücklicherweise wieder vergessen). Gehbehinderte schauen vorrangig auf den Boden, kaum ganz nach oben.


Türschwellen als Stolperfallen wurden beseitigt (Pflegekasse zahlt zu, wenn man es vorher beantragt), alles, was er nicht mehr sicher nutzen kann - weg damit oder still legen (Scheren, Rasierapparat, Haarschneidemaschine, E-Herd, Mikrowellenstecker muß immer gezogen werden).

Du kannst keinem Dementen begreiflich machen, was für ihn gefährlich sein könnte oder wo er fallen könnte. Das wird er nicht akzeptieren - weil er es ja vorher sein Leben lang konnte.

Die Beschwerden über die Einschränkungen lassen mit der Zeit nach. Irgend eine Ausrede, warum sie nötig sind, findet sich. Nach dem Zugang zum Keller - und seiner Werkstatt - hat Vater schon bestimmt ein Jahr nicht mehr gefragt.

Liebe Doris,
unsere Marie hat dir schon viele wertvolle Tipps gegeben. Vor solchen Problemen standen wir wohl alle mal. Da kann man nur Schadensbegrenzung machen, indem man das Umfeld so sicher wie möglich gestaltet.

Zitat :

Sie isst nur noch Gemüse und Kartoffeln mit Soße und ich habe ein
furchtbar schlechtes Gewissen, wenn ich ihr jeden Tag das selbe gebe.

Du brauchst sicher kein schlechtes Gewissen haben. Das Essverhalten unserer Lieben ändert sich durch die Demenz auch oft. Wenn sie Kartoffeln, Gemüse und Sosse isst, ist das doch ausgewogen. Wenn es ihr schmeckt, würde ich es ihr auch geben.

LG Biggi

Liebe Doris,

Bei mama in der Hausgemeinschaft gibt es eine demente Frau die nur noch süssen Siebenkornbrei isst. Da ist zwar alles mögliche Gesunde drin, aber ausgewogen ist es trotzdem nicht. Nur entweder das oder sie istt gar nichts, also kriegt sie halt ihren Siebenkornbrei

Alles Liebe

Astrid

Liebe Doris,

mein Vater mag keine warmen Mahlzeiten mehr. Und solange er von seinen "Butterbrötchen"
kein Gewicht verliert, ist das in Ordnung, beruhigte uns das Pflegepersonal im Heim meines Vaters. Man sieht das dort genauso wie Astrid, besser das als gar nichts.

Ihr Lieben,
vielen Dank für Eure Erfahrungen! Das beruhigt mich ungemein und ich werde eben in Zukunft Kartoffeln mit Gemüse machen. Ihr schmeckt es und ich schone meine Nerven !
Liebe Grüße und einen schönen Tag Doris

Liebe Doris,

wir haben zwar eigentlich kein Problem mit dem Essen, nur mittags ißt Vater nur noch Püriertes aber tagsüber Plätzchen und morgens und abends Brot, auch mal ganz weiche Torte am Nachmittag.

Aber Du glaubst gar nicht, wie wichtig es ist, all' die kleinen Dinge herauszufinden, die die eigenen Nerven schonen. Schön weiter suchen und nutzen.