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| Zunehmende Vergesslichkeit im Zusammenhang mit aggressivem V | |
| Autor | Nachricht |
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ClaudioF Gast
| Thema: Zunehmende Vergesslichkeit im Zusammenhang mit aggressivem V Mo 01 Sep 2014, 16:43 © ClaudioF | |
| Hallo liebes Forum
Ich bin neu hier und möchte euch um Rat fragen. Es geht um meinen Vater (83). Er wohnt noch im selben Haushalt mit meiner Mutter, was aber zunehmend schwierig wird. Er ist ziemlich dominant und patriarchisch veranlagt, wie es halt früher sehr viel der Fall war. Er war der Ernährer, die Frau für den Haushalt zuständig. Seit einigen Jahren beobachten wir aber, dass seine geistigen Fähigkeiten nachlassen. Dies hat schleichend zugenommen und ist aktuell als starke Vergesslichkeit zu definieren. Dies äussert sich dann z.B. so, dass ihm meine Mutter sagt, sie müsse heute Morgen zum Zahnarzt, ist sie dann weg, weiss er von nichts mehr und beginnt sie zu suchen, macht ihr dann später Vorwürfe, nicht gesagt zu haben, wo sie hingeht. Es gibt tagtäglich viele Beispiele, die ich hier aufzeigen könnte….Dabei ist aber die Vergesslichkeit nicht immer gleich schlimm. Es gibt schlechte und bessere Phasen/Tage. Gute eigentlich nicht mehr, leider….
Durch seine dominante Grundhaltung kommen nun seit ca. einem ½ Jahr starke Aggressionen dazu, die wir uns so nicht gewohnt sind. Spricht man ihn z.B. auf die Zahnarztgeschichte an, flippt er völlig aus und wird gegenüber meiner Mutter und auch mir sehr ausfällig und beginnt uns anzuschreien, wobei ich auch fairerweise sagen muss, dass es noch nie zu Handgreiflichkeiten gekommen ist.
Wir vermuten bei ihm eine Demenz, die wir leider nicht diagnostizieren können. Mein Vater hatte das grosse Glück in seinem Leben, dass er sehr wenig mit Ärzten zu tun hatte und eigentlich gesund durchs Leben kam. Die Schwierigkeit für uns ist aber nun, dass er eigentlich keinen Hausarzt hat, wo er regelmässig hin geht und mit dem wir mal über die Probleme sprechen könnten, damit er ihn beim nächsten Besuch mal diesbezüglich anschauen könnte. Wir können mit ihm auch nicht über unsere Bedenken und Vermutungen sprechen, da er sowieso der Beste, der Grösste ist und sowieso niemals krank sein wird…..Realistisch gesehen, hat aber mein Vater eine riesige Angst, mal krank zu werden oder zu sterben und seine dominante Stellung im Hause zu verlieren. Dies äussert sich eigentlich schon seit Jahrzehnten, indem er jede mögliche und unmögliche Nahrungsergänzung zu sich nimmt, die irgendwo erhältlich ist. Man kann ihm auch alles Mögliche aufschwatzen, hauptsache es wirkt gegen irgendetwas (z.B. Krebs/Aprikosenkerne), dann nimmt er das ein Leben lang und versucht auch uns damit zu bekehren. Mittlerweile nimmt er sicher an die 20 Präparate pro Tag und dies unkontrolliert, was uns natürlich auch zu denken gibt.
Da wir langsam nicht mehr wissen, was wir machen oder eben nicht machen sollen, erhoffe ich mir einen Ratschlag von euch. Ihn zu einem Spezialisten zu bringen, der sich seine Verwirrtheit mal anschauen könnte, halte ich für aussichtslos, leider. Zudem wäre es so, dass wenn ich den Vorstoss in diese Richtung machen würde, ich dann definitiv sein Feind bis ans Lebensende wäre. –Ausser er würde es vergessen……
Für meine Mutter ist es auch zusehends eine Herausforderung und Zumutung mit ihm im selben Haushalt zu leben. Ihr geht alles ziemlich nahe, auch mit den Nerven ist sie vielfach am Ende.
Danke und Grüsse.
Claudio |
| | | Paula Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Zunehmende Vergesslichkeit im Zusammenhang mit aggressivem V Mo 01 Sep 2014, 17:00 © Paula | |
| Hallo Claudio,
ein herzliches Willkommen hier im Forum.
Ohne eine ärztliche Betreuung, wird es für dich und deine Mutter schwer werden, deinen Vater zu versorgen. Habt ihr im Familienkreis über Betreuungsverfügung und Vorsorgevollmacht schon gesprochen, oder gibt es bereits Vollmachten?
Vielleicht lasst ihr euch einmal vom sozialpsychiatrischen Dienst beraten. Diesen findest du bei der Stadt- oder Kreisverwaltung eures Wohnortes.
Liebe Grüße Paula |
| | | ClaudioF Neu im Forum
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| Thema: Re: Zunehmende Vergesslichkeit im Zusammenhang mit aggressivem V Mo 01 Sep 2014, 17:15 © ClaudioF | |
| Hallo Paula Danke für deine Antwort. Nein, solche Vollmachten bestehen nicht. Du bringst es auf den Punkt, wir sollten uns ärztliche Hilfe holen. Nur haben wir grossen Respekt davor, weil genau dieser Schritt von "unserem" Vater als den totalen Verrat an seiner Person angeschaut würde (aus seiner Sicht). Wir haben dies schon diskutiert, denken aber, dass er so wütend würde, dass für meine Mutter ein normales Zusammenleben mit ihm nicht mehr möglich wäre. Entsprechend ist eine gewisse Grundangst vorhanden. Grüsse Claudio |
| | | Paula Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Zunehmende Vergesslichkeit im Zusammenhang mit aggressivem V Mo 01 Sep 2014, 17:56 © Paula | |
| Hallo Claudio,
ich kann mir vorstellen, dass ihr Angst vor seiner Reaktion habt, und besonders die Mutter schützen wollt. Doch wie schon gesagt, ohne Arzt könnt ihr nichts machen. Medikamente, die seine Aggressivität bremsen, bekommt ihr nur auf Rezept.
Gibt es im Freundes, oder Verwandtenkreis keine Person, mit der dein Vater es besonders gut kann? Manchmal richtet sich das aggressive Verhalten nur gegen die eigene Familie, wie z.B. Ehepartner und Kinder. Wenn es so eine Person gibt, die könnte ihn vielleicht zu einem Arztbesuch überreden.
Die Beratung beim sozialpsychiatrischen Dienst, kannst du alleine wahrnehmen. Da muss dein Vater nicht dabei sein.
Ich denke, dass deine Mutter nach 30 Jahren nicht den Mut hat, gegen den Ehemann und sein Verhalten zu sprechen. Wenn er so dominant ist, wie du schreibst, wird deine Mutter sich nicht bei ihm durchsetzen können. Das müsstest du, und evtl. deine Geschwister tun. Wenn deine Mutter einen Hausarzt hat, dann bestellt diesen zum Hausbesuch für die Mutter. Evtl. könnt ihr vorher mit ihm über den Gesundheitszustand und das Verhalten von deinem Vater sprechen. Vielleicht findet der Hausarzt einen Draht zum Vater, und er lässt sich behandeln. Sagt dem Arzt, dass der Vater auf Gesundheitspräparate steht, da müsste ihm bestimmt was einfallen.
Liebe Grüße Paula |
| | | ClaudioF Neu im Forum
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| | | | mysunny Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Zunehmende Vergesslichkeit im Zusammenhang mit aggressivem V Sa 06 Sep 2014, 19:24 © mysunny | |
| Hallo Claudio auch ich wünsche dir:welcom:. Ich habe deine Zeile gelesen und möchte dir folgendes vorschlagen, dies als Idee damit ihr weiterkommt mit deinem Vater. Für alle Probleme die nicht ärztlicher Natur sind zu einer Amtsstelle oder Institution zu gehen die euch mit Sicherheit weiterhelfen kann. Bei uns in der CH ist die pro Senectute immer eine grosse Hilfe. Die Alzheimer Vereinigung ist auch eine Anlaufstelle und zwar für alle Arten von Demenz. Um dein Vater zu einem Arzt zu bringen wäre dies vielleicht was: ihr nimmt mit dem Arzt die ihr habt Kontakt auf, erklären ihm die ganze Situation und macht einen Termin für ihn ab. Dein Vater darf natürlich nichts davon wissen. Ihr bittet ihn kurz davor mitzukommen weil ihr nicht alleine hingehen möchtet und er euch eine grosse Hilfe wäre. Das könnte sein Selbstbewusstsein in dem Moment stärken und er sagt ja..... Der erste Stein zu einer ärztlichen Behandlung wäre gelegt. Der Arzt wird dann voraussichtlich einen Neurologen zuziehen und wenn nein, könnt ihr das verlangen. Nein würde der Arzt sicher nur sagen wenn dein Vater sich noch so gut verstellen kann, was recht lange möglich ist, und der Arzt nicht sehen kann wie es mit ihm wirklich aussieht. Das wären meine Gedanken dazu. Die Foris haben sicher noch andere Ideen wie ihr vorgehen könnt. Ich wünsche euch viel Kraft und Zuversicht, hoffe dass dein Vater bald ärztliche Hilfe bekommt. lG und alles Gute. Janine |
| | | mysunny Ist hier Zuhause
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| | | | soda1964 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Zunehmende Vergesslichkeit im Zusammenhang mit aggressivem V So 07 Sep 2014, 10:36 © soda1964 | |
| Hallo Claudio, auch von mir. Es ist schwer, mitzuerleben, wie sich eine vertraute Person verändert, besonders, wenn Aggressionen und Beschimpfungen dazu kommen. Viele hier im Forum haben Ähnliches mit ihren Angehörigen erlebt und können nachempfinden, wie es euch ergeht. Du findest hier viele Informationen und Tipps - einige hast du ja bereits erhalten. Wahrscheinlich merkt dein Vater selber, dass sich "in seinem Kopf etwas tut". Das macht wohl auch ihm Angst, und diese verstärkt seine Aggressionen. Wenn es dir gelingt, möglichst ruhig zu bleiben hilfst du ihm und deiner Mutter bereits ein bisschen. Schreib einfach hier, was dich belastet und was du für Fragen hast. Liebe Grüsse
ThereseMan muss mit Allem rechnen - auch mit dem Guten.
Die wahre Lebenskunst besteht darin, im alltäglichen das Wunderbare zu sehen. Pearl s. Buck
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| | | Quintilia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Zunehmende Vergesslichkeit im Zusammenhang mit aggressivem V So 07 Sep 2014, 12:29 © Quintilia | |
| Hallo Claudio,
ein herzliches Willkommen auch von mir im Forum.
Ich kann sehr gut nachempfinden, wie es dir geht, denn meine Mutter ist charakterlich ebenso veranlagt wie dein Vater. Daher kann ich auch deine Angst verstehen, die nächsten Schritte einzuleiten.
Doch, lieber Claudio, leider funktioniert dieser Spruch gerade bei solchen Menschen und Demenz überhaupt nicht: Wasch mich, aber mach mich nicht nass.
Es wird euch nichts helfen, außer Zähne zusammenbeißen und dann ruhig, aber bestimmt und beharrlich Schritt für Schritt gehen.
Liebe Grüße Quintilia |
| | | RayRise Gast
| Thema: Re: Zunehmende Vergesslichkeit im Zusammenhang mit aggressivem V Mo 24 Nov 2014, 14:21 © RayRise | |
| Hallo,
auch wenn ich hier sicher nicht als Expertin gelte, aber bei der Schilderung der Aggressionen kam mir ein Gedanke, der sicher wichtig ist:
Aggressionen sind Hilflosigkeit. In diesem Moment fühlt dein Vater sich ertappt. Gerade wenn er sich für einen stolzen, gesunden und wissenden Man hält, dann holt ihn an der Stelle ab, an der er gerade gedanklich steht. Das Beispiel mit dem Zahnarzt: Klebezettel an offensichtlichen Stellen helfen sehr. "[Frau] sehr früh zum Zahnarzt, bald zurück." Desweiteren nicht darauf beharren, dass man ihm etwas gesagt hat. Dies würde ihn wieder bloß stellen und damit aggressiv machen. Die ganzen Zettel, wenn er danach fragt, könnte man erklären, indem man sich selber als zu schusselig hin stellt.
Arzt und Hausbesuch: Für den ersten Eindruck einen Arzt nach einem Hausbesuch fragen. Ggf. hin und wieder erzählen, dass er nicht für ihn da sei. Für weitere Besuche auch auswärts hilft vielleicht, da er scheinbar alles für seine Gesundheit tut, jene zu erhalten, dass es eine Vorsorge ist, damit er bis ins hohe Alter gesund bleibt. Wenn die Vergesslichkeit wirklich so flink eintritt, wie im Zahnarztfall, dann kann man mit ein wenig Übung für jede Situation die passende Erklärung finden, die den Betroffenen beruhigt.
Ich hoffe vielleicht ein wenig Hilfe gegeben zu haben. Auch wenn die Umsetzung immer leichter klingt, als tatsächlich möglich.
Liebe Grüße |
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