|
| Autor | Nachricht |
---|
Glöckchen Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 29
Ort : Bremen/Oldenburg
Anmeldedatum : 28.02.12
| Thema: Trauer Di 28 Feb 2012, 19:25 © Glöckchen | |
| Hallo, ich bin neu im Forum. Meine Mutter ist seit einem Jahr in einer vollstationären Einrichtung untergebracht, mit einer Demenz vom Typ Alzheimer/ mittelschwerer Grad. Ich habe ein Jahr hinter mir, dass erfüllt war mit Behördenk(r)ampf, Realitätsschocks bezüglich der unfreundlichen Umgangformen im Seniorenheim; familiärem Desaster- Trennung von meiner Schwester-, die nicht bereit war auch nur etwas Verantwortung zu übernehmen im laufenden Prozess der Betreuung unserer Mutter; der Wiederbelebung eines alten Schwesternkonfliktes,vielen Rechtsfragenfragen, Recherchen und der Verarbeitung meiner eigenen Emotionen. Ich war und bin immer wieder angehalten, meine Grenzen anzuspüren und es war ein zäher Weg dahin, meine Mutter nun endlich nur 1x in der Woche zu besuchen. Ich muß sagen, dass ich selber vor ein paar Jahren an einem burn out erkrankt war und mich immer noch in der Genesung befinde ( gerade arbeite ich seit einem Jahr mit 11,5 Stunden die Woche ). Es war aus diesem Grund doppelt schlimm für mich, dass meine Schwester mich mit der meisten Arbeit alleine gelassen hat. Es war so verletzend für mich, dass ich in der Zukunft keinen Weg mehr zu ihr eingehen möchte. Ich habe mir dann einen Teilbetreuer zugenommen, der seit nun mehr 2 Monaten für die Behördenangelegenheiten zuständig ist. Was das für eine Entlastung war für mich kann wohl jeder verstehen, zumal Mutti privat versichert ist und der Pflegegeldantrag und die Rückerstattungen jeden Monat neu beantragt werden müssen. Auch habe ich eine neue Einrichtung für Mutti gefunden, die im Hause nur 30 SeniorInnen beherbergt und pflegt. Der ganze Umgang "mit dem Menschen" ist hier wesentlich liebevoller. Am Ende März ist es dann so weit. Ich selber bin oft in so unterschiedlichen Rollen gefordert: Tochter, Betreuerin und Vertreterin von Rechten, Kämpferin gegen Unrechte die zum Himmel schreien/Pflegeheim..., Mutter für die Mutter, Freundin und Kameradin die Gemeinsames unternimmt , singt, tröstet, lacht, die Hand hält und beruhigt wobei sie selber oft genug in Sorge ist und Trauer in sich hat. Wie geht ihr mit diesen Ambivalenzen um ? Wie geht ihr mit der Trauer um. Ich weine oft und stehe dann immer wieder auf, weil es ein langer Weg ist. Ich habe Angst vor den Zerfall und den möglichen Symptomen, die Mutti vielleicht noch zu tragen hat. Mein Glaube hilft mir, aber es ist manchmal nicht leicht meine eigenen Grenzen zu akzeptieren und genügend für mich zu tun. Wie macht Ihr das ?
Schön, dass es ein Forum gibt, in dem man sich mal Luft machen kann.
Lieben Gruß von Glöckchen:roll: |
| | | jellyamber Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 4407
Alter : 56
Ort : München
Anmeldedatum : 30.10.09
| Thema: Re: Trauer Di 28 Feb 2012, 19:37 © jellyamber | |
| Liebes Glöckchen, du hast gut daran getan, dass du hierher gefunden hast. Alles klingt so ungemein bekannt und vertraut, was du schilderst. Dein Erleben wie deine Befürchtungen. Wir sind hier eine prima Gruppe, die sich gegenseitig stützt - es ist so "heilsam" von anderen zu hören, dass es ihnen auch so ergeht und wie sie mit alledem umgehen. Vielleicht magst du dich anmelden, dann lernst du noch mehr kennen. Wir freuen uns immer über neue Erfahrungen und bei uns kann man sich prima ausheulen, aber auch viel lachen. Du als multitaskfähige Tochter hast sicher eine Menge zu berichten! Liebe Grüße Jelly
"Und was die Jugend dalässt, ist ein Spiegel. Da guckt man rein und sieht: Man hat keine Eierschale mehr auf dem Kopf. Man hat jetzt eine Frisur."Martina Holzapfl |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 15093
Alter : 58
Ort : Graz, Österreich
Anmeldedatum : 24.02.12
| Thema: Re: Trauer Di 28 Feb 2012, 19:44 © dirtsa66 | |
| Liebes Glöckchen,
ich bin auch noch ziemlich neu im Forum, hab mich nach langem Zögern am Wochenende angemeldet und bin so froh hier sein zu dürfen.
Ich kann wahrscheinlich nicht wirklich einen guten Rat geben, weil es mir selbst so geht, dass ich mich von Tag zu Tag kämpfe. Ich glaube alle, die sich um einen dementen Angehörigen kümmern (bei mir ist es auch meine Mutter) können eine Lied von den alltäglichen Schwierigkeiten singen. Ich weiß auch oft nicht weiter und weine, weil ich mich so hilflos fühle. manchmal glaube ich, ich kann nicht mehr alles tragen, aber ich kann ja nicht weglaufen, also mache ich weiter - irgendwie.
Aber glaub mir eins, hier im Forum habe ich mich sofort zuhause gefühlt. Hier kannst Du Dich ausheulen, Dampf ablassen und musst nicht stark sein. Wirst sehen - schon allein das hilft ein bisschen.
Tut mir leid, dass Du in Deiner Schwester keine Stütze hat - das sollte nicht sein. Gut dass Du Dir Hilfe durch einen Betreuer geholt hast, da ist Dir wenigstens ein Teil der Last abgenommen worden. Ich hoffe, dass mit dem neuen Heim für deine Mutter alles gut geht.
ich wünsch Dir alles Liebe und du bist nicht allein :-trost-:
Astrid
Anteilnehmende Freundschaft macht das Glück strahlender und erleichtert das Unglück - Marcus Tullius Cicero |
| | | Ann Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 8046
Alter : 55
Ort : NRW
Anmeldedatum : 22.07.11
| Thema: Re: Trauer Di 28 Feb 2012, 19:51 © Ann | |
| Hallo Glöckchen, lich Willkommen hier im Forum! Das hört sich nach einem schweren Weg an, den du da schon hinter dir hast. Vieles von dem was du schreibst, kennen die meisten, in unserem Forum, aus dem eigenen Gefühlchaos. Dieses Sorgen, die Traurigkeit, die Kämpfe mit Familie und Behörden. Ich denke die meisten von uns reagieren wie du, wir sind traurig, weinen und kämpfen dann weiter. Wir versuchen uns hier gegenseitig zu stützen, fühlen mit - aber wir lachen auch gerne zusammen. Eigentlich fühle ich mich hier wie in einer virtuellen Familie, man ist halt einfach füreinander da! Vielleicht magst du dich ja anmelden und dir hier die Sorgen und Freuden von der Seele schreiben! |
| | | Glöckchen Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 29
Ort : Bremen/Oldenburg
Anmeldedatum : 28.02.12
| Thema: Re: Trauer Di 28 Feb 2012, 20:22 © Glöckchen | |
| Vielen Dank für den Austausch. Zu lesen, dass es Euch genauso ergeht, gibt mir ein Gefühl der Berechtigung. Angemeldet bin ich bereits.Ich erkenne gerade, dass ich schon mehr mit mir selber abmach(t)e, als es gut zu sein scheint. Es bleiben damit wichtige Anteile im Untergrund, die dann eine Art Trübsal bilden-weil abgedeckelt-, wenn ich nicht darüber rede. Im Austausch steckt etwas Gesundes :-)
Danke * |
| | | laleLU Neu im Forum
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 10
Alter : 66
Ort : Heidelberg
Anmeldedatum : 15.02.12
| Thema: Re: Trauer Di 28 Feb 2012, 20:39 © laleLU | |
| Hallo Glöckchen,
herzlich willkommen.....im Forum....
Wenn ich Deinen Beitrag so lese, dann könnte dieser Beitrag auch von mir und sicher von vielen anderen pflegenden Angehörigen hier stammen.....Mir geht es oft genauso und ich könnte den ganzen Tag über nur heulen, weil ich meine, unter der ganzen Last zu ersticken....und trotzdem geht es weiter....
Ich schicke Dir ganz viel Kraft
Irene |
| | | laleLU Neu im Forum
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 10
Alter : 66
Ort : Heidelberg
Anmeldedatum : 15.02.12
| Thema: Re: Trauer Mi 29 Feb 2012, 13:22 © laleLU | |
| Hallo,
ich hoffe, dass mein Posting von gestern Abend richtig verstanden wird....Mir ist die Last der Pflege meiner Mutti nicht zu viel, sondern es "belastet" mich einfach nur sehr, wie schnell die Krankheit einen so lebensfrohen Menschen wie meine Mutti verändert hat und wir nicht mehr alles gemeinsam unternehmen können. Dieser Schmerz "frißt" einfach meine Seele auf.....
Liebe Grüße
Irene |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 15093
Alter : 58
Ort : Graz, Österreich
Anmeldedatum : 24.02.12
| Thema: Re: Trauer Mi 29 Feb 2012, 13:39 © dirtsa66 | |
| Liebe Irene,
es ist nicht schlimm, wenn Du sagst, dass Dir manchmal alles zu viel wird. Ich glaube, das geht uns allen so. Niemand hier wird das missverstehen und denken, du hast deine Mutter nicht lieb. Du darfst das so empfinden und auch sagen. Wir kennen diese Last glaub ich alle. Es tut weh zu sehen, die die Menschen die wir lieben sich so verändern.
Gmeinsam trägt sich's leichter. :-trost-: Alles liebe
Astrid
Anteilnehmende Freundschaft macht das Glück strahlender und erleichtert das Unglück - Marcus Tullius Cicero |
| | | Biggi Moderator
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 20142
Alter : 61
Ort : Essen / NRW
Anmeldedatum : 06.08.09
| Thema: Re: Trauer Mi 29 Feb 2012, 15:49 © Biggi | |
| Liebes Glöckchen, auch von mir ein herzliches Willkommen bei uns. Schön, dass du uns gefunden und dich angemeldet hast. Wir sind alle mehr oder weniger Gleichgesinnte. Du wirst merken, dass es gut tut, hier zu lesen und zu schreiben. Auch die Dispute mit der Familie/Geschwister sind kein Einzelfall. Da können viele hier ein Lied von singen, mich eingeschlossen. Ich lege dir ans Herz, dich damit abzufinden, das kostet nur unnötig Nerven. Und die brauchen wir für ganz andere Sachen. Fühl dich einfach wohl bei uns, liebe Grüsse Biggi
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen --- |
| | | Shali Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 348
Anmeldedatum : 01.02.12
| Thema: Re: Trauer Mi 29 Feb 2012, 22:12 © Shali | |
| Hallo Glöckchen, auch von mir ein <3 liches Willkommen und sei mal ganz lieb Auch ich bin neu und habe meinen Vater gerade erst in ein Heim gebracht.Auch ich verliere gerade einen Freund,Vater und Opa und sehe mich wie Du in einer Umgekehrten Situation. Aber durch die vielen lieben Menschen hier ,erfährt man, wie gut es einem tut sich auszutauschen,statt hineinzufressen. Fühle dich wohl bei uns und scheue nicht,deinem Kummer freien lauf zu lassen. Shali
Nimm ein Jeden wie er ist,so nimmt man Dich auch wie Du bist! |
| | | Glöckchen Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 29
Ort : Bremen/Oldenburg
Anmeldedatum : 28.02.12
| Thema: Re: Trauer Do 01 März 2012, 18:12 © Glöckchen | |
| Ihr Lieben, ich danke Euch allen noch einmal von Herzen. Nachdem ich bei meinem letzten Forumbesuch; und Euren verständnisvollen Antworten, sehr sehr geweint habe, war ich ersteinmal "schach matt". Es hat mir aber auch gut getan und ich habe wieder etwas mehr Ruhe in mir gefunden. Heute war ich wieder mit Mutter Tee trinken und es war danach doch tatsächlich noch ein kleiner Besuch bei Schwiegereltern drin. Alles verlief relativ ruhig und ich konnte dann am frühen nachmittag zur Arbeit fahren. Hoffentlich klappt alles mit Mutti's Umzug. Ich hoffe dass nichts mehr dazwischen kommt, denn das wäre fatal. Nun hast Du Irene Befürchtungen gehabt falsch verstanden worden zu sein, bezüglich der Pflegebereitschaft....ect...Ich möchte Dir dazu noch sagen, dass es o.k. ist auch mal nicht leistungsbereit oder leistungsfähig zu sein. Es kostst so viel Kraft sich ständig auf den Kranken einzustellen. Mitlerweile bin ich schon etwas hineingewachsen, aber auch das war ein Weg, der sich erst durch einzelne Schritte ergab. Für mich gehörte auch dazu mich abgrenzen zu lernen und nicht ständig verfügbar zu sein- und das ist immer wieder eine Herausforderung. Ich sende Dir einen Herzensgruß und ebenso allen anderen viele Grüße von Glöckchen |
| | | soda1964 Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 5261
Alter : 60
Ort : Biberist, Schweiz
Anmeldedatum : 02.05.11
| Thema: Re: Trauer Sa 03 März 2012, 20:51 © soda1964 | |
| Liebes Grlöcken, auch von mir ein Es hat mich sehr berührt, deine Zeilen zu lesen, deine Trauer zu spüren - vielen Dank für dein Vertrauen. Es ist nicht "selbstverständlich", sich so zu öffnen. In unserer Gesellschaft verbinden wir ganz oft Trauer mit dem Verlust eines Menschen, mit seinem Tod. Doch es gibt so viele weitere Gründe, die uns traurig machen, eben z. Bsp. wenn eine Krankheit, die Demenz, einen uns lieben Menschen so verändern, dass seine Persönlichkeit weg geht. Und auch der Verlust des Arbeitsplatzes, oder einer geliebten Wohnung, eines Haustiers oder auch einfach eine Hoffnung, die sich nicht erfüllt, kann uns traurig machen. Wir DÜRFEN TRAURIG SEIN, wir DÜRFEN TRAUERN. Diese Gefühle zuzulassen, ist schmerzlich, doch auch hilfreich und letztendlich "gesund". Dein letzter Beitrag tönt bereits wieder etwas hoffnungsvoller. Gerne lese ich, wie es dir weiter ergeht. Liebe Grüsse Therese
ThereseMan muss mit Allem rechnen - auch mit dem Guten.
Die wahre Lebenskunst besteht darin, im alltäglichen das Wunderbare zu sehen. Pearl s. Buck
|
| | | Hilke Neu im Forum
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 12
Anmeldedatum : 13.07.12
| Thema: Re: Trauer Mo 06 Aug 2012, 12:21 © Hilke | |
| Das Thema Demenz ist echt schwierig. aber du musst versuchen optimistisch zu bleiben und den Kopf immer oben zu halten. |
| | | |
Ähnliche Themen | |
|
| |