Mutbuch für pflegende Angehörige von Daniela Flemming DEMENZ und ALZHEIMER* DAS BESTE herzlichste Buch überhaupt, obgleich die Autorin nicht vom hOrRoR Demenz in der Familie betroffen ist
Hier ein Lesebeispiel:
Tochter, liebe Tochter, wie schön íst es hier in meinem Garten, in dem ich immer so gern gewesen bin. Was hatten wir für schöne Stunden hier, inmitten der blühenden Blumenpracht. Und Du, Tochter, zankst und nörgelst, was ist denn bloss los? Ich schimpfe doch nicht über den Zustand des Gartens, wenn er mich auch nicht erfreut. Ich bin verzweifelt, hilflos, ratlos, weil alles, was ich je geliebt habe, mir voll und ganz entglitten ist. Nichts kann ich noch tun in diesem Garten als herumgehen, dabei schreien die Beete nach einer ordnenden Hand. Nein Tochter, das ist nicht mehr mein Garten, den habe ich verloren. Denn ich habe die Fähikeit, ihn zu pflegen, verloren.
Wie weh das tut, Du glaubst es nicht. Geradezu wütend macht es mich, darum schimpfe ich. Und habe ich nicht allen Grund dazu? Merke ich doch, wie ich allmählich alles verliere, was ich je gewesen bin. Doch meine Gefühle, Tochter, die bleiben! Freudige Erinnerungen, manchmal Schmerz, Trauer, Scham, Schuld und hilfloser Zorn. Nur durch meine Gefühlsäußerungen kann ich Dir mitteilen, dass mich etwas bewegt. Und diese Gefühle sind echt, verstellen kann ich mich nicht mehr. Deswegen ist auch mein Zorn, meine Trauer, meine Scham, meine Angst oder meine Freude immer echt. Und zwar auch dann, wenn Dir meine Gefühlsäußerungen absolut unpassend und sinnlos erscheinen, für mich sind sie wahr.
Arme Tochter, auch Deine Gefühle sind echt. Komm, lass uns gemeinsam schimpfen. Wir schimpfen und schimpfen, bis wir keine Worte und keinen Zorn mehr haben. Und dann gehen wir hinauf und essen die Erdbeeren. Schön mit Zucker bestreut und mit Milch übergossen.