Lia Gast
| Thema: Demenz mit 52? Di 13 März 2012, 21:14 © Lia | |
| Hallo, meine Mutter (52) kämpft mit schweren Demenzprobleme. Seit über einem Jahr wird ihre Vergesslichkeit immer schlimmer. Außerdem hat sie extreme Stimmungsschwankungen und bildet sich Sachen ein die überhaupt nicht stimmen. Vor kurzem ist mir aufgefallen das sie nicht mehr schreiben kann, bzw so viel Rechtschreibfehler macht. Mit der Zeit kann sie nicht mehr umgehen, das essen wird immer ungeniessbarer und zutrauen tut sie sich auch nichts mehr. Kurzum gesagt: Sie ist realitätsfern geworden. Leider merkt das jeder ausser meine mutter. Mein dad und ich wissen nicht mehr weiter. Die Hausärztin meiner mutter ist leider vor 2 jahren in ruhestand und seitdem war sie nicht mehr wirklich bei einem arzt. Sobald wir auch nur leicht in die richtung vergesslichkeitkeit oder arzt ansprechen geht sie an die decke. Aber so richtig! Ich würde Ihr gerne helfen, weiß aber nicht wie. Leider wohne ich nicht mehr daheim und bekomm die "Zustände" nur am Wochenende mit, erschrecke aber immer wieder von neuem. Hinzukommt das meine Schwester grade mitten in der Pubertät steckt, und ihr auf Grund der Demenzproblem der Respekt vor meiner Mutter fehlt. "Warum soll ich auf sie hören, sie weiss ja morgen eh nichts mehr davon...." (Verharmlost ausgedrückt) Ich würde mich sehr freun, wenn ich von euch eine paar Tips bekommen könnte. Vorallem wenn jemand eine Idee hätte, wie ich sie zu einem arzt bekomm....
Schon mal vielen Dank! LIA |
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| Thema: Re: Demenz mit 52? Mi 14 März 2012, 06:46 © Admin | |
| Liebe Lia Mir scheint das deiner Mutter ihre Defizite noch recht klar bewusst sind. Gleichzeitig macht aber der Gedanke an eine Demenz den Betroffenen selber grosse Angst. Denn das Wissen darum das diese Krankheit nicht heilbar ist, verstärkt bei vielen dessen Willen die Defizite zu Verdrängen und somit auch Ärzte zu meiden. So auf die Art, keine Diagnose = keine Demenz und dementsprechend also auch die Abwehrhaltung. Dieser Verweigerungs-Schutzmechanismus lässt sich gut verstehen, mit dem Bewusstsein welche Konsequenz so eine Diagnose auf das Leben unserer lieben Betroffenen hat.... Ich würde in Bezug auf deine Mutter also eher vermeiden, ihre Vergesslichkeit als einen Grund für einen Arztbesuch anzugeben. Ich würde versuchen es ihr als ganz gewöhnliche Routineuntersuchung, zur Vorbeugung schwerer Krankheiten (z.B Krebs) zu verkaufen. Also etwas was eigentlich alle immer wieder machen sollten. Dies könnte ihr ein bisschen vom Schrecken und der Angst nehmen. Wie du selber schon weisst, ist ein Arztbesuch sehr wichtig, da es auch Möglichkeiten gibt, ihre Demenzsymptome zu bremsen und teilweise auch zu Behandeln. Je früher, je besser. Eine Diagnose ist auch für das weitere Vorgehen wichtig.... Sorgen macht mir auch die Tatsache deiner pupertierenden Schwester. Ihre Pupertät und die Tatsache deine Mutter sind eine sehr schwere Kombination. In der sich meistens beide nicht gut tun. Gerade in der Pupertät brauchen alle viel Halt, Wegleitung, Liebe, aber auch klare Grenzen. Da dies für deine Mutter immer schwieriger wird, besteht verständlicherweise die Gefahr des nicht mehr ernstgenommen werden und einer ungesunden Grenzenerweiterung deiner Schwester. Ich weiss jetzt aus deinen Zeilen nicht, ob deine Eltern zusammen leben, oder getrennt sind. Je nachdem wieweit dein Vater diesen Part des autorisierten Elternteils übernehmen kann, müsste eventuell auch noch an eine zusätzliche Hilfe von Aussen, für deine Schwester gedacht werden. Ich finde es immer ganz Traurig und entsetzlich schwer, wenn so junge Kinder in eine Demenz involviert werden. Ganz toll finde ich es aber, das du dir so sehr Gedanken machst und dich mit der Situation auseinander setzt. Es wird leider kein einfacher Weg - da will ich dir schon gar nicht erst was vormachen. Aber mit einem Schritt nach dem Anderen ist rückwirkend gesehen, doch vieles zu Bewältigen. Ich wünsche dir und deinem Dad ganz dolle viel Kraft und vielleicht kann dir davon auch dieses Forum ein bisschen geben
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
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Biggi Moderator
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| Thema: Re: Demenz mit 52? Mi 14 März 2012, 15:48 © Biggi | |
| Liebe Lia, schön, dass du dich um deine Familie sorgst und hier geschrieben hast. Ursula hat es treffend beschrieben. Wie immer. Mit dem Arzt wäre vielleicht noch eine Möglichkeit, dass du sagst, du müsstest hin. Dann frag sie, weil du z.B. ein bisschen Angst hättest, ob sie dich begleiten würde. So quasi als seelische Unterstützung... Der Arzt muss natürlich vorher eingeweiht werden, damit er sich dann ganz nebenbei deine Mutter mal anschaut und ein Gespräch mit ihr beginnt. Wäre vielleicht ein Versuch wert. Oft ist es so, dass die Weisskittel unsere Lieben eher überzeugen, sich untersuchen zu lassen. Ich drücke die Daumen, dass ihr es irgendwie hinbekommt. Denn eingehende Untersuchungen wären ganz wichtig. LG Biggi
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