Von: LillNalle2 Gesendet: 06.05.2004 16:20
Liebe Janine
Es wird auch bei deinem Mann immer mehr in die Richtung gehen, das es für ihn eine unglaubliche Anstrengung kostet, um Sachen die er bis jetzt ganz automatisch machen konnte weiterhin erledigen zu können. Anstrengung an sich kann verschiedene Auswirkungen haben, die auch körperlich auf die eine oder ander Art sichtbar werden. Die meisten Betroffenen, die vorallem schon früher sich nicht austauschen, mitteilen und Diskutieren konnten, versuchen (glaube ich) viel länger ihren wahren Zustand zu vertuschen. Es kann also ohne weiteres sein, das sein Hirn schon um einiges mehr geschädigt ist, als was du jetzt so äusserlich wahrnemen kannst. Wie lange kann man mit dem Hirn hochleistungs Sport betreiben bis der Körper anfängt zu reagieren? Wie und wan der Körper reagiert, hängt von der körperlichen Gesundheit ab und beim schwächsten Punkt fangen vermutlich die Reaktionen an. Wen er dan so wie du beschreibst bleich wird im Gesicht und sich erst setzen muss um nicht umzufallen, könnte es ohne weiteres der Kreislauf sein. Ausserdem hängt es ja auch davon ab welcher Teil des Hirn betroffen ist.
Deine Frage ob du ihn überforderst ist nicht ganz so einfach zu beantworten. Fordern ist gut und Überfordern ist schlecht, das wissen wir alle - aber wo ist der Punkt. Ich kann dir dazu nur meine Erfahrung aus meiner eigenen Gratwanderung weiter geben. Versuche ihn weiterhin so viel wie möglich in eurem Alltagsleben machen zu lassen, das finde ich schon mal gut. Wen du aber merkst, das ihn irgend etwas verwirrt - besser gesagt das er verwirrt wird, dan war es gerade in dieser Situation für ihn eine Überforderung. Was aber Überforderung ist und was nicht, kann von Tag zu Tag immer noch recht verschieden sein. Erst wen du merkst, das ihn eine Aufgabe regelmässig verwirrt, dan weisst du das er dies nicht mehr erfüllen kann und hilfe braucht. Also lass eure Aufgabenverteilung so lange wie möglich so bestehen. Er wird sicher immer mehr an seine Grenzen kommen aber so lange er dadurch nicht verwirrt wird, denke ich wird es ihm nicht schaden. Schliesslich bremst auch ein gewisses Hirntraining die Krankheit. Ausserdem sollte man für Alzheimerpatienten so wenig wie möglich eingefahrene Gewohnheiten ändern, weil dies für sie Orientierungspunkte sind die sie brauchen. Also denke ich es ist gut, wen du im Moment noch so weiter machst wie bisher und dir noch nicht zuviel Gedanken wegen Überfordern machst.
Das sind meine Gedanken und Erfahrung zu deiner Schilderung.
Finde es sehr gut, das du uns das hier geschrieben hast, so können wir dir ja auch eher helfen in deiner aktuellen Situationen.
Ich umarme dich ganz lieb - und liebe Grüsse an euch alle
Eure Ursula