Till Erstellt: 09.08.08, 18:24

Hallo,

ich habmich gerade hier angemeldet, um eine schwierige Frage zu klären, bzw. Denkansätze usw zu bekommen.

Es geht dabei um meine Oma, 87 Jahre alt, die seit dem Tod meines Opas allein in der Wohnung lebt. Knapp 2 Jahre nach Opas Tod fing es an, dass sie öfter Datum, Tag, Uhrzeit vergessen hat. Dann war die Verwaltung ihrer Finanzen mangelhaft, sodass ihr jüngster Sohn das übernommen hat.(Ob er dafür eine amtliche Vollmacht hat weiß ich nicht.) Sie war dann auch nicht mehr in der Lage selbst einzukaufen und für sich selbst zu kochen. Daraufhin wurde für sie Essen auf Rädern bestellt und die anderen Lebensmittel usw kauft meine Tante für sie ein. Auch Putzen kann sie nicht mehr, was meine Mutter für sie übernimmt. So ging es dann schleichend bis jetzt immer weiter. Seit letztes Jahr liest sie ihre Tageszeitung nicht mehr, schaut auch kein TV und macht auch keine Rätsel mehr, was sie vorher sehr gern gemacht hat. Nun hat sie seit 2 Jahren auch Schwierigkeiten ihre Medikamente selbst verantwortlich einzunehmen, wofür jetzt ein Pflegedienst beauftragt wurde, der 3mal täglich kurz zu ihr fährt und ihr die Tabletten zuteilt. Sonst würde sie alles durcheinanderbringen. Sie vergisst auch, ihre Kleidung zu wechseln und man muss darauf achten, ihr immer zu sgen, dass sie jetzt was anderes anziehen soll. Mittlerweile sitzt sie eigentlich nur den ganzen Tag stur in ihrem Sessel und macht nichts mehr. Nur wenn sie besucht wird, regt sie sich. Mittlerweile vergisst sie die Geburtstage ihrer 4 Kinder und von den Geburtstagen ihrer Enkelkinder brauchen wir da gar nicht erst zu reden. Sie weiß auch nicht mehr, dass mein Vater ihren verstorbenen Mann kannte. Sie vergisst auch, was man ihr 10 min. vorher erzählt hat, etc.

Jetzt zu meiner Frage: Mein Onkel und seine Frau, die die Verwaltung der Finanzen und so übernommen haben, beschränken sich im Prinzip nur auf die Grundversorgung, also dass meine Oma genügend Lebensmittel hat, saubere Kleidung, saubere Wohnung, ihre tabletten regelmäßig einnimmt und fahren sie zum Arzt, wenn was ist. Sonst wird weiter nichts mit ihr unternommen. Sie bekommt auch keine Behandlungen, wie Krankengymnastik etc. und dabei ist sie sehr wackelig auf den Beinen udn schon paar mal in ihrer wohnung gestürzt. Deshalb geht sie alleine auch nicht raus. Meine Eltern und ich fragen uns, ob meine Oma überhaupt angemessen versorgt wird. Es hat sich auch noch niemand darum gekümmert, eine Demenz abzuklären. Was können meine Eltern und ich tun, um dafür zu sorgen, dass meine Oma mehr Betreuung und dergleichen bekommt? Wenn wir meinen Onkel drauf ansprechen wimmelt der alles damit ab, dass e doch alles viel Geld kosten würde und wir uns das nicht leisten können. Schön und gut, aber meine Oma hätte doch eigentlich mehr verdient, als nur in ihrer wohnung "aufbewahrt" zu werden. Wenn sie geistig noch fit wäre und "nur" tatterig von den Bewegungen wurde das Grundversorgungsprogramm meines Onkels ausreichen, aber so?`

Was meint ihr dazu?

Vielen Dank schon mal im Voraus für eure antworten.

Gruß, Till

Sylvia Erstellt: 10.08.08, 08:50

Moin Till,

erstmal braucht Deine Oma eine Pfegestufe, denke sie bekommt die 1, da sie wohl noch allein zur Toilette geht. Das beantragt man bei der Krankenkasse.

Sie sollte nicht allein in der Wohnung bleiben, da vereinsamt sie und die Stürze können mal schlimm ausgehen. Hab das alles hinter mir, mit meinem Papa.

Kümmert euch um einen Seniorenstift, schaut euch welche an, befragt die Bewohner, wie sie sich dort fühlen oder wenn ihr Bekannte habt, die jemanden im Stift haben, fragt die. Dort wird viel gemacht mit Demenzkranken, wie Bewegung, reden, spielen.

Viel Erfolg und alles Gute.

LillNalle Erstellt: 11.08.08, 23:16

Hallo Till
Auch dir erst mal ein herzliches Willkommen im Forum.

Sylvia hat eigentlich schon das wichtigste beantwortet und ich kann mich da nur anschliessen.

Demenz und einsam leben führt unweigerlich zu Vereinsamung. Vorallem wenn Eigeniniziativen um sich zu beschäftigen immer mehr schwinden. Dies tut es meistens schon alleine durch die Tatsache das sinnvolle Zusämmenhänge immer weniger verstanden werden. Fernsehen wird langweilig wenn man Handlungen nicht mehr folgen kann und Rätsel ausfüllen u.s.w. zur schlichtwegen Überforderung. Also müssen immer mehr Reize von aussen (Angehörige, Pflegekräfte u.s.w) geschaffen werden, um soviel wie möglich an Lebensqualität beibehalten zu können. Dabei geht es um gemeinsames Erleben und Gemeinschaft an sich. Nur schon eine Blume ist schöner, das Essen schmeckt besser und Musik lässt sich in Gemeinschaft besser geniessen u.s.w. Von daher finde auch ich den Tipp von Sylvia mit dem Seniorenstift sehr gut. Erst recht bei der Sturzgefahr deiner Oma.

Ich hoffe sehr, das ihr innerhalb der Verwandtschaft eine ideale Lösung finden dürft, damit es sowohl euch wie auch deiner Oma so gut wie möglich gehen darf.

Liebe Grüsse

Ursula

Till Erstellt: 12.08.08, 19:45

Erstmal danke für eure Antworten.

Das große Problem ist halt, dass alles, was auf Heimunterbringung hinausläuft, von den anderen abgelehnt wird, wegen den Kosten. Die Alternative wäre ja, dass unsere Oma bei einem ihrer Kinder wohnen könnte. Als meine Mutter dies vorgeschlagen hat, dass meine Oma bei ihr und meinem Vater wohnen könnte, haben die anderen das auch abgelehnt, weil sie meiner Mutter nichts zutrauen. Also im Prinzip ist die Situation total verfahren, weil auch unter den Kindern weder Einigkeit noch Harmonie herrschen. Wenn das anders wäre, würde man sicherlich leichter eine befriedigende Lösung finden können.

frisbee Erstellt: 13.08.08, 07:29

Hallo Till,

ist Deine Oma geistig noch soweit klar, dass ihr sie fragen könntet, was sie will? Es gibt viele Möglichkeiten, sich finanzielle Hilfe zu holen. Im Altenheim bekommt sie z.B. Wohngeld, was beim Sozialamt beantragt werden muss, dann bekommt sie wahrscheinlich die Pflegestufe 1, vielleicht auch höher, wenn sie sich nicht mehr so gut auf den Beinen halten kann. Die meisten Altenheime beraten einen da oder kümmern sich selbst darum (die sind ja auch daran interessiert, dass sie ihr Geld bekommen).
Die Oma alleine in der Wohnung zu belassen ist in meinen Augen schon grob fahrlässig und nicht mehr verantwortbar. Dies sollte Deinem Onkel klar sein. Hier geht es nicht nur alleine um Deine Oma. Ich habe es bei meiner Mutter gesehen. Sie hat die Herdplatte angelassen oder die Kerzen angezündet und dann nicht mehr ausgemacht usw. Sie war somit auch eine Gefahr für andere Menschen. Wenn Deine Oma fällt, kommt sie evtl. nicht mehr alleine hoch. Geschieht das z.B. spät abends, wenn Dein Onkel wieder weg ist, dann muss sie u.U. die ganze Nacht so da liegen. Das geht nicht! Macht Deinem Onkel klar, dass über Kurz oder Lang eine Lösung gefunden werden muss und das kann manchmal schneller der Fall sein, als einem lieb ist. Da führt kein Weg dran vorbei. Lapidare Antworten, dass kein Geld da sei, ist kein Grund, es gibt viele Möglichkeiten, man muss sich nur darum kümmern.
Du hast nicht geschrieben, ob Dein Onkel die Betreuerfunktion offiziell (also vom Gericht bestätigt) hat. Wenn nicht, kann und darf er alleine nicht bestimmen.
Ich hoffe sehr für Deine Oma, dass ihr eine Lösung in ihrem Sinne findet.

LG Marion

Sylvia Erstellt: 13.08.08, 07:30

Moin Till,

ja das liebe Geld und die lieben Verwandten. Bin ich froh Einzelkind zusein.

Ihr solltet grad in dieser Situation zusammen halten, zum Wohl Deiner Oma. Wenn ihr was passiert machen sich alle Vorwürfe. Wenn jeder was dazu tut müßte es doch gehen.

Angenommen sie stürzt müsste ins Krankenhaus und da es nicht anderst geht käme sie von dort in einen Seniorenstift, dann müßen die Kinder auch zahlen.

Ich hoffe es gibt eine baldige Lösung, die alle zufrieden stellt.

LG Sylvia

Till Erstellt: 13.08.08, 14:33

@frisbee: Ich weiß leider nicht genau, ob mein Onkel als Vormund amtlich bestätigt wurde. Ich gehe mal davon aus, weil er die Bankgeschäfte und alles schon übernimmt und für meine Oma Geld abheben kann. Genaues wissen aber weder meine Eltern noch ich. Mit transparentem Informationsaustausch läuft es leider auch nicht so besonders gut. Wie kann man denn herausfinden, ob mein Onkel tatsächlich als amtlicher vormund eingetragen ist?

Sylvia Erstellt: 13.08.08, 14:50

Wäre es nicht möglich Deine Oma zu fragen?

Oder mal einen Rechtsanwalt einschalten, der es klärt.

Wenn er die Bankgeschäfte tätigt hat er dafür eine Vollmacht, weil die Bank an keinen Dritten Geld auszahlen darf.

frisbee Erstellt: 13.08.08, 15:24

Die Vollmacht für Bankgeschäfte braucht die Oma nur unterschrieben zu haben, das kann jeder machen, dazu benötigt man keine Betreuerfunktion vom Amtsgericht, nur die Unterschrift des Kontoinhabers auf einem entsprechendem Formular.
Hm...ich weiss nicht, ob die einem Auskunft geben, aber vielleicht rufst Du einfach mal beim zuständigen Amtsgericht an und fragst nach, ob Dein Onkel die Betreuerfunktion hat. Ich würde aber mal davon ausgehen, dass er dies nicht hat, denn die ist nicht ganz so einfach zu bekommen.

LG Marion

LillNalle Erstellt: 13.08.08, 20:05

Ob dein Onkel nun die Betreuerfunktion hat oder nicht, müsst ihr beim Amtsgericht nachfragen. Ich vermute stark - genauso wie Marion auch, das er diese nicht hat.

Ob dein Onkel Kontoberechtigt ist, oder nicht, darüber wird die Bank kaum Auskunft geben. Ich gehe aber mal davon aus das deine Oma ihm irgendwann dafür eine Vollmacht erteilt hat und er nicht z.B ihre Kreditkarte missbraucht.

Als erstes müsst ihr also beim Amtsgericht die Betreuerrechte erfragen und gegebenenfalls beantragen.

Halte uns bitte weiter auf dem Laufenden.

Liebe Grüsse

Ursula

Sylvia Erstellt: 14.08.08, 07:23

Moin Till,

bei einem Gericht gestaltet sich das immer recht schwierig. Anrufen bringt da gar nichts, könnte ja jeder sein.

Beim Gericht vorsprechen, dann aber den Personalausweis nicht vergessen, auch das kann dann immer noch schwierig werden.

Ich würde es mal mit einem Rechtsanwalt versuchen, der kann viele Türen öffnen.

Till Erstellt: 14.08.08, 17:02

Den Rechtsanwalt nehmen wir dann, wenn es so nicht klappt. Und wenn mein Onkel gar nicht begreifen will, dass der Status quo meiner Oma nur schadet.