LillNalle Erstellt: 15.06.08, 17:01
Hallo Cocotara
Erst mal ein herzliches willkommen hier im Forum.
Ich finde es sehr gut das du dich mit dem thema Demenz so auseinandersetzen möchtest, auch wenn du, durch die grosse räumliche Distanz nicht viel machen kannst.
Du schreibst das dein Opa klaut und es sich dann auch nicht wegnehmen lässt wenn ihr ihn dabei erwischt. Im Verlauf einer Demenz lässt sich leider zwischen "meins" und "deins" immer schlechter unterscheiden. Wenn ein Dementer diesen Unterschied nun nicht mehr verstehen kann, wird oftmals das genommen was so vor der Nase liegt und genau so wenig verstanden wieso einem dies nun auch wieder weggenommen werden soll. Ihm an diesem Punkt etwas anderes zu geben was seine Hände beschäftigt, damit man das "gestohlene" wieder wegnehmen kann, bringt mehr als viele nichts bringende Diskussionen.
Besuche macht er vermutlich desshalb nicht mehr gerne weil es ihm immer schwerer fällt Gesprächen zu folgen und dadurch fühlt er sich schnell Ausgeschlossen. Wenn bei Demenz das logische Denken und das verstehen von Zusammenhängen immer mehr aussetzt, werden Gespräche schnell zu anstrengend. Oft hat dies Rückzug zur Folge. Selbstverständliches von früher und Erwartungen von Mitmenschen wird für den Dementen immer mehr verworren und verwirrender (Hochleistungssport). Je mehr wir Angehörigen versuchen das zurück zu holen was nicht mehr da ist, je mehr fühlt sich der Demente überfordert, was sich dann wiederum in Wut ausdrücken kann. Deinem Opa in "seiner" Welt zu begegnen, ihn von dort abzuholen wo er gerade steht, muss für dich, wo du ihn nicht oft siehst unheimlich schwierig sein.
Ich bin sehr froh, das deine Oma sich mit anderen Angehörigen von Demenzkranken trifft. Dieser gegenseitige Austausch ist unheimlich wichtig, um selbst wieder eine portion Kraft zu schöpfen und sich in seiner Not nicht einsam zu fühlen. Zu sehen wie auch andere Angehörige an ihre Grenzen kommen und desshalb schwere Entscheidungen treffen müssen, kann deine Oma ein bisschen von dem auch sie vermutlich, dauernd begleitenden schlechten Gewissen entlasten. Gerade bei langjährigen Ehen ist oft das Gefühl des Versagens da, wenn die Kraft nicht mehr reichen möchte.
Ich wünsche viel Kraft, von verschiedenen Seiten viel Einfühlungsvermögen und vorallem viel Liebe.
Grüsschen
Ursula