Von: LillNalle2 Gesendet: 11.08.2006 12:03
Hallo Ihr Lieben
Bin wieder aus Norwegen zurück, plus ein paar Campingtage weiter nördlich von Schweden. Kurz vor der Abreise, hat Erik so seine Wutphase gehabt.....Das heisst, er war wütend auf mich, weil seine Situation ist wie sie ist, weil er dort im Heim leben muss u.s.w. Zum ersten mal bin ich dort einfach mal weggelaufen und war selbst richtig sauer. Ich verstehe Erik sehr gut und vorallem wo sollte er mit seiner Wut sonst hin gehen? Meine unmöglichkeit an seiner Situation was zu verändern, hat mich in diesem Moment nur lahmgelegt, wütend und tief traurig gemacht. In dem Moment war ich schlichtwegs unfähig ihm irgendwie sinnvoll zur Seite zu stehen. Somit war für mich die geplante Norwegenwoche auch eine willkommene Flucht gewesen. Ich brauchte Ruhe und Distanz wie schon lange nicht mehr, um mich mit allem erlebten von neuem auseinander zu setzen. Als ich Erik nach dieser Woche zum ersten mal wieder besuchte war es ein Besuch zwischen Wut und Freude von seiner Seite her. Die Freude mich zu sehen, weckt bei ihm gleichzeitig auch sehnsüchte die nicht mehr erfüllbar sind und dies wiederum bewirkt bei ihm diese wut mir gegenüber um es für sich selbst erträglicher zu machen. Ich würde sagen, der Prozess vom abschied nehmen hat angefangen. Für mich der Abschied von Erik und für ihn der Abschied überhaupt. Manchmal will er nur schlafen, weil dies das Leben erträglicher macht, manchmal wiederum will er leben und daran glauben, das es wieder besser werden kann. Auch bei Demenz ist es so - die Hoffnung stirbt zuletzt. Manchmal weiss ich nicht mehr welche Phasen eigentlich wirklich die besseren sind. Weil jede einfach auch sehr viel mit psychischen Schmerzen verbunden ist - für ihn, wie für mich. Nach wie vor beschäftigt es mich sehr, um soviel wie möglich zu verstehen und begreifen zu können. Manchmal gibt es Tage wo ich ihn sehr gut dort abholen kann wo er gerade steht und wir beide es einfach nur geniessen können. Solche Tage lassen mich gut schlafen und geben die Bestätigung wie wichtig ein sinnvoller Tag ist. Aber ich denke es braucht auch die anderen - wie sonst könnte ich lernen, und vielleicht auch er. Alles hat eben seine Vor- und Nachteile, nur ist es in diesem Fall so oder so sehr intensiv.
Mehr darüber kommt später. Bis dahin wünsche ich euch allen sehr viel Kraft, die ein jedes einzelne von euch in Mengen braucht.
Eure Ursula