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| Probleme mit dem Pflegedienst | |
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Farina Wohnt oft hier
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| Thema: Probleme mit dem Pflegedienst Di 01 Jun 2010, 13:50 © Farina | |
| Hallo zusammen! Ich bin heute zum ersten Mal überhaupt in einem Forum unterwegs u. bitte um Nachsicht. Vielleicht stelle ich mich kurz vor: Ich bin 44, verheiratet, 2 Kinder, halbtags berufstätig u. mein Vater, 80, ist an Alzheimer erkrankt. Die Diagnose besteht seit Januar, Verdachtsmomente gab es aber schon früher. Er lebt in einer eigenen Wohnung in unserem Haus, ich versorge ihn hauswirtschaftlich, zu den Mahlzeiten kommt er zu uns. Er hat Pflegestufe 2, (abgesehen von seiner Demenz ist er Rheumatiker, herzkrank usw.) mit erhöhtem Betreuungsbedarf. Im Januar kam er ins Krankenhaus nach einem Sturz, an den er sich nicht erinnern konnte. Er holte uns nachts aus dem Bett, weil er meine Mutter suchte, die seit 5 Jahren tot ist, war erheblich im Gesicht verletzt u. absolut verwirrt. Im Krankenhaus wurde er untersucht, getestet und durch den MDK begutachtet. Sein Verhalten dort war die reinste Katastrophe: einnässen, einkoten, auf dem Flur urinieren,weglaufen, Verschwörungstheorien konstruieren, in denen mein Mann u. ich die Hauptrolle spielten usw., das volle Programm. Nach ca. 3 Wochen bekam er schließlich Reminyl, ein Galantaminpräparat, u. sein Verhalten verbesserte sich enorm. Wir haben uns dann dazu durchgerungen, ihn für 4 Wochen Kurzzeitpflege in eine Einrichtung für Demenzkranke zu bringen, in der Zeit seine Wohnung einigermaßen pflege-, bzw. behindertengerecht umzubauen u. ihn dann wieder nach Hause zu holen. Seit Mitte März lebt er also wieder bei uns und das geht auch einigermaßen, obwohl es mich u. meine Familie natürlich schon sehr belastet u. einschränkt. Es gibt aber ein großes Problem: Die körperliche Hygiene! Seit er wieder hier ist kommt täglich der Pflegedienst, aber mein Vater lehnt es konsequent ab zu duschen, sich zu waschen oder die Kleidung zu wechseln. Er benutzt praktisch kein Toilettenpapier u. wäscht sich weder nach der Toilette noch vor dem Essen die Hände. Es ist mittlerweile ekelerregend, wie er riecht und wie seine Kleidung aussieht. Die Schwestern vom Pflegedienst sagen, sie dürften ihn ja nicht zwingen zu duschen, das dürfte nur ich als Tochter! Wenn ich das könnte, bräuchte ich keinen Pflegedienst. Ich weiß absolut nicht was ich machen soll, lange halten wir das nicht mehr aus. Hat irgendjemand ähnliches erlebt? Kann mir jemand einen Rat geben? Bin für jede Anregung dankbar. |
| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Probleme mit dem Pflegedienst Di 01 Jun 2010, 14:46 © Biggi | |
| Liebe Farina, Willkommen bei uns im Forum. Zuerst möchte ich dir sagen, dass ich es toll finde, dass du dich um deinen Vater kümmerst. Das ist natürlich keine schöne Situation. Seine Wäsche könnte man ja hinter seinem Rücken waschen, aber das löst ja euer Problem nicht. Was ist denn, wenn du ihm einen Deal vorschlägst mit was ganz Tollem? Z.B. seine Lieblingsspeise oder einen gemütlichen Abend gemeinsam...o.ä. Ich muss zugeben, als es früher bei unserer Mutter so war, waren wir da nicht zimperlich. Es musste halt gemacht werden. Und meistens fühlte sie sich hinterher richtig gut (was ja auch kein Wunder war..) Es war dann ein paar mal mit ein bissl Druck, und dann war das Thema durch und sie lies sich freiwillig und gerne waschen. Viel Glück und alles Liebe Biggi
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| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Probleme mit dem Pflegedienst Do 03 Jun 2010, 07:13 © sylvia | |
| Herzlich Willkommen Farina, ältere Herren kenne doch meist den Badetag Samstag, so hab ich es bei meinem Papa gemacht. Der Pflegedienst schafft das nicht, nur die liebe einer Tochter und kleine Tricks, wie unsere Biggi es schrieb. Alles Gute. LG Sylvia
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| | | Farina Wohnt oft hier
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| Thema: Probleme mit dem Pflegedienst Do 03 Jun 2010, 19:17 © Farina | |
| Hallo Sylvia, erst mal Danke für dein Interesse, aber das ist es auch nicht. Mein Vater war absoluter Duschfanatiker, er hat bis vor ca. 8 Monaten wirklich täglich geduscht, sich rasiert und immer Wert auf ein gepflegtes Äußeres gelegt. Es ist ja auch nicht so, dass er sagt " ich will nicht duschen", er glaubt ja wirklich er hätte wie immer geduscht u. frische Kleidung angezogen. Korrigieren wir ihn, wird er sehr wütend, schwer beleidigt und unterstellt wir wollten ihn in den Wahnsinn treiben. Definitiv hat er seit dem 2. Mai kein Kleidungsstück gewechselt! Selbst zu Schlafen zieht er höchstens die Pantoffeln aus, und auch das nicht immer. Man braucht nicht viel Phantasie um sich vorzustellen wie seine Kleidung inzwischen aussieht u. riecht. Er zittert beim Essen so sehr, dass grundsätzlich die Hälfte daneben geht, das meiste isst er mit den Fingern, die er dann an seiner Kleidung abwischt, obwohl eine Serviette neben seinem Teller liegt. Manchmal macht er das so demonstrativ, dass ich glaube, er will uns provozieren, dann wieder macht er einfach nur einen total überforderten, absolut verwirrten Eindruck. Wir befürchten jedenfalls, dass seine absolute Unsauberkeit irgendwann zu Hautinfektionen o.ä. führen wird. Die Schwester vom Pflegedienst hat sich bei mir darüber beschwert, dass sie bei jedem Besuch die Fenster aufreissen müsste, weil mein Vater so riecht.
Ich weiss einfach nicht mehr weiter, als wir beschlossen ihn wieder nach Hause zu holen, habe ich geglaubt mit einem Pflegedienst würde es schon klappen. Schließlich sind das Profis. Aber das genaue Gegenteil ist der Fall, und lange halten wir das nicht mehr aus. Trotzdem bedanke ich mich für jeden Rat, allein das alles mal auszusprechen tut gut. |
| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Probleme mit dem Pflegedienst Do 03 Jun 2010, 20:27 © Biggi | |
| Hallo Farina, du hattest ja schon eine Antwort von mir. Ich denke einfach, dass ihr jetzt auch mal durchgreifen müsstet. So geht es ja für alle Beteiligten nicht weiter. Es hört sich vielleicht hart an, was es im Endeffekt gar nicht ist, aber dann muss er mal zu seinem Glück hingeführt werden... Versucht es als Familie ihn zu waschen oder sucht euch einen kompetenten Pflegedienst, der mithilft. Die späteren Schäden könnten schlimmer ausfallen, als die wochenlange Rücksichtnahme. So unangenehm es ist, aber manchmal wird man gezwungen auch gegen den Willen der Dementen zu handeln. Er kann es nicht mehr entscheiden, also seid ihr an der Reihe seine Entscheidung in die Hand zu nehmen. Viel Glück und einen dicken LG Biggi
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| | | Farina Wohnt oft hier
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| Thema: Probleme mit dem Pflegedienst Fr 04 Jun 2010, 12:18 © Farina | |
| Danke noch mal, Biggi, wahrscheinlich hast du absolut recht, wir müssten einfach durchgreifen. Das ist wohl mein Problem. Meine Schwiegermutter meinte schon, ich hätte für sowas ein zu weiches Herz, aber villeicht sollte man besser weiche Birne sagen. Heute habe ich frei, prompt hat sich die Pflegedienstschwester wieder bei mir beschwert. Er hat wieder behauptet geduscht zu haben, aber das Bad (bodengleiche Dusche) ist staubtrocken usw.. Er hat die Schwester beschimpft u. beleidigt. Die Schwester meint, irgendwann käme der MDK zur Kontrolle und würde die Pflegestufe herabsetzen, wenn mein Vater behauptet allein zu duschen. Hat irgendjemand Erfahrungen dieser Art gemacht? Müssen die nicht bei Dementen die Aussagen der Angehörigen u. des Pflegepersonals stärker berücksichtigen? Aber zurück zum eigentlichen Problem, wie sieht das eigentlich aus, wenn man den Psychosozialen Dienst des Gesundheitsamtes benachrichtigen würde, oder die Pflegeberatung der Krankenkasse? Ich habe eigentlich keinen Bedarf, irgendwelche Behörden oder Institutionen mit in die Sache hinein zu ziehen, und ich glaube auch nicht wirklich, dass es hilfreich wäre. Tatsache ist, ich kann nicht zu meinem Vater gehen u. ihn zum Duschen oder Umziehen zwingen, nennt mich Weichei, aber so sieht die Sache aus. Meine Geschwister können / wollen es auch nicht. Könnte mit unserer Familienbiographie zu tun haben, aber darauf möchte ich nicht näher eingehen. Anderer Pflegedienst, daran habe ich auch schon gedacht und mich erkundigt. Zwingen darf ihn niemand, es gibt in unserer Gegend allerdings einen Pflegedienst der sich auf Demenzpatienten spezialisiert hat. Leider reicht dann das Pflegegeld nicht mehr, und da mein Vater eine sehr kleine Rente hat, müssten wir das übernehmen, das ist einfach nicht machbar. Trotzdem, schön, dass ihr euch so viele Gedanken macht! Bis dann, Farina |
| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Probleme mit dem Pflegedienst Fr 04 Jun 2010, 12:54 © Biggi | |
| Liebe Farina, du bist ganz bestimmt kein Weichei, jeder ist nun mal anders. Sonst fällt mir aber leider nichts anderes ein, wie ihr ihn zum Waschen bewegen könnt. Wenn der MDK kommt, hört er sich auch die Angehörigen an. Wenn ihr ihm plausibel macht, dass vieles nicht so ist, wie er es sagt, wird das natürlich berücksichtigt. In der Hinsicht würde ich mir keine Gedanken machen. Wieso würde das Pflegegeld bei einem anderen Dienst nicht mehr reichen? Unser Dienst ist auch auf Demenz geschult und liegt im Schnitt von den Kosten her wie die anderen. Was meinst du genau mit dem Gesundheitsamt? Geht es dir dabei um das Waschen deines Vaters? LG Biggi
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| | | Farina Wohnt oft hier
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| Thema: Probleme mit dem Pflegedienst Mo 07 Jun 2010, 15:28 © Farina | |
| Hallo Biggi, unser Pflegedienst ist der Günstigste den ich gefunden habe, bei Pflegestufe 2 bleiben im Schnitt 28 € vom Pflegegeld im Monat übrig. Alle anderen Dienste die ich angefragt habe, sagten mir wir müssten noch selber zuzahlen, u. das ist bei der kleinen Rente meines Vaters schwierig. Ich finde es teilweise ganz schön happig, was da berechnet wird, u. wenn ich bedenke, was ich alles noch tun muss und was der Pflegedienst nicht auf die Reihe kriegt! Da kann man schon mal über die polnische Krankenschwester nachdenken. Stichwort Gesundheitsamt: Ich habe gehört, dass in Fällen von Verwahrlosung der Psychosoziale Dienst des Gesundheitsamtes eingeschaltet werden kann. Was die dann machen, weiß ich aber nicht, u. vielleicht müsste man da ein bißchen vorsichtig sein, aber das weiß ich ja eben nicht. Jetzt habe ich aber noch ein anderes Problem: Mein Vater hat am Wochenende sein halbes Sofa abgefackelt (Ketteraucher)! Der Rauchmelder ist nicht losgegangen, wahrscheinlich weil die Terassentür offen stand u. die Rauchkonzentration nicht so hoch war. Jetzt hab' ich Schiss, hier brennt die Hütte ab. Mein Vater hat keine Versicherung, ich versuche jetzt eine Haftpflicht zu finden, die auch Demenzkranke zu bezahlbaren Beiträgen versichert. Hat da jemand eine Empfehlung?
Vielen Dank u. liebe Grüße
Farina |
| | | Biggi Moderator
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| | | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Probleme mit dem Pflegedienst Mo 07 Jun 2010, 17:17 © sylvia | |
| Liebe Farina, schau mal hier: http://www.forium.de/redaktion/karstadtquelle-versicherungen-startet-neue-demenz-versicherung/ LG Sylvia
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| Thema: Re: Probleme mit dem Pflegedienst Mi 09 Jun 2010, 11:12 © Admin | |
| Liebe Farina Hygiene ist, oder besser gesagt wird bei jedem Dementen irgendwann zum Problem. Dabei gibt es immer wieder so "Zwischenphasen", wo das eine nicht mehr funktioniert, aber das Neue (Hilfen) doch noch nicht wirklich angenommen wird. Bei unserem Erik viel mir damals irgendwann mal auf, das seine Zehennägel extrem lange waren, da er entweder diese zu schneiden vergass, oder ihm dies zu mühsam wurde. Ich durfte ihm diese schneiden, damit er es von den Füssen her wieder bequemer hatte. Da sich diese bei ihm jedoch nur schneiden liessen wenn man sie erst einweichte, durfte ich ihm gleichzeitig auch ein Fussbad machen. Irgendwie verhalf dies, die erste Hemmschwelle der Körperpflege zu nehmen (für uns Beide). Als nächstes waren dann die Fingernägel dran, weil sich diese doch so schwer mit der linken Hand schneiden lassen. Dann kam das Rasieren, weil doch dieses modell Rasieraparat so mühsam zu bedien war . So hatten wir Schrittweise eine durchaus mit Humor gefüllte alltägliche Zeremonie gefunden, die Schrittweise erweitert wurde.....Kleider wechseln, war auch etwas wo er von sich aus nicht mehr gemacht hat. Als er mich nachts mal weckte weil er schwitzte und es so heiss war (da kann man entweder durch Heizung, oder eine zu dicke Bettdecke etwas nachhelfen), empfahl ich ihm die Kleider auszuziehen und legte ihm etwas für die Nacht "viel bequemeres" hin. Die ausgezogenen Kleider kamen dann direkt in die Wäsche und für den nächsten Morgen hatte ich ihm frische Kleider bereit gelegt.... Zu sagen, dusche dich mal, oder wasche deine Hände, oder du riechst unangenehm, hätten da rein gar nichts gebracht. Schliesslich konnte er diese Gerüche selber gar nicht wahrnehmen, da diese ja dauernd um seine Nase herum vorhanden waren. Und den Rest machte die Vergesslichkeit aus. Also musste es immer andere Gründe geben um zum Waschen zu animieren. Z.B. gemeinsam auswerts essen zu gehen und sich dafür speziell hübsch zu machen. Wenn die Antwort kam, "ich bin doch hübsch genug", dann hilft manchmal auch zu sagen: "Ich weiss du kannst dich noch viel hübscher machen - und wenn du es nur mir zuliebe, zu diesem speziellen Anlass tust". Händewaschen könnte eventuell erreicht werden, wenn man was ins Waschbecken legt und ihn darum bittet, ob er nicht einem zuliebe schnell diesen Gegenstand abwaschen und spühlen könnte. Die Intimsbereich-Hemmschwelle wurde bei uns abgebaut, weil ich Erik auswärts immer häufiger die Toilette zeigen musste und ihn somit auch begleitete - später dann auch zu Hause. "Freundlicherweise" hatte ich ihm dann ab einem gewissen Punkt auch gleich das Toilettenpapier gereicht. Hatte er sich nach dem Stuhlgang mal nicht ordentlich gereinigt, dann ging es nicht lange bis sich ein Brennen bemerkbar machte und somit einen guten Grund gab, diesem mit waschen Abhilfe zu verschaffen. In den meisten Fällen tun sich Männer weniger schwer mit ihrer Intimbereichs-Hemmschwelle als Frauen. Schon alleine desswegen, weil zu der Zeit als sie noch Kinder waren, den Buben weniger eingebläut wurde das ihr Intimbereich auch ja keiner sehen darf. Männer sind sich ja ausserdem auch gewohnt, sich nur an den Wegrand zu stellen zum Pinkeln, wärend Frauen erst noch ein gut verdeckendes Gebüsch suchen müssen u.s.w. Eigentlich war bei uns der Weg zur "mithelfenden Hygiene" irgendwie schrittweise ziemlich natürlich verlaufen und wurde ein ganz selbstverständlicher und natürlicher Bestandteil unseres Alltages. Allerdings ging waschen immer besser als Duschen. Irgendwie scheinen viele Demente eine art Angst vor Wasser zu entwickeln. Manchmal muss auch der richtige Zeitpunkt abgewartet werden und funktioniert somit auch nicht immer zur genau gleichen Tageszeit. Oder an gewissen Tagen auch mal überhaupt nicht. Auch Erik war Raucher und dieses Vergnügen wollte ich ihm auch nie nehmen. Schliesslich wissen mein Mann und ich selber wie es ist Raucher zu sein Allerdings musste ich dies bei Erik immer mehr überwachen. Er konnte manchmal eine Zigarrette anzünden diese in den Aschenbecher legen und gleich die nächste anzünden. So lagen manchmal bis zu 5 brennenden Zigarretten gleichzeitig im Aschenbecher. Es schien mir, das ihm das Anzünden der Zigarretten mehr Freude machte als das Rauchen selber. Auch bei uns gab es leider einige Löcher in Möbel, Boden u.s.w. Von da an durfte ich ihn nur noch kontrolliert rauchen lassen. Sprich - wir genehmigten uns einfach nur noch gemeinsame Rauchpausen.....Mit der Zeit, verhalf dann die Demenz dazu, das Erik schlichtwegs vergass Süchtig zu sein. Von einem Tag zum anderen wurde er so zum Nichtraucher - ohne Entzugserscheinungen. Allerdings lebte Erik mit uns in den selben 4 Wänden und da er bei uns einzog (in unser Reich), war vermutlich einiges für mich leichter im Alltag zu bewältigen, als es für dich ist. Erst recht da ich nicht Arbeitete und somit immer in seiner Nähe war. Aber vielleicht kannst du ja dennoch das eine oder andere auch bei euch umsetzen. Versuche es einfach mal, dann wissen wir mehr Liebe Grüsse und viel Kraft wünscht dir Ursula
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | jellyamber Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Probleme mit dem Pflegedienst Do 10 Jun 2010, 10:17 © jellyamber | |
| Liebe Farina, ich weiß nicht, ob das im Fall deines 80jährigen Vaters geht, aber ich habe in der Alzheimeranghörigenfortbildung (kann ich nur empfehlen!!!) gelernt, wenn alle Stricke reißen und Körperpflege nicht mehr geht, kann man versuchen, mit dem Dementkranken ins Hallen- oder Freibad Schwimmen zu gehen. Uuuh, uuh, nicht kreischen, denn vor dem Schwimmen müssen wir ja alle duschen... und vielleicht kann das ein männlicher Angehöriger mit dicker Haut und guten Worten übernehmen und einen schönen Ausflug daraus machen. Wie gesagt, ist wahrscheinlich nur ein bedingt umsetzbarer Tip. Meine Mutter veranstaltet jeden Morgen einen Mörderaufstand mit Heulen, Zetern bis hin zum Boxen. Ich pflege sie selber nicht und könnte das weder körperlich noch psychisch machen. Allerdings haben wir super viel Glück mit dem Pflegedienst, die damit umgehen können und immer einen Weg finden mit Worten, einen Zugang zu ihr. Und manchmal geht es eben nicht, dann wird verschoben. In der Regel ist sie nach dem Waschen wieder völlig normal und lieb und umgänglich. Was hilft sind wirklich die kleinen Schritte und Hinweise auf identitätsstiftende Werte, z.B. so blöd das auch klingt, ein "Soldat" wäscht sich und seine Kleidung. Du schreibst, das der Umgang mit deinem Vater für dich und deine Geschwister eher belastet ist. Das verstehe ich sehr gut. Man muss regelrecht kreativ werden, um sich Zugänge zu schaffen und zu finden, denn die Lebenswirklichkeit unserer Eltern war und ist eine ganz andere als unsere. Ich habe Glück und meine Eltern haben Humor und Pragmatismus. Was hat dein Vater, was du an ihm magst? Vielleicht gibt es da ein Türchen zum Waschen.... Und jetzt noch ein ganz "blöder" Tipp: schütt aus Versehen ein Kanne mit Saft um, so dass er es abbekommt, d.h. versuch ins Extrem zu gehen, dass er so nass wird, dass er sich ausziehen möchte. Vielleicht hast du dann eine Chance, ihn aus den dreckigen Klamotten und unter die Dusche zu bekommen. Ob das wohl funktioniert? Ehrlich gesagt - ich habe das noch nicht ausprobiert.... Ich bin eher der Meinung, den Pflegedienst zu wechseln und von vorne herein die Problematik zu besprechen. Jeder Pflegedienst ist eigentlich auf Demenz "spezialisiert", aber es gibt eben welche, die nur nach Schema F pflegen und andere, die den Menschen vor sich kreativ und individuell betrachten und damit umgehen. Das sind meiner Meinung die besseren. Und bloß nicht an dem einen Pflegedienst kleben bleiben, manchmal muss eine Runde mehr drehen, um den für alle Beteiligten, auch für dich, passenden Pflegedienst zu finden. Zur Finanzierung: Ja, manchmal reicht die Pflegestufe II nicht aus und für die III reicht es noch nicht. Unser Pflegedienst ist dabei aber sehr flexibel und verrechnet auch die Medikamentengabe mit, die der Hausarzt verschreibt. Das klingt jetzt vielleicht illegal, aber ist Alltag. Habt ihr schon eine Medikamentengabeverordnung von eurem Hausarzt bekommen? Und habt ihr das zusätzliche Betreuungsgeld für Dementerkrankte (max. 200,-€) beantragt? Das könntest du zur Aufpolsterung der Finanzierungslücken verwenden. Habt ihr schon Befreiung von der Zuzahlung beantragt? Spart auch eine Menge Geld. Weia, eine Menge Papierkram, aber mit der Zeit bekommst du Übung darin und auch da sollte der Pflegedienst dir helfen wollen und können. Und zum Gesundheitsamt: Ja, psychosoziale Dienste können wirklich gut beraten. Das nicht waschen wollen deines Vaters ist dort Erlebnisalltag, aber niemand wird in Deutschland unter Betreuung gestellt oder in die Psychiatrie eingewiesen, weil er verwahrlost. Man darf wirklich bis zum letzten Ende stinken, sich nicht waschen, Ekzeme haben bis zum Abwinken und unter der Brücke leben. Das ist die Selbstbestimmung und Freiheit im Grundgesetz. Gott sei Dank ist das so, denn wer will da die Grenze setzen? Puuh, heute stinkst du mindestens Grad 4, also ab dafür.... Nein, ERST wenn ein Mensch sich selber oder andere gefährdet kommt es zu einer Einweisung mit gerichtlichem Beschluss. Das ist bei deinem Vater nicht der Fall. Gefährdung liegt nur dann vor, wenn es um sich oder anderen das Leben nehmen geht. (Insofern lass dich wegen der Abfakelgefahr auch beraten). Sieh eher den psychosozialen Dienst als eine gute Beratungsstelle, die wirklich täglich mit diesen Problemen zu tun haben und auch Lösungen dafür kennen. Und ja, irgendwie ist es blöde, wenn plötzlich immer mehr Menschen in unser Leben treten, die mitreden wollen oder können. Aber irgendwann schafft man das nicht mehr alleine und freut sich über jede Begleitung, die die Last mit einem teilt. Ich finde es toll, dass du dir so viele Gedanken machst und Hilfe suchst, weil du dir deiner Belastbarkeitsgrenzen bewußt bist. Das ist ein echt guter Schritt |
| | | Martina Ist hier Zuhause
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| Thema: Probleme mit dem Pflegedienst Do 10 Jun 2010, 13:14 © Martina | |
| Die Sache mit heulen, zetern und boxen kommt mir bekannt vor. Auch ein Fusstritt ist schon mal drin, wenn man irgendwas nicht möchte. Aber "unsere" Schwester ist da auch ganz toll, versucht es mit viel Geduld und wenn es mal garnicht geht - ok, an einem ungewaschenen Tag wird sie nicht sterben. Wenn ich hier so lese, dann denke ich manchmal, ein guter Pflegedienst ist Gold wert und scheinbar nicht immer leicht zu finden. Liebe Farina, bei Pflegestufe 2 bleibt nix übrig? Also wir haben den Pflegedienst der Diakonie und es bleibt immer Geld übrig, obwohl für die Tages- und Verhinderungspflege auch nochmal prozentual was abgezogen wird. Das scheint mir sehr merkwürdig zu sein. Ein guter Tip ist auch der Hinweis auf die zusätzlichen Betreuungsleistungen. Wenn nicht schon geschehen, solltest Du Dich bald drum kümmern. LG Martina |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Probleme mit dem Pflegedienst Do 10 Jun 2010, 13:26 © sylvia | |
| Liebe Martina, da sprichst was wahres aus - guter Pflegedienst gold wert. Ich hatte leider nicht das Glück bei meinem Papa. Den vom DRK mußte ich rausschmeißen, weil er Lügen verbreitete und in sein Büchlein schrieb. Der zweite erkannte nicht mal das Wasser in Beinen und Hand. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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